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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0133

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II. ZEIT UND DAUER DER KRETISCH-MYKENISCHEN

KULTUR

A. DIE FOLGE DER FUNDSCHICHTEN UND KULTURSTUFEN UND
DIE KRETISCH-FESTLÄNDISCHEN SYNCHRONISMEN

Bearbeitet gemeinsam mit ERNST REISINGER

Für die zeitliche Festlegung der kretisch-mykenischen Kultur wird die Darstellung
der Folge ihrer Fundschichten und der damit verbundenen Kulturstufen die Grundlage bil-
den müssen.

Das wichtigste Merkmal zur Unterscheidung der Entwicklungsstufen der Kultur ist
die Keramik, und zwar in höherem Maße als die Vasenform die Vasendekoration, weil
diese die reichste Entwicklung durchgemacht hat. Die Entwicklung der Vasendekoration
wird infolgedessen in vielen Beziehungen zum Ausgangspunkt der folgenden ersten Unter-
suchung dienen können, die der absoluten Datierung vorangehen muß. Daneben ist die
Einordnung der oben S. 68 ff. nach der Technik unterschiedenen Gattungen in eine zeit-
liche Reihenfolge von besonderer Bedeutung.

1. STEINZEIT IN GRIECHENLAND

Neolithische Ansiedlungen sind im nördlichen Griechenland und in Kreta bekannt ge-
worden.1) Die wichtigste und verbreitetste Vasengattung der ältesten nordgriechischen
Fundstätten ist eine mit roten linearen Mustern meistens auf weiß-gelblichem Überzug be-
malte Ware. Die Oberfläche ist oft poliert; mitunter zeigen jedoch auch auf unpolierten
Fragmenten die roten Malmuster einen Farbglanz, so daß die Annahme unumgänglich ist,
daß die rote Farbe bisweilen glasurfähige Bestandteile enthält. Die wichtigsten Vasen-
formen und Muster sind S. 69 f. genannt, wo un er einzelnen Fundorten auch schon kurz auf
einige Spezialgattungen hingewiesen ist.

Drei Hauptgruppen dieser Rotmalerei lassen sich scheiden, deren Mittelpunkte Sesklo,
Lianokladi und Chäronea sind. Von der verbreitetsten Sesklogruppe, deren rote Muster
häufig direkt auf den gelbpolierten Tongrund gemalt sind, heben sich als wichtigste lokale
Varianten wider die Vasen von Tsangli, Tsani, Zerelia und Choirospilia-Leukas ab. Die
Vasen der Lianokladigruppe, unter denen die sonst fehlende Form des Henkelkruges be-
liebt ist, haben die Eigenart, daß die rote Farbe zunächst über den ganzen weißen Ober-
zug gelegt und dann so ausgekratzt wird, daß die Muster weiß erscheinen; die Chäronea-
gruppe, zu der die Funde von Drachmani, Hagia Marina, Orchomenos, Polyjira, Pyrgos-

1) Die ältere Literatur über die Steinzeit Griechenlands hat Blinkenberg, Archäolog. Studien
1904 S. 1 zusammengestellt.
 
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