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158 Der arme Copist und sein Spatz.

Die Brücke.

Es hat Ercellenz, der Herr Präsident,
Einen prächtigen Papagey;

Und wenn ich das Ding so recht beschau;
So passen zusammen die Zwei.

Sie wohnen Beide in goldenem Haus,

Sie leben in sorgloser Ruh,

Und schauen so recht von Oben herab,
Dem Treiben der Ucbrigen zu.

Ich orgle fort und fort das alte Lied,

Und mir im Herzen klingt es wieder leise.

S' war unser Marsch! — Auch er ward invalid,
Und Niemand kennt sie mehr die alte Weise.

Wo sind die Tapfer», die sie einst entflammt
Zu kühner That? Nur Einer blieb zurücke
Von all' den Kriegskameraden insgesammt:

Ein alter Bettler steht er aus der Brücke!

Der Bureauvorstand er hat einen Staar;

Man denke, welch' treffliche Wahl!

Es passen der Vogel und mein Herr Chef
Ganz gut für einander zumal.

Es schimpfet der Staar wohl den langen Tag,
Und plaudert die Köpfe uns voll;

Und unser Herr Vorstand, daß Gott erbarm'!
Er treibt eö gerade so toll.

Ich aber, ich Hab' einen kahlen Spatz;

Wie herrlich das Alles sich giebt;

Ein schäbiger — alter — verkomm'ncr Gesell,
Und doch von mir treulich geliebt.

Er schreit um's Futter, ich schreibe nm's Brod,
Und oftmals auch hungern wir Zwei;

Ein Bettler er, und nichts bcss'reS ich selbst —
Welch gesegnete Compagnei!

Hier zog ich einst vorbei, ein junges Blut;

Das Vaterland, der Kaiser rief zum Streite.

Ein grünes Reiölein flog auf meinem Hut,

Das Eisen klirrte stolz an meiner Seite.

Auch Sie war da. — Sie bot den letzten Gruß
Dem Freunde, der da schied, mit nassem Blicke.
Ein letzter Händedruck, ein letzter Kuß,

Und vorwärts ging cs über diese Brücke.

Ich kehrte heim, gestützt auf meinen Stab,

Ich frng nach Ihr bei jeder offenen Pforte.

Da wies man draußen mir ein frisches Grab,
Ich wankte stumm hinaus zum stillen Orte.

Von ihren: Grabe brach ich mir ein Reis
Und ließ mein Herz gebrochen dort zurücke.

Das Reiölein ist verdorrt, mein Haar ist weiß:
Ein alter Bettler steh' ich auf der Brücke.

Vergeß'ner Posten, orgle fort dein Lied!

Geduldig zählen mußt du Stund' um Stunde.
Bis nach dem letzten Mann der Feldherr sieht,
Ihn endlich abzulösen schickt die Runde.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der arme Copist und sein Spatz" "Die Brücke"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Sperling
Wohlstand
Geliebte <Motiv>
Militär <Motiv>
Soldat <Motiv>
Star
Sessel
Kea <Papagei>
Schimpfen
Auszug
Präsident
Brücke <Motiv>
Abschied <Motiv>
Armut
Karikatur
Krieg
Vorstand
Sozialstatus
Schriftsteller <Motiv>
Liebe <Motiv>
Umarmung <Motiv>
Hierarchie <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 43.1865, Nr. 1062, S. 158

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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