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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0142

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vorausgeht, während auf Kreta die Glanzfarbe erst in einer
begrenzten keramischen Gruppe am Ende der frühminoischen*
Zeit auftaucht. So ist der Schluß nahe liegend, daß der fest-
ländische Norden in frühester Zeit der gebende war, daß er
den 'Firnis' erfunden hat, und daß dieser vom Festland über
die Kykladen nach Kreta gewandert ist.

Während in Hagia Marina die Reste von Wohnhäusern
keinen klaren Grundriß erkennen ließen, trafen die Ausgräber
von Orchomenos in der zweiten Schicht elliptische Häuser
mit Aschengruben an (oben S. 42 f.). Auf Leukas fallen in
die Marinaepoche und wahrscheinlich in ihren Ausgang die
großen Rundgräber, Steinkreise mit gemauerten Wänden
und gepflastertem Boden, in den Kistengräber und Pithos-
gräber eingelassen sind.

6. VORMYKENISCHE BRONZEZEIT AUF DEN INSELN: KYKLADENKULTUR
Während der früh- und mittelminoischen Epoche Kretas und der Marinastufe des Fest-
landes herrscht auf den Inseln von Melos bis Euböa die sog. Kykladen- oder Inselkultur.
Den Grund für die richtige Einschätzung dieser Funde legten Dümmlers Untersuchungen
(Kl. Sehr. III 45ff.); wichtige neue Erkenntnisse brachten Grabungen von Tsuntas auf Paros,
Syros und anderen Kykladen (Eph. 1898, 137ff. Taf. 8—12; 1899, 73ff. Taf. 7—10). Die
neuesten Grabungen von Klon Stephanos sind noch unpubliziert. Blinkenberg in seiner
Übersicht über die älteren Funde (Mein, du Nord 1896,. 1 ff.) und Tsuntas (Eph. 1899, 93,
Taf. 9 Nr. 22 und 27), ja noch Kahrstedt (A. M. 1913, 155 Anm. 3) trennen eine Anzahl
von Funden wie den orchomenischen Becher Eph. 1899 Taf. 9, 27, die erst der nächsten
Stufe (Schachtgräberzeit, L. M. I) angehören, nicht richtig ab. Eine zeitliche Scheidung in
eine ältere und jüngere Stufe ist noch nicht überzeugend gelungen, auch durch Kahrstedt
(A. M. 1913, 148ff.) nicht, der besonders die Funde von Melos und Troja falsch beurteilt.
Zweifellos gehört der Anfang dieser Kultur bereits der Bronzezeit an.1) Aus Paros, Amorgos,
Naxos und Pelos auf .Melos stammen technisch hochentwickelte, auf der Drehbank her-
gestellte Marmorvasen (Formen Eph. 1898 Taf. 10) und deren Nachahmungen in Ton; zahl-
reiche Marmoridole meist weiblichen Geschlechts kamen aus den Gräbern zu Tage. Bei
den mit flüchtigen Ritzmustern versehenen, ohne oder höchstens mit schwach rotierender
Drehscheibe hergestellten Tonvasen ist die Wirkung schwarz gefirnißter Gefäße angestrebt,
infolge des schlechten Toiis und der minderwertigen Farbe aber nicht erreicht. Fragmente
solcher Art (Exc. at Phyl. S. 85) sowie das Vorkommen von Marinaware (B. S. A. XVII 16)
verweisen den Anfang der ersten Stadt von Phylakopi auf Melos in diese Zeit.2) Technisch
und künstlerisch besser, aber kaum chronologisch jünger ist die bemalte Ware, die Tsun-

1) Daß in der Nekropole von Paros kein Metall gefunden sei, und daß diese daher noch
neolithisch genannt werden könnte (Kahrstedt, a. a. ü. S. 172), ist unrichtig, da aus Grab 56
neben charakteristischen Marmorfunden vier Bronzestückchen stammen.

2) Es geht zu weit, wenn Reinecke (Mainzer Zeitschr. 1907, 49) die Besiedlung von Phyla-
kopi erst zur Zeit der Schachtgräber in Mykenä (L. M. I) beginnen läßt. Aber weitaus die Mehr-

Abb. 129.
Bemalte Kanne aus Syros.
 
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