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Der Rathskcller

Pfeife gefällig, Baptiste? fragten seine Edeln.

Der grausige Gast nickte. Stillschweigend nahm mir
der Amtmann meine auS dem Mund und steckte sic meinem
Nachbar zwischen die wackligen Zähne.

Lange nicht geraucht, sagte dieser, sich behaglich deh-
nend und blies mir dicke Rauchwolken in's Gesicht, daß mir's
ganz wirklich im Hirne wurde.

Ex fumo lucem, sagte Amtmann Bcndorf, und klopfte
dem Puppenberg auf die Schulter, daß sic klapperte.

Nicht so stark, Euer Edeln, meinte Puppenbcrg. Sinte-
malen Alles sehr tofe an mir ist.

Bei diesen Worten floß der letzte Tropfen Wein dem
Puppenberg durch die Kehle, er klopfte den letzten Tabak
aus seiner Pfeife und lehnte sich in seinen Stuhl zurück.

Wcrden's lange nicht so wieder haben, sagte der
Amtmann.

Und Euer Edeln auch nicht, erwiedcrtc Jean Baptiste,
indem er sich die Aermel aufwickelte, ein Paar Arme zeigend,
so nackt und knöchern ausgesehen haben.

Wcßhalb? fragten seine Edeln und lächelten still
vergnügt.

Weil ich Sic mitnehme, erwiderte Jean Baptiste.
Euer Edeln leiden an einem schlechten Gedächtniß, sonst
würden Sie sich noch entsinnen, was ich dem Kcllerschließer
Eberhardt gesagt, als ich heute vor 50 Jahren von dannen

fuhr, sintemalen ich bis dato inopiam der nöthigen tem-
poris gehabt, habe ich es unterlassen, aber heute müssen Euer
Edeln d'ran glaubm.

Possen, sagten seine Edeln, und blickten kreuzfidel drein.
Possen! Was erschrecken Sie mir so den armen Kerl da,
mit der lcichenspitzen Nase. Verlohnt sich ja gar nicht der
Mühe, Liebwcrthcster!

Verlohnt sich doch der Mühe, Edelgeborenster! sagte
aber der Gräßliche und rückte seine Edeln auf den Leib.

Scheer' er sich fort, Puppenberg, rief dieser aber nun
ängstlich werdend. Er wird mir doch keine Visematenten
machen? Scheer' Er sich fort!

Nicht ohne Euer Edeln, lispelte der Andere, sich mit
höflicher Courtoisie, so sich aber damals gräulich ausgenom-
men, vor ihm verneigend.

Fuchsberg, geb' Er dem Kerl 'neu Tritt, ich erlaß ihm
auch seine poena! schrie Amtmann Bendorf. Er drückt mir
ja den Kopf ein.

Aber ich war wie angenagelt vor übergroßer Alteration.
Schrecklich hörte ich den Amtmann in lang gezogenen Jammer-
töncn schreien. Dann ward Alles still.

Daß dies der Wahrheit gemäß geschehen und vorgefallen
im Rathskeller zu Marienheim in der Nacht vom 11. bis
12. September 1794 beschwöre ich, so wahr mir Gott helfe
u. s. w."

(Fortsetzung folgt. >

Aus Baden-Baden.

„Wie, — Sie reisen schon ab?" — „Ja, ich gehe
in's Wilvbad." — „Herr, Sie machen einen dummen Streich.
Sehen Sic, hier werden Sie ausgezogen — in Wildbad
müssen Sic sich selbst ausziehcn."

„Sie haben eine Flasche Markgräfler, macht 1 fl. 12 kr."

— „EineFlasche? Das ist ja höchstens eine halbe. — „Ich
habe Ihnen eine Flasche gebracht, Sie sagen, daß Sie eine
halbe Flasche haben, macht 36 kr., macht 1 fl. 48 kr. ohne
Service." — „Daö ist aber infam, bei uns in Mecklenburg—"

— „So, Sie sind aus Mecklenburg? Ja dann wisicn Sie
fteilich nicht, waö Gewcrbefreiheit heißt."
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aus Baden-Baden"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gast
Wortspiel
Baden-Baden
Empörung
Mecklenburger
Gartengaststätte
Spott
Weinflasche
Gewerbefreiheit
Karikatur
Kur
Preis
Wein
Kellner
Spielbank <Motiv>
Bad Wildbad
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 47.1867, Nr. 1149, S. 20

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