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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0140

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Kamares- und Marinaware

volles Zusammenspiel der
Farben Schwarz, Weiß, Rot,
Orange an. Die feinste Lei-
stung dieser Keramik sind
eierschalendünne Gefäße,
bei denen ein Metallvorbild
oft deutlich durchschimmert
(Abb. 125). Eine Unterord-
nung des Ornaments unter
die Struktur des Gefäßes
kennt der Kamareskünstler
nicht. Die 'mykenische'
Technik, die Malerei mit
schwarzer Glasurfarbe auf
hellem Ton ist bereits voll
entwickelt (Candia Mus.
Nr. 2700/1), doch selten ge-
übt. Von der Wandmalerei
dieser Epoche sind nur sehr
geringe Reste erhalten, die
von der Ornamentik keine
Vorstellung geben (Tiryns
II 192). Die piktographische
Schrift hat ihren Höhepunkt
erreicht. Neben Pithosbe-
stattungen (oben S. 64) sind rechteckige Massengräber mit langen, abgeteilten Kammern in
Gebrauch (in Paläkastro B. S. A. VIII281; XI269 f.; in Gurnes bei Knossos Arch. Anz. 1915, 197).

5. VORMYKENISCHE BRONZEZEIT AUF DEM FESTLAND: MARINAKULTUR
Während der früh- und mittelminoischen Epoche in Kreta herrscht auf dem Festland
eine an zahlreichen Orten festgestellte, ziemlich gleichförmige Kultur, die wir nach dem
Hauptfundort am besten Marinakultur nennen. Für die Keramik, welche diesen Kreis cha-
rakterisiert, wurde der für den Hausgebrauch eingeführte, sehr irreführende Name rUrfirnis-
ware' benutzt. Der Name wurde von Furtwängler erfunden, weil er noch nicht erkannt
hatte, daß die neolithische Rotmalerei z. T. auch mit Glanzfarbe, sog. Firnis, hergestellt ist,
daß diese also einen noch ursprünglicheren 'Firnis' zeigt als die sog. Urfirnisware. Der
Hauptfundort dieser besser Mari na wäre (Gruppe BI, oben S. 75 ff.) zu benennenden Keramik
ist der von Soteriadis ausgegrabene Siedlungshügel Hagia Marina in Phokis. Die Marina-
stufe erweist sich durch die Schichtenfolge in Orchomenos, H. Marina und Tiryns als eine
Periode, die zwischen der neolithischen Zeit und der frühmykenischen Schachtgräberzeit
liegt. Die wichtigsten Vasenformen und die immer sehr einfachen Malmuster sind oben S. 75
genannt1); vgl. Abb. 127; 128; 61. An einem besonders schönen Gefäß des Athener Na-

1) Sehr verwandt sind die Muster der von Wace und Thompson allzu spät angesetzten
 
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