Das Huhn »ud der Karpfen.
Von Heinrich Sciötl.
Üluf einer Meierei
Da war einmal ein braves Huhn,
Das legte, wie die Hühner ihn».
An jedem Tag ein Ei
Und kakelte,
Mirakelte,
Spektakelte,
Als ob's ein Unding sei!
Es war ein Teich dabei.
Darin ein braver Karpfen saß
Und stillvergnügt sein Futter fraß.
Der hörte das Geschrei:
Wie's kakelte,
Mirakelte,
Spektakelte,
Als ob's ein Unding sei.
Da sprach der Karpfen frei:
„Alljährlich leg' ich 'ne Million
Und rühm' mich dcss' mit keinem Ton;
Wenn ich um jedes Ei
So kakeln wollt',
Mirakeln wollt',
Spektakeln wollt' —
Schönes Compliment. 173
Major (sein Bataillon anschreiend):
„ . . . Soldaten wollt Ihr sein? (heftiger)
Noch nicht einmal Esel seid Ihr; aber
verlaßt Euch darauf, ich bringe Euch
schon noch Vernunft bei — (die langen
Gesichter der Offiziere bemerkend), natürlich
die Herren Offiziere ausgenommen!"
Gegenseitig.
A: (im Wirthshaus zu seinem Tisch-
nachbar): „Ich möchte gerne rauchen, —
wie sind denn hier die Cigarren?" —
B: „Wenn man dazu Bier trinkt,
dann gehen Sie an!"— A: „Und das
Bier?" — B: „Nun, man muß dazu
rauchen, dann macht cs sich schon!"
Doppelsinnig.
„.. Man hat berechnet, das; in Berlin
jährlich zwei Millionen Bierseidel zer-
schlagen werden, — da treffen also
auf den Kopf beinahe zwei Seidel!"
Jung gewohnt — »lt gcthnn.
„Sic werden es mir zwar wie ge-
wöhnlich nicht glauben", sprach der alte
Förster Friß, „was ich Ihnen nun erzählen
will, aber wahr ist cs doch — und,
was einmal ein Raubthier ist, das bleibt
ein Raubthier.
Ich hatte von einem guten Freunde
eine vortreffliche Katze zum Geschenke er-
halten, und das war mir recht angenehm;
hatten doch in meiner Försterei die Mäuse
so überhand genommen, daß in Küche
und Keller nichts sicher war vor ihnen.
Kaum aber entwickelte das Kätzchen seine
erfolgreiche Thätigkcit, als ich schon
merkte, wie es mit diesen lästigen Gästen
besser und immer besser ward. Jeden
Morgen, wenn ich ans meinem Zimmer
trat, lagen schon einige der erwürgten
Nager vor meiner Thüre, und ordentlich
selbstgefällig saß mein junger Kater dabei,
meiner gewohnten Schmcichclworte harrend.
Das ging nun einige Zeit so fort, bis
das letzte Mäuschen vertilgt war. —
Ich war damals ein Mann in den besten
Jahren, jetzt bin ich alt und grau, und so
wurde denn auch aus meinem jungen, ein-
schmeichelnden Kätzchen ein alter, mürrischer
Kater. Aber mit seinem Alter kam auch
Von Heinrich Sciötl.
Üluf einer Meierei
Da war einmal ein braves Huhn,
Das legte, wie die Hühner ihn».
An jedem Tag ein Ei
Und kakelte,
Mirakelte,
Spektakelte,
Als ob's ein Unding sei!
Es war ein Teich dabei.
Darin ein braver Karpfen saß
Und stillvergnügt sein Futter fraß.
Der hörte das Geschrei:
Wie's kakelte,
Mirakelte,
Spektakelte,
Als ob's ein Unding sei.
Da sprach der Karpfen frei:
„Alljährlich leg' ich 'ne Million
Und rühm' mich dcss' mit keinem Ton;
Wenn ich um jedes Ei
So kakeln wollt',
Mirakeln wollt',
Spektakeln wollt' —
Schönes Compliment. 173
Major (sein Bataillon anschreiend):
„ . . . Soldaten wollt Ihr sein? (heftiger)
Noch nicht einmal Esel seid Ihr; aber
verlaßt Euch darauf, ich bringe Euch
schon noch Vernunft bei — (die langen
Gesichter der Offiziere bemerkend), natürlich
die Herren Offiziere ausgenommen!"
Gegenseitig.
A: (im Wirthshaus zu seinem Tisch-
nachbar): „Ich möchte gerne rauchen, —
wie sind denn hier die Cigarren?" —
B: „Wenn man dazu Bier trinkt,
dann gehen Sie an!"— A: „Und das
Bier?" — B: „Nun, man muß dazu
rauchen, dann macht cs sich schon!"
Doppelsinnig.
„.. Man hat berechnet, das; in Berlin
jährlich zwei Millionen Bierseidel zer-
schlagen werden, — da treffen also
auf den Kopf beinahe zwei Seidel!"
Jung gewohnt — »lt gcthnn.
„Sic werden es mir zwar wie ge-
wöhnlich nicht glauben", sprach der alte
Förster Friß, „was ich Ihnen nun erzählen
will, aber wahr ist cs doch — und,
was einmal ein Raubthier ist, das bleibt
ein Raubthier.
Ich hatte von einem guten Freunde
eine vortreffliche Katze zum Geschenke er-
halten, und das war mir recht angenehm;
hatten doch in meiner Försterei die Mäuse
so überhand genommen, daß in Küche
und Keller nichts sicher war vor ihnen.
Kaum aber entwickelte das Kätzchen seine
erfolgreiche Thätigkcit, als ich schon
merkte, wie es mit diesen lästigen Gästen
besser und immer besser ward. Jeden
Morgen, wenn ich ans meinem Zimmer
trat, lagen schon einige der erwürgten
Nager vor meiner Thüre, und ordentlich
selbstgefällig saß mein junger Kater dabei,
meiner gewohnten Schmcichclworte harrend.
Das ging nun einige Zeit so fort, bis
das letzte Mäuschen vertilgt war. —
Ich war damals ein Mann in den besten
Jahren, jetzt bin ich alt und grau, und so
wurde denn auch aus meinem jungen, ein-
schmeichelnden Kätzchen ein alter, mürrischer
Kater. Aber mit seinem Alter kam auch
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Huhn und der Karpfen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1882 - 1882
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 76.1882, Nr. 1922, S. 173
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg