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Wildröslein,
m.
Jung Mägdlein, mach' eilends Dein Fenster ans,
I Es ziehet der Bursche das Thal herauf,
Er eilet und jauchzet vor Freude:
„Wildröslein, Wildröslein, und blühest du noch?
j Schön's Mägdlein, schön's Mägdlein und denkst du mein noch?
Ich grüß' euch! wo seid ihr, ihr Beide?"
Das Mägdlein öffnet ihr Fenster schnell:
[ „Willkommen, willkommen, Du lieber Gesell!
Sag' an, wo that'st Du verweilen?
Wildröslein, es welkt nicht, es blühet noch heut,
Dein Hab' ich gedacht und geharret bis heut —
Willst wiederum weiter Du eilen?"
Reisender: „Kellner, sagen Sie mir einmal im Ver-
trauen, warum hier ans den Rhein-Dampfbooten die Milch
so gering und wässerig ist, daß der an und für sich schon
sehr verdünnte Kaffee ganz ungenießbar wird?" — Kel l-
iter: „Da Sie sich an mein Vertrauen wenden, so darf ich
Ihnen die Wahrheit nicht vvrenthalten Unsere Schiffsknh
frißt nur Gras von gut gewässerten Wiesen und läßt die
i Milch nur dann gehen, wenn sie im Rhein gemolken wird
und bis zum Euter in: Wasser steht. Natürlich ist nicht zu
vermeiden, daß Wasser und Milch in den Kübel znsammen-
fließen. Ich kann Sie aber ans Ehre versichern, daß wir j
I nur Rhein-Milch 31111t Kaffee abgeben. Wenn Sie aber !
wünschen — ich kann Ihnen auch Liebfrauenmilch vor-
setzen, Es ist hier für jeden Geschmack gesorgt.
II
Das Mägdlein sah noch lange
Das Wiesenthal hinab,
Blickt dann auf's Rvslein nieder:
„Sag' an, kommt er wohl wieder,
Der liebe, fremde Knab?"
Thät d'ranf das Rvslein stellen
Jn's Wasser still und sacht:
„Bist, Röslein, bald verblühet,
Der in die Fremde ziehet,
Vergißt mich über Nacht,"
Hub als am andern Morgen
Vom Schlaf sie anferstand -
„Wildröslein, blühst noch immer?
So sei dein Heller Schimmer
Mir seiner Lieb' ein Pfand!"
Wildröslein thät nicht welken,
Blüht fort so manchen Tag,
Sie harrt in stillem Glücke
„Er kommt gewiß znrücke
Doch wann? mein Rvslein, sag!
„Viel Dank, viel Dank, schönes Mägdelein!
. Und willst Du nun werden mein Liebchen fein,
! Sv sollst Du jetzt mit mir ziehen!
Bestellt ist ein Ringlein, ein Haus ist gebaut,
Nun komm' ich und hole Dich heim, meine Braut
Wildröslein, nun magst Du verblühen!"
Danipfboot-Kaffcc,
Wildröslein,
m.
Jung Mägdlein, mach' eilends Dein Fenster ans,
I Es ziehet der Bursche das Thal herauf,
Er eilet und jauchzet vor Freude:
„Wildröslein, Wildröslein, und blühest du noch?
j Schön's Mägdlein, schön's Mägdlein und denkst du mein noch?
Ich grüß' euch! wo seid ihr, ihr Beide?"
Das Mägdlein öffnet ihr Fenster schnell:
[ „Willkommen, willkommen, Du lieber Gesell!
Sag' an, wo that'st Du verweilen?
Wildröslein, es welkt nicht, es blühet noch heut,
Dein Hab' ich gedacht und geharret bis heut —
Willst wiederum weiter Du eilen?"
Reisender: „Kellner, sagen Sie mir einmal im Ver-
trauen, warum hier ans den Rhein-Dampfbooten die Milch
so gering und wässerig ist, daß der an und für sich schon
sehr verdünnte Kaffee ganz ungenießbar wird?" — Kel l-
iter: „Da Sie sich an mein Vertrauen wenden, so darf ich
Ihnen die Wahrheit nicht vvrenthalten Unsere Schiffsknh
frißt nur Gras von gut gewässerten Wiesen und läßt die
i Milch nur dann gehen, wenn sie im Rhein gemolken wird
und bis zum Euter in: Wasser steht. Natürlich ist nicht zu
vermeiden, daß Wasser und Milch in den Kübel znsammen-
fließen. Ich kann Sie aber ans Ehre versichern, daß wir j
I nur Rhein-Milch 31111t Kaffee abgeben. Wenn Sie aber !
wünschen — ich kann Ihnen auch Liebfrauenmilch vor-
setzen, Es ist hier für jeden Geschmack gesorgt.
II
Das Mägdlein sah noch lange
Das Wiesenthal hinab,
Blickt dann auf's Rvslein nieder:
„Sag' an, kommt er wohl wieder,
Der liebe, fremde Knab?"
Thät d'ranf das Rvslein stellen
Jn's Wasser still und sacht:
„Bist, Röslein, bald verblühet,
Der in die Fremde ziehet,
Vergißt mich über Nacht,"
Hub als am andern Morgen
Vom Schlaf sie anferstand -
„Wildröslein, blühst noch immer?
So sei dein Heller Schimmer
Mir seiner Lieb' ein Pfand!"
Wildröslein thät nicht welken,
Blüht fort so manchen Tag,
Sie harrt in stillem Glücke
„Er kommt gewiß znrücke
Doch wann? mein Rvslein, sag!
„Viel Dank, viel Dank, schönes Mägdelein!
. Und willst Du nun werden mein Liebchen fein,
! Sv sollst Du jetzt mit mir ziehen!
Bestellt ist ein Ringlein, ein Haus ist gebaut,
Nun komm' ich und hole Dich heim, meine Braut
Wildröslein, nun magst Du verblühen!"
Danipfboot-Kaffcc,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wildröslein" "Dampfboot-Kaffee"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 50.1869, Nr. 1230, S. 46
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg