Damit war die Sach- abgcthan und Bcutclfeld konnte
j-ht ruhig behaupten, daß Sperlings Forderung ausgeglichen
fei- Sperling hatte aber nur noch einen Wunsch, nämlich
er wollte wo möglich seinem Feinde nie wieder begegnen, und
dieser Wunsch ist ihm erfüllt worden, denn Bcutclfeld, der
mit Recht ein Meister in der Kunst zu borgen genannt
werden konnte, verschwand seit jener Zeit spurlos aus W.
und Niemand weiß, welche andere Stadt er darauf zum
Schauplatz seiner Versuche im höheren Creditfachc erwählt hat.
„Könnt Ihr mir aber garantircn, daß daö Pferd auch
fromm ist?" — „Das wollt' ich meinen, cs ist ja erst gestern
noch mit sammt dem Wagen in d' Kirch' hinein gelaufen."
Die Kunst, zu borgen.
inncrn sich wohl noch, Herr von Bcutclfeld, cs waren
anfangs fünfundzwanzig Dhaler und dann kamen noch zehn
Dhalcr hinzu."
„Ach ja — ganz Recht! — ich entsinne mich jetzt dunkel
dieser Angelegenheit," rief nach einiger Ucberlcgung Beutel-
feld. „Aber wisien Sie was, lieber Mann, machen Sie sich
keine Sorgen; ich will Sie jetzt nicht drängen, weil ich augen-
blicklich das Geld nicht so nöthig brauche. Zahlen Sic
! mir es nur zurück, wenn cö Ihnen gerade paßt!
Adieu, Meister Sperling!"
Hiermit wandte sich Bcutelfelv weiter und setzte ganz
arglos seine Unterhaltung mit der Dame fort.
Sperling aber stand da mit offenem Munde, regungs-
los wie eine Bildsäule, so daß die Vorübergehenden sich des
Lachens nicht enthalten konnten. DicS erst brachte den über
jene unerhörte Frechheit ganz verblüfften Schneidermeister wie-
der zur Besinnung. Sein Aerger über die eben erlittene
schmachvolle Abfertigung aber kannte keine Grenzen. Auf
offener Promenade war er so rücksichtslos behandelt worden,
daß nicht Bcutclfeld, sondern er selbst in den Augen der zu-
fälligen Zeugen als leichtsinniger Schuldenmacher erscheinen
mußte. Sollte Sperling dem schändlichen Menschen nochmals
nachlaufen, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen? Wer aber
bürgte denn dem braven Meister dafür, daß Bcutclfeld rhn
nicht abermals in so frecher Weise abfertigtc?
Nein — Sperlings Plan war ein anderer, der cme
radikale Hilfe versprach. Der Meister eilte sogleich nach
Haus, holte das Schuldbuch herbei und — zog durch das
Conto Bcutclfcld's übcr'sKrcuz zwei dicke Striche.
„Nun Franz, wie gefällt Dir das Porträt meines Herrn
Grafen?" — „Der gnädige Herr sind sehr gut getroffen,
wirklich sehr gut — nur im Gesicht nicht."
Das frommc Pferd.
j-ht ruhig behaupten, daß Sperlings Forderung ausgeglichen
fei- Sperling hatte aber nur noch einen Wunsch, nämlich
er wollte wo möglich seinem Feinde nie wieder begegnen, und
dieser Wunsch ist ihm erfüllt worden, denn Bcutclfeld, der
mit Recht ein Meister in der Kunst zu borgen genannt
werden konnte, verschwand seit jener Zeit spurlos aus W.
und Niemand weiß, welche andere Stadt er darauf zum
Schauplatz seiner Versuche im höheren Creditfachc erwählt hat.
„Könnt Ihr mir aber garantircn, daß daö Pferd auch
fromm ist?" — „Das wollt' ich meinen, cs ist ja erst gestern
noch mit sammt dem Wagen in d' Kirch' hinein gelaufen."
Die Kunst, zu borgen.
inncrn sich wohl noch, Herr von Bcutclfeld, cs waren
anfangs fünfundzwanzig Dhaler und dann kamen noch zehn
Dhalcr hinzu."
„Ach ja — ganz Recht! — ich entsinne mich jetzt dunkel
dieser Angelegenheit," rief nach einiger Ucberlcgung Beutel-
feld. „Aber wisien Sie was, lieber Mann, machen Sie sich
keine Sorgen; ich will Sie jetzt nicht drängen, weil ich augen-
blicklich das Geld nicht so nöthig brauche. Zahlen Sic
! mir es nur zurück, wenn cö Ihnen gerade paßt!
Adieu, Meister Sperling!"
Hiermit wandte sich Bcutelfelv weiter und setzte ganz
arglos seine Unterhaltung mit der Dame fort.
Sperling aber stand da mit offenem Munde, regungs-
los wie eine Bildsäule, so daß die Vorübergehenden sich des
Lachens nicht enthalten konnten. DicS erst brachte den über
jene unerhörte Frechheit ganz verblüfften Schneidermeister wie-
der zur Besinnung. Sein Aerger über die eben erlittene
schmachvolle Abfertigung aber kannte keine Grenzen. Auf
offener Promenade war er so rücksichtslos behandelt worden,
daß nicht Bcutclfeld, sondern er selbst in den Augen der zu-
fälligen Zeugen als leichtsinniger Schuldenmacher erscheinen
mußte. Sollte Sperling dem schändlichen Menschen nochmals
nachlaufen, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen? Wer aber
bürgte denn dem braven Meister dafür, daß Bcutclfeld rhn
nicht abermals in so frecher Weise abfertigtc?
Nein — Sperlings Plan war ein anderer, der cme
radikale Hilfe versprach. Der Meister eilte sogleich nach
Haus, holte das Schuldbuch herbei und — zog durch das
Conto Bcutclfcld's übcr'sKrcuz zwei dicke Striche.
„Nun Franz, wie gefällt Dir das Porträt meines Herrn
Grafen?" — „Der gnädige Herr sind sehr gut getroffen,
wirklich sehr gut — nur im Gesicht nicht."
Das frommc Pferd.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Kunst, zu borgen" "Ein gelungenes Portrait" "Das fromme Pferd"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 47.1867, Nr. 1166, S. 159
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg