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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0151

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143

Troja, wie oben S. 95 gezeigt wurde, die V.
Ansiedlung zu Ende ging. Troja VI hat seine
Beziehungen schon zur jüngermykenischen
Zeit, ist in seiner Anlage also wohl jünger als
die ersten Paläste mit Megaronanlagen in
Mykenä, Tiryns und Theben, die nach Roden-
waldts Untersuchungen der Wandmalereien
frühmykenisch sind.1)

9. MYKENISCHE BRONZEZEIT IN DER
KOINE: SPÄTMYKENISCHE UND DRITTE
SPÄTMINOISCHE PERIODE

In der Keramik sind Vasen mit Orna-
menten in bestem 'Firnis' alleinherrschend.
Die Entwicklung der Ornamentik geht von den
naturalistischen, hauptsächlich vegetabilischen
Mustern aus, die in der vorhergehenden Epoche
erfunden sind; sie bleibt aber in den engen
Grenzen der konventionell gewordenen For-
men, und diese werden immer schematischer
(vgl. Abb. 145); die schönen Muscheln z. B. werden zu pfropfenzieherähnlichen Gestalten.
Lineare Motive und enge Füllmuster werden beliebt, letztere besonders auf einer kleinen
Gruppe von Vasen mit grünlich weißem Grunde, die vor allem in Mykenä, aber auch auf
Kreta vertreten ist.2) Wohl unter dem Einfluß der großen Wandmalerei dringen figürliche
Szenen in die Vasendekoration ein; Wagenfahrten und Jagden bilden wie den Fresken-
malern des jüngeren tirynther Palastes einen beliebten Gegenstand auch den Vasen-
unter der Lavamasse eines Vulkanausbruchs liegen, würde man eine untere Zeitgrenze für die
Therakeramik gewinnen, wenn der Vulkanausbruch sich zeitlich bestimmen ließe. Fouque (San-
torin S. 130) glaubt, diesen Ausbruch festsetzen zu können, allerdings, ohne daß er selbst auf
seine Gründe großes Gewicht zu legen scheint. Seine Gründe sind: 1. Nach einer Ruhepause
kamen von 196 v. Chr. an länger währende Ausbrüche vor, dann wieder neue nach einer zweiten
Ruhepause von etwa 1000 Jahren. In Anbetracht der weit stärkeren Wirkungen des ersten Vulkan-
ausbruchs darf für die erste Ruhepause etwa doppelt so lange Zeit angenommen werden, was
auf rund 2000 v. Chr. führt. 2. Eine 15 bis 20 m dicke Kieselschicht über der Bimsteinschicht des
ersten Ausbruchs enthält Muscheln, die eine Zeit der Lagerung im Meer bezeugen; auf ihr sind
Häuser gebaut, die sich durch Inschriften ins 15. Jahrh. v. Chr. — soll doch wohl heißen 8. Jahr-
hundert v. Chr. — datieren lassen. Die Zeit der Formation der Kieselschicht und der wahrschein-
lich langsamen Erhebung des Bodens ist auf ungefähr 1200 Jahre zu schätzen, was wieder auf
etwa 2000 v. Chr. führt. — Die geologischen Voraussetzungen dieser Gründe, deren Bedeutungs-
losigkeit ohne weiteres einleuchtet, sind im einzelnen von Washington (A. J. A. 1894, 512ff.)
zurückgewiesen worden. Es hat ganz den Anschein, als ob sich Fouque durch Erwägungen
historisch-archäologischer Art erst hat verleiten lassen, nach geologischen Gründen für eine An-
setzung des Ausbruchs um etwa 2000 v. Chr. zu suchen. Als Ausgangspunkt für die Datierung
des archäologischen Materials darf seine Angabe also auf keinen Fall benutzt werden.

1) Tiryns II 201. 2) M. V. Tat. 37, 38, 39; Mon. Ant. XIV Taf. 37, 38.

Abb. 144. Mattbemalte Vase aus Mykenä.
 
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