Fliegende Blätter (76.1882 (Nr. 1901-1926))

Schul - Leiden.

„Nun, Ludwig, wie gefällt cs Dir in der Schule, mein
Kind?" — „Recht gut, Papa, — wenn nur das ewige dumme
befrage von dem Lehrer nicht wäre — ich versichere Dich, ich
'0CM? oft kaum mehr, was ich antworten soll!"

Anzüglich aus Verlegenheit.

Intendant (nach der Aufführung einer Oper): „Mein lieber
Kapellmeister! Es ist mir, als ob im zweiten Akte — bci'm
Ehor der Ritter — im Orchester etwas nicht ganz richtig gewesen
wäre?!" — Kapellmeister: „Aber, Exccllcnz, war cs denn
so auffallend?" _

In der Schule.

Lehrer: „Liebe Kinder, kennt Ihr das Haus: es steht
jedermann offen, dem Armen, wie dem Reichen, dem Fröhlichen,
wie dein Traurigen, dem Manne, wie dem Weibe, dem Greise,
'vie dem Kinde. O, wöget Ihr cs öfters besuchen, denn wer
cS verläßt, trägt Trost und Erquickung davon! — Nun, wie
W&t das Hans?" — Der kleine Schustcrmichcl: „Ich
'Ucifi cs, Herr Lehrer: das ist das Wirthshans."

Mensch, hüte dich!

lind blinkt noch so Helle der goldene Wein
F»i Glase, cs lauert ein Schlünglcin darein:

Mensch, hüte dich!

Es lauert versteckt auf dem duftigen Grund,

Und hebst du das Glas an den durstigen Mund,

Gleich schlüpft cs hinein.

Du haschest cs nimmer, und bist doch kein Tropf -
Es ringelt vom Mund sich hinan in den Kops.

Mensch, Hute dich!

Es windet durch's Hirn sich zum Schädel hinaus.

Und hängt dir am Schopfe, o Schrecken und Grans!

Als furchtbarer Zopf.

Und hast du den Zopf erst, dann habe gut Acht,

Dann steht auch der Kater schon gierig ans Wacht —
Mensch, hüte dich!

Und hast du dich sittsam zum Schlummer gestreckt.

Frech bei dir im Bett liegt der Kater und weckt
Dich, mitten zur Nacht.

Da hilft dir kein Bitten, kein Flehen, kein Wort,

Er zerrt dich am Zopfe bald hier und bald dort,

Mensch, hüte dich!

Er rauft dich im Haare, er kratzt dich im Mund,

Er zwickt dich im Bauche, er krallt dich im Schlund —
Du jagst ihn nicht fort.

Der Zopf und der Kater gcrathcn in Wuth.

Es brummt dir der Schädel, cs wallt dir das Blut,
Mensch, hüte dich!

Doch hast du durchstöhnt und durchwinsclt die Nacht,
Dann sei dir ein sauerer Harung gebracht —

Ein Harung thut gut! K-

Auflösung der räthsclhaften Inschrift 71
in voriger Nu in in er.

„Was, des Bisl!? Js des de Monatsgage? Js des wem',
— a! a!" _

Schüchtern-grob.

Ein schüchterner Jüngling wird in einer Familie zu Tische
geladen. Nach dem Essen ivill sich der junge Mann schleunigst
wieder empfehlen, wird aber von der Hausfrau anfgefordert,
doch noch zu bleiben — vorausgesetzt, daß er gerne da sei und
nicht von etwas Anderem abgchaltcn werde. „Ach nein, gnädige
Frau", erwidert hierauf der verlegene Jüngling, „wenn Sic
erlauben, bleibe ich noch da — ich kann cs ganz gut noch eine
Zeitlang anshaltcn." _

Zweierlei.

Dem Scheine traut der Thor. Der Eine trägt den Flor,
Blick' tiefer und genauer: Der And'rc trägt die Trauer.

- «. rv.

Nachtheiligcr Vorzug.

Ein Kammermädchen, das eine Stelle sucht, bietet sich
einer vornehmen Dame an. „Können Sic auch frisiren?" srägt
die Dame. — „Jawohl! In einer halben Stunde mache ich
die schwierigsten Frisuren, die cs gibt." — „In einer halben
Stunde, sagen Sie?" entgegnet die Dame, „dann kann ich
Sic nicht brauchen, — was sollte ich denn da den ganzen
Vormittag machen?"