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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0009

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I. DAS VERBREITUNGSGEBIET DER KRETISCH-
MYKENISCHEN KULTUR

A. DAS HEIMISCHE KULTURGEBIET

FUNDSTÄTTEN UND FUNDBERICHTE

Durch räumliche und zeitliche Begrenzung wird die kretisch-mykenische Kultur in
den Rahmen der Geschichte eingespannt. Die Einfügung in einen größeren Zusammen-
hang erfordert zunächst völlige Klarheit über den Umfang und die innere Gliederung des
Komplexes, den wir uns gewöhnt haben unter dem Namen kretisch-mykenische Kultur
zusammenzufassen. Danach können auch die zahlreichen Fäden, die diesen mit seiner
Umgebung verknüpfen, in ihrer vollen geschichtlichen Bedeutung erkannt werden.

Diese Forderung, auf die räumliche Ausdehnung des Kulturgebiets angewendet, be-
deutet, daß eine, Darstellung des heimischen Kulturgebiets in seiner Gesamtheit und mit
seinen landschaftlichen Unterschieden der Skizzierung des empfangenden und gebenden
Umlandes vorangehen muß. Eine Umschreibung des mykenischen Kulturgebiets haben
zum erstenmal Furtwängler und Loeschcke im Text zu den 'Mykenischen Vasen' 1886
gegeben. Ridgeway, The Early Age of Greece, hat 1901 den Kreis auf Grund neuerer
Funde etwas erweitert. Beide Werke haben sich darauf beschränkt, die Fundorte mykeni-
scher Gegenstände zu verzeichnen, ohne daß eine Scheidung der Kulturstätten der Heimat
von dem Gebiet mykenischen Imports vorgenommen wurde.

Eine 'solche Scheidung ist aber die Voraussetzung der oben aufgestellten Forderung.
Und ich glaube, daß sie innerhalb de,r Grenzen, die durch das beschränkte Fundmaterial
gegeben sind, möglich ist. Zwar mykenische Vasen findet man in Mykenä, in Troja und
im ägyptischen Theben. Aber mykenische Siedlungen, mykenische Häuser und mykenische
Gräber sind auf ein ganz bestimmtes Gebiet beschränkt, und dieses zu umschreiben, wird
meine erste Aufgabe sein. Die Grenzen werden an einigen Stellen etwas schwankend
bleiben. Aber die ionischen Inseln, Thessalien und an der kleinasiatischen Küste Milet,
glaube ich mit voller Sicherheit dem mykenischen Kulturgebiet zuschreiben zu müssen,
während Makedonien, die Troas und Cypern trotz teilweise zahlreicher mykenischer Funde
doch nur als Importgebiet in Betracht kommen. Die Begründung wird sich aus den spä-
teren Ausführungen ergeben.

Die Verteilung der mir bekannt gewordenen Siedlungen des heimischen Kulturgebiets
in den einzelnen Landschaften ersieht man aus der folgenden Liste, die zugleich als Er-
läuterung der beigefügten Fundkarten gedacht ist. Natürlich gibt sie kein Bild von der
Siedlungs- und Volksdichtigkeit, das sich nie wird wiederherstellen lassen. Und die an-
scheinend stärkere Besiedlung in einzelnen Landschaften beruht leider auch weniger auf

Fimmen, Die kretisch-mykenische Kultur 1
 
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