Probe
Die zwei Franzosen.
Der spricht mehr, als er gerade denkt.
Ist stets mit leichtem Sin» beschenkt
Und ist ein Freund der Poesie,
Da weiß er mit wunderbarem Genie
Den armen hülfsbedürft'gen Dichtern
Gar schöne Strophen einzutrichtern,
Macht auch manchen Hasenfuß beherzt,
Der zaghaft mit seinem Liebchen scherzt,
Sieht niemals schwarz, der flotte Gesell,
Sieht überall lustigen Farbenquell!
Ihr habt die Beiden wohl schon erkannt,
Bordeaux und Champagner sind sie genannt;
Und wären alle Franzosen wie sie.
Zum Krieg' mit ihnen kam' es nie,
D'rum wie man auch gegen die andern schreit
Die sollen floriren in Ewigkeit! Kobell.
Ein Denkzettel.
Gedankenfreiheit ungehemmt
Verlangt das wahrheitsdurstige Jahrhundert.
Doch hat's mich niemals sonderlich gewundert,
Daß sich der Thor dagegen stemmt:
Ihn stört ja keine Tyrannei —
Denn er ist stets . . . gedankenfrei.
jO. jßl.
Ein weiser Mann hing einst am Stadtthor ein großes
Stück Speck auf und schlug daneben einen Zettel an, worauf
die Worte standen:
Wo ist ein Mann,
Der schwören kann,
Daß er nicht unter dem Pantoffel steht,
Der nehme keck
Dies Stücklein Speck
Herab, wenn er allhier vorübergeht.
Die Leute lesen den Zettel und gehen vorüber, ohne den
Speck zu berühren; endlich kommt auch ein Bauer, der, als
er den Zettel gelesen hat, den Speck herunterreißt und damit
davongcht. „Du da! Wohin mit dem Speck ?" ruft ihm der
weise Mann nach. „Weißt Du nicht, daß er nur dem
gehören soll, der Herr in seinem Hause ist?" — „Freilich,"
sagt der Bauer, „eben darum gebührt mir der Speck!" —
„Aber dann verbirg ihn unter dem Kittel," sagt der weise Mann,
„es ist um der Neider willen." — „Gott behüte," antwortet
der Bauer, „was würde meine Frau dazu sagen, wenn ich mit
Fettflecken im Sonutagsrock »ach Haus' käme!" — Sogleich
fiel der weise Mann ein: „Den Speck zurückgebe»! Du bist
nicht Herr im Hause!"
Die zwei Franzosen.
Der spricht mehr, als er gerade denkt.
Ist stets mit leichtem Sin» beschenkt
Und ist ein Freund der Poesie,
Da weiß er mit wunderbarem Genie
Den armen hülfsbedürft'gen Dichtern
Gar schöne Strophen einzutrichtern,
Macht auch manchen Hasenfuß beherzt,
Der zaghaft mit seinem Liebchen scherzt,
Sieht niemals schwarz, der flotte Gesell,
Sieht überall lustigen Farbenquell!
Ihr habt die Beiden wohl schon erkannt,
Bordeaux und Champagner sind sie genannt;
Und wären alle Franzosen wie sie.
Zum Krieg' mit ihnen kam' es nie,
D'rum wie man auch gegen die andern schreit
Die sollen floriren in Ewigkeit! Kobell.
Ein Denkzettel.
Gedankenfreiheit ungehemmt
Verlangt das wahrheitsdurstige Jahrhundert.
Doch hat's mich niemals sonderlich gewundert,
Daß sich der Thor dagegen stemmt:
Ihn stört ja keine Tyrannei —
Denn er ist stets . . . gedankenfrei.
jO. jßl.
Ein weiser Mann hing einst am Stadtthor ein großes
Stück Speck auf und schlug daneben einen Zettel an, worauf
die Worte standen:
Wo ist ein Mann,
Der schwören kann,
Daß er nicht unter dem Pantoffel steht,
Der nehme keck
Dies Stücklein Speck
Herab, wenn er allhier vorübergeht.
Die Leute lesen den Zettel und gehen vorüber, ohne den
Speck zu berühren; endlich kommt auch ein Bauer, der, als
er den Zettel gelesen hat, den Speck herunterreißt und damit
davongcht. „Du da! Wohin mit dem Speck ?" ruft ihm der
weise Mann nach. „Weißt Du nicht, daß er nur dem
gehören soll, der Herr in seinem Hause ist?" — „Freilich,"
sagt der Bauer, „eben darum gebührt mir der Speck!" —
„Aber dann verbirg ihn unter dem Kittel," sagt der weise Mann,
„es ist um der Neider willen." — „Gott behüte," antwortet
der Bauer, „was würde meine Frau dazu sagen, wenn ich mit
Fettflecken im Sonutagsrock »ach Haus' käme!" — Sogleich
fiel der weise Mann ein: „Den Speck zurückgebe»! Du bist
nicht Herr im Hause!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die zwei Franzosen" "Probe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 63.1875, Nr. 1568, S. 46
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg