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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0160

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152

Funde aus dem Alten Reich

C. KRETISCH-MYKENISCHE FUNDE AUS DATIERBAREN
FUNDSTELLEN ÄGYPTENS

Die absolute zeitliche Festlegung der kretisch-mykenischen Kultur, die im folgenden
versucht werden soll, ist in erster Linie deshalb möglich, weil Gegenstände aus bestimmten
Perioden dieser Kultur in datierbaren ägyptischen Fundschichten vorkommen und anderer-
seits datierbare ägyptische Gegenstände in den Fundschichten der kretisch-mykenischen
Kultur.

Bevor ich die aus dem kretisch-mykenischen Kulturgebiet nach Ägypten eingeführten
Gegenstände zusammenstelle, muß ich die Beziehungen Ägyptens zur neolithischen Kultur
im Gebiet des Ägäischen Meeres ablehnen, die man aus ein paar in Ägypten gefundenen
Vasengattungen hat erkennen wollen, und die ich selbst, solange ich die Originale nicht
kannte, für möglich hielt. Ich bedaure, daß die von mir (Zeit und Dauer 1909, 44) ganz
ausdrücklich als bloße Möglichkeiten erwähnten Beziehungen, über die mit dem bisher be-
kannten Material nicht zu entscheiden sei, von anderen Gelehrten1) als feste Tatsachen hin-
genommen sind, und halte es daher um so mehr für meine Pflicht, auf die Scheingründe
dieser Kulturbeziehungen noch einmal einzugehen.

In Ägypten ist an mehreren Stellen, immer aber in verhältnismäßig wenig Exemplaren,
eine eigenartige Gattung schwarzer Vasen mit eingeritzten und mit einer weißen
Kalkart ausgefüllten Ornamenten gefunden worden. In der Regel sind es kleine, dicke
Schalen oder Näpfe aus ziemlich weichem Ton; die Muster bestehen hauptsächlich aus
punktgefüllten Dreiecken und Zickzackbändern; die Einritzungen sind kurze, tiefe Stiche
oder auch Linien. Diese Vasengattung kommt vor in Oberägypten in Negade und Bailas2),
in Dendere3), in Abedije und Hu4), in Abydos5) und im Norden in Dahschur/') Die Funde
von Negade und Ballas setzte Petrie anfangs in die Zeit der 7.—9. Dynastie7); er sah sich
aber, nachdem er in Dendere die Kultur dieser Dynastien kennen gelernt hatte, genötigt,
sie der Zeit vor der 1. Dynastie zuzuschreiben.8) In dieselbe Zeit gehören die Funde von
Abedije und Hu. Die übrigen Fundstellen enthielten nur einzelne Stücke, die in Abydos
der 1. und 3. Dynastie angehören, in Dendere und Dahschur nur der 3. Dynastie. Die
kleinen Henkelkannen mit engem Hals, die sich in der Hyksoszeit in Ägypten finden, stehen
trotz der ähnlichen Technik mit dieser Gruppe von Schalen und offenen Näpfen in keinem
Zusammenhang.9) Die Zeit dieser Vasengattung wird im wesentlichen die letzte Periode vor
der 1. Dynastie sein, da sie sich in die Zeit der ersten Dynastien noch vereinzelt fortsetzt.

1) v. Lichtenberg, Einflüsse der ägäischen Kultur auf Ägypten und Palästina (Mitteil. d.
Vorderasiat. Gesellsch. 1911, 2) 71 ff.; Behn, Vorhellenistische Altertümer der östlichen *Mittelmeer-
länder (Katal. d. Rom.-German. Centrai-Mus. in Mainz IV 1913) 53.

2) Petrie and Quibell, Naqada and Ballas 1896 Taf. 30.

3) E. E. F. 17, Petrie, Dendereh Taf. 21 oben links.

4) E. E. F. 20, Petrie, Diospolis parva, Titelbild und Taf. 14, Klasse N.

5) E. E. F. 22, Petrie, Abydos I Taf. 4 Nr. 9 u. Taf. 51 Nr. 17; de Morgan, Recherches sur
les origines de l'Egypte I 1896 Taf. II.

6) de Morgan, Recherches I Taf. XI. 7) Naqada S. 60f. 8) Diospolis parva S. 2.
9) Vgl. unten S. 159.
 
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