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4. MITTELMINOI-
SCHE EPOCHE
Die Fortent-
wicklung derWeiß-
malerei, zu der sich
in wachsendem
Maße rote und
gelbe Farbstriche
gesellen.undderen
Ornamentik zu rei-
chen Kurven- und
Rankenmustern
übergeht, bildet technisch und stilistisch die Vorstufe der Kamareskeramik1); farbige Ab-
bildung: B. S. A. XI Taf. 1 = unserer Abb. 124. Darin liegt ein weiterer Grund, die früh-
minoische Epoche vor dem Auftreten der Polychromie abzuschließen und die noch nicht
zu voller Blüte entwickelten Erscheinungen der polychromen Vasenmalerei einer ersten
mittelminoischen Periode einzureihen. Sie wird gegen die Blütezeit der Kamareskeramik
abgegrenzt durch einen Einschnitt historischer Art, über den die stilistische Entwicklung der
Vasenmalerei jedoch unbeeinflußt hinweggeht. Eine große Anzahl von Siedlungen Ost-
kretas (Mochlos, Pseira, Vasiliki, Hagia Photia) und der Messarä, die zumeist bisher nur
durch ihre großen Tholosgräber kenntlich sind (Kumasa, Porti, Kalathiana, Chamäzi, Hagia
Triada), wozu sich noch die 1. Schicht von Tylissos gesellt, brechen gerade da ab, wo die
schon zu reichen Kurven- und Rankenmustern entwickelte Weißmalerei mit orangegelben
und roten Nebenfarben unmittelbar vor ihrem Höhepunkt angelangt ist. Andererseits geht
der Bau des ersten großen Palastes in Knossos und
vielleicht auch der in Phästos in den Anfang der
mittelminoischen Epoche (M. M. I.) zurück.2) Der
Inhalt dieser älteren Paläste gehört allerdings zu-
meist schon der folgenden Periode an.
Für die höchste Blüte des polychromen Stils
in der 2. mittelminoischen Periode hat sich der vom
ersten größeren Fundort dieser Keramik abgeleitete
Name Kamaresstil eingebürgert. Auf den mit glän-
zender schwarzer Glanzfarbe, sog. Firnis, überzoge-
nen Gefäßkörper werden bunte lineare, krummlinige
und vegetabilische Muster gemalt.3) Vgl. Abb. 125;
126; 70; 71. Dabei geht der Künstler nicht auf eine
naturalistische Wirkung aus, sondern strebt ein reiz-
1) Vgl. Reisinger, Kret. Vasenmalerei 4ff.
2) Karo, Arch. Anz. 1910, 148; 1914, 142.
3) Beispiele: J. H. S. 1903 Taf. 5-7; 1906 Taf. 8;
Mon. Ant. VI Taf. 9-11; XIV Taf. 42, 43; B. S. A. XIX
Taf. 4—12; andere bei Reisinger, Kret. Vasenm. 7ff.
^ 9*
Mittelminoische Vase. Abb. 125. Kretische Kamarestasse.
Abb. 126.
Mittelminoische Vase aus Phästos.
4. MITTELMINOI-
SCHE EPOCHE
Die Fortent-
wicklung derWeiß-
malerei, zu der sich
in wachsendem
Maße rote und
gelbe Farbstriche
gesellen.undderen
Ornamentik zu rei-
chen Kurven- und
Rankenmustern
übergeht, bildet technisch und stilistisch die Vorstufe der Kamareskeramik1); farbige Ab-
bildung: B. S. A. XI Taf. 1 = unserer Abb. 124. Darin liegt ein weiterer Grund, die früh-
minoische Epoche vor dem Auftreten der Polychromie abzuschließen und die noch nicht
zu voller Blüte entwickelten Erscheinungen der polychromen Vasenmalerei einer ersten
mittelminoischen Periode einzureihen. Sie wird gegen die Blütezeit der Kamareskeramik
abgegrenzt durch einen Einschnitt historischer Art, über den die stilistische Entwicklung der
Vasenmalerei jedoch unbeeinflußt hinweggeht. Eine große Anzahl von Siedlungen Ost-
kretas (Mochlos, Pseira, Vasiliki, Hagia Photia) und der Messarä, die zumeist bisher nur
durch ihre großen Tholosgräber kenntlich sind (Kumasa, Porti, Kalathiana, Chamäzi, Hagia
Triada), wozu sich noch die 1. Schicht von Tylissos gesellt, brechen gerade da ab, wo die
schon zu reichen Kurven- und Rankenmustern entwickelte Weißmalerei mit orangegelben
und roten Nebenfarben unmittelbar vor ihrem Höhepunkt angelangt ist. Andererseits geht
der Bau des ersten großen Palastes in Knossos und
vielleicht auch der in Phästos in den Anfang der
mittelminoischen Epoche (M. M. I.) zurück.2) Der
Inhalt dieser älteren Paläste gehört allerdings zu-
meist schon der folgenden Periode an.
Für die höchste Blüte des polychromen Stils
in der 2. mittelminoischen Periode hat sich der vom
ersten größeren Fundort dieser Keramik abgeleitete
Name Kamaresstil eingebürgert. Auf den mit glän-
zender schwarzer Glanzfarbe, sog. Firnis, überzoge-
nen Gefäßkörper werden bunte lineare, krummlinige
und vegetabilische Muster gemalt.3) Vgl. Abb. 125;
126; 70; 71. Dabei geht der Künstler nicht auf eine
naturalistische Wirkung aus, sondern strebt ein reiz-
1) Vgl. Reisinger, Kret. Vasenmalerei 4ff.
2) Karo, Arch. Anz. 1910, 148; 1914, 142.
3) Beispiele: J. H. S. 1903 Taf. 5-7; 1906 Taf. 8;
Mon. Ant. VI Taf. 9-11; XIV Taf. 42, 43; B. S. A. XIX
Taf. 4—12; andere bei Reisinger, Kret. Vasenm. 7ff.
^ 9*
Mittelminoische Vase. Abb. 125. Kretische Kamarestasse.
Abb. 126.
Mittelminoische Vase aus Phästos.