Zwei Hüte.
guten Morgen zu wünschen, springt der Oberpräsident von seinem
Sessel auf, ergreift seinen grauen Cylinder und ruft triumphirend:
„Aber, mein Lieber, wie kommen Sie zu meinem Hut?" —
„Ich muß um Verzeihung bitten, ich habe ihn gestern nach der
Soirse bei Excellenz Lindwurst verwechselt!" — „Aber wie ist
das möglich? Sie haben einen nagelneuen, feinen, schwarzen
Cylinder und ich einen alten, grauen. War etwa die Weinlaune
Schuld daran?" — „Nein, Excellenz", erwiderte der Assessor
etwas zurückhaltend, „die Weinlaune nicht; aber das — Ge-
witter!" — „Das Gewitter? Wie verstehe ich das!?" —
„Nun, Excellenz, zunächst muß ich nochmals um Vergebung
bitten," replicirte der Assessor, augenscheinlich etwas verlegen
werdend; „ich mußte nämlich nach Hause gehen und wußte,
daß Sie nach Hause fahren, und — da — ich wünschte, !
— daß mein neuer Cylinder — nicht — naß werde-" I
— „Prächtig, prächtig," rief der Präsident und ohne den j
Assessor ausredcn zu lassen, ergänzte er ihn, indem er fortfuhr:
„So ließen Sie Ihren Hut trocken nach Hause fahren und"
— „Ihr Hut," fiel der Assessor ein, „ist in der That gründ-
lich naß gclvordcn. Sic sehen aber, Excellenz, daß ihm das Bad
nicht geschadet hat; ich bitte nochmals um Vergebung!" —
„Mein lieber Assessor," sagt Excellenz, „das muß bestraft
werden, und diese Strafe besteht darin, daß Sie heute zu mir zu
Tische koinmcn, und meiner Frau diese ganze Affairc erzählen!"
W. *.
2mNIrr gewissenhaft.
Richter: „Wann seid Ihr geboren?" — Angeklagter:
»Ja wissen Sic, Herr Gerichtshof, ganz bestimmt kann ich es
Ihnen nicht sagen, da ich mich des Augenblicks meiner Geburt
nicht mehr genau erinnere. Aber, wenn ich meinen Eltern
glauben darf, so war es am 15. Mai 1855."
, Rittermärch cn. 183
Trittst du mit der Jugend frischem
Muth hinaus in's bunte Leben,
Wird sich manches Abenteuer
Auf der Rittcrfahrt ergeben:
Wirst mit Riesen kämpfen müssen.
Wird dich necken mancher Zwerg,
- Wird dich schöne Hexe locken
Aus dem Thal nach steilem Berg.
Viel zu schaffen wird der Riese
„Oeffcntlichc Meinung" geben.
Und der Neid, der winzig kleine.
Wird verhöncn all' dein Streben.
Näher dir die schönen Hexen
Zu beschreiben, laß' es mir.
Würde ja doch alle Warnung
Nicht ein bischen nutzen dir.
Hundert andere Phantome,
Vielgestaltig, glatt und kraus.
Fordern, Ritter, deines Schwertes
Klinge allerwärts heraus.
Doch das größte Ungeheuer
Trügst du ach, in — deiner Brust!
Hat schon Mancher von dem Dasein
Solchen Lindtvurms nichts gewußt!
Als die Augen auf ihm gingen,
Leider war es meist zu spät.
Daß er an dem Ungethüme
Noch sein Schwert erproben thät! . . .
Spüre d'rum so früh als möglich
Nach dem Wurm, der unbemerkt
In dir krümmt die Schlangcngliedcr,
Bis er riesig sich gestärkt!
Tritt'st zur rechten Zeit auf's Haupt ihm
Mit des Mannes krüft'gem Druck,
Schwindet auch der andern bösen
Ungeheuer toller Spuck!"
I)r. Märzroth.
Auflösung der räthsrl ha ft cn Inschrift in
borigrr Rum in r r.
Sö (sie) Mutter, eana (ihr) Kleid is zerriss'n, soll i's
»äh'n? A so könuas do net gch'n, dös is gwiß.
Spruch.
Verstand ist ein zweischneidig Schwert
Aus hartem Stahl mit blankem Schliff.
Charakter ist daran, der Griff —
Und ohne Griff ist's ohne Werth.
U n £-
guten Morgen zu wünschen, springt der Oberpräsident von seinem
Sessel auf, ergreift seinen grauen Cylinder und ruft triumphirend:
„Aber, mein Lieber, wie kommen Sie zu meinem Hut?" —
„Ich muß um Verzeihung bitten, ich habe ihn gestern nach der
Soirse bei Excellenz Lindwurst verwechselt!" — „Aber wie ist
das möglich? Sie haben einen nagelneuen, feinen, schwarzen
Cylinder und ich einen alten, grauen. War etwa die Weinlaune
Schuld daran?" — „Nein, Excellenz", erwiderte der Assessor
etwas zurückhaltend, „die Weinlaune nicht; aber das — Ge-
witter!" — „Das Gewitter? Wie verstehe ich das!?" —
„Nun, Excellenz, zunächst muß ich nochmals um Vergebung
bitten," replicirte der Assessor, augenscheinlich etwas verlegen
werdend; „ich mußte nämlich nach Hause gehen und wußte,
daß Sie nach Hause fahren, und — da — ich wünschte, !
— daß mein neuer Cylinder — nicht — naß werde-" I
— „Prächtig, prächtig," rief der Präsident und ohne den j
Assessor ausredcn zu lassen, ergänzte er ihn, indem er fortfuhr:
„So ließen Sie Ihren Hut trocken nach Hause fahren und"
— „Ihr Hut," fiel der Assessor ein, „ist in der That gründ-
lich naß gclvordcn. Sic sehen aber, Excellenz, daß ihm das Bad
nicht geschadet hat; ich bitte nochmals um Vergebung!" —
„Mein lieber Assessor," sagt Excellenz, „das muß bestraft
werden, und diese Strafe besteht darin, daß Sie heute zu mir zu
Tische koinmcn, und meiner Frau diese ganze Affairc erzählen!"
W. *.
2mNIrr gewissenhaft.
Richter: „Wann seid Ihr geboren?" — Angeklagter:
»Ja wissen Sic, Herr Gerichtshof, ganz bestimmt kann ich es
Ihnen nicht sagen, da ich mich des Augenblicks meiner Geburt
nicht mehr genau erinnere. Aber, wenn ich meinen Eltern
glauben darf, so war es am 15. Mai 1855."
, Rittermärch cn. 183
Trittst du mit der Jugend frischem
Muth hinaus in's bunte Leben,
Wird sich manches Abenteuer
Auf der Rittcrfahrt ergeben:
Wirst mit Riesen kämpfen müssen.
Wird dich necken mancher Zwerg,
- Wird dich schöne Hexe locken
Aus dem Thal nach steilem Berg.
Viel zu schaffen wird der Riese
„Oeffcntlichc Meinung" geben.
Und der Neid, der winzig kleine.
Wird verhöncn all' dein Streben.
Näher dir die schönen Hexen
Zu beschreiben, laß' es mir.
Würde ja doch alle Warnung
Nicht ein bischen nutzen dir.
Hundert andere Phantome,
Vielgestaltig, glatt und kraus.
Fordern, Ritter, deines Schwertes
Klinge allerwärts heraus.
Doch das größte Ungeheuer
Trügst du ach, in — deiner Brust!
Hat schon Mancher von dem Dasein
Solchen Lindtvurms nichts gewußt!
Als die Augen auf ihm gingen,
Leider war es meist zu spät.
Daß er an dem Ungethüme
Noch sein Schwert erproben thät! . . .
Spüre d'rum so früh als möglich
Nach dem Wurm, der unbemerkt
In dir krümmt die Schlangcngliedcr,
Bis er riesig sich gestärkt!
Tritt'st zur rechten Zeit auf's Haupt ihm
Mit des Mannes krüft'gem Druck,
Schwindet auch der andern bösen
Ungeheuer toller Spuck!"
I)r. Märzroth.
Auflösung der räthsrl ha ft cn Inschrift in
borigrr Rum in r r.
Sö (sie) Mutter, eana (ihr) Kleid is zerriss'n, soll i's
»äh'n? A so könuas do net gch'n, dös is gwiß.
Spruch.
Verstand ist ein zweischneidig Schwert
Aus hartem Stahl mit blankem Schliff.
Charakter ist daran, der Griff —
Und ohne Griff ist's ohne Werth.
U n £-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zwei Hüte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Assessor <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 63.1875, Nr. 1585, S. 183
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg