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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0153

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Ausgang der mykenischen Kultur

145

Liliana und Kalyvia und der größte Teil der Nekropole von Zafer
Papura. *) Die früher seltenen Tonsarkophage (Larnakes) werden jetzt
auf Kreta überaus häufig;2) einer der ältesten Sarkophage dieser Epoche
muß der mit hochinteressanten Kultszenen auf Stuck bemalte Steinsarg
von Hagia Triada3) sein; die Tonlarnakes sind dagegen alle in der
Art der Vasenmalerei der 3. spätminoischen Periode mit stark stilisierten
und in Linearschemata gefügten Naturmustern bemalt.

Das untere Ende der mykenischen Kultur fällt mit der Verbreitung
des Eisens als Material für Werkzeuge und Waffen zusammen. Eiserne
Ringe zum Schmuck kommen bereits seit frühmykenischer Zeit in Ka-
kovatos-Pylos, Vaphio, Mykenä und Phästos vor.'1) Bisweilen bildet das
kostbare Eisen neben Gold einen Überzug über einem Bronzekern.
Eiserne Waffen treten in Vorderasien schon um die Mitte des 2. Jahr-
tausends auf.5) Im mykenischen Kulturgebiet dagegen ist der erste Fund der Reste eines
eisernen Schwerts in dem Kuppelgrab A in Muliana gemacht worden, nach dessen kerami-
schem Inhalt Xanthudidis Bestattungen der allerletzten mykenischen Zeit annehmen möchte.6)

Ganz gleichartige kleine Kuppelgräber aus derselben Übergangszeit wie dieses in
Muliana sind auch an anderen Stellen Kretas freigelegt worden, z. B. in Präsos, Kavusi und
Kurtes (vgl. Abb. 146).7) Auch Bügelkannen finden sich noch in diesen Kuppelgräbern, aber
meistens in etwas entstellter Form und mit fast ganz geometrisch anmutenden Ornamenten;
nur wenige Ornamente der Bronzezeit haben sich erhalten und fortgebildet/) Besonders
wichtig sind wegen dieser Nachwirkungen des mykenischen Stils die nachmykenische Ware
auf Cypern und die Philisterkeramik in Palästina. In diesen peripherischen Landschaften
scheint die mykenische Kultur noch eine Nachblüte gehabt zu haben, während sich in
Griechenland selbst der geometrische Stil entfaltete und bald die einer ganz neuen Kunst-
richtung entsprungenen Dipylonvasen in höchster Vollendung schuf.

B. DIE ÄGYPTISCHE CHRONOLOGIE

Die absolute Datierung der kretisch-mykenischen Kultur ist von der ägyptischen Chrono-
logie durchaus abhängig. Es ist daher nötig, die Grundlagen der ägyptischen Chronologie
nachzuprüfen, um so mehr, als bis jetzt auf ägyptologischer Seite keine Einigung in den
Ergebnissen erzielt ist. Ich werde von Ed. Meyers neuen Aufstellungen ausgehen, die gegen
sie erhobenen Bedenken erörtern und mich dann für eine chronologische Liste entscheiden
müssen, die das Gerüst für die in den folgenden Kapiteln festzulegenden zeitlichen Be-
stimmungen bilden soll.

1) Literatur s. oben im Fundstättenverzeichnis.

2) Beispiele sind oben S. 64 zusammengestellt.

3) Paribeni, Mon. Ant. XIX lff. Taf. 1-3. 4) K. Müller, A. M. 1909, 275.

5) W.Leonhard, Hettiter und Amazonen 1911,114 Anm. 1. Die Tatsache ist mir von M.Burch-
hardt bestätigt worden. Nach Belck, Zeitschr. f. Ethnol. 1908, 45ff. sind die Kreter-Philister die
Erfinder der Eisentechnik.

6) Eph. 1904, 22ff. 7) B. S. A. VIII 240ff.; A. J. A. 1901, 125ff. 287ff.
8) B. S. AXII. 24ff.; A. M. 1897, 233ff.

Fimmen, Die kretisch-mykenische Kultur 10

Abb. 146. Vase
der Übergangszeit
aus Kurtes.
 
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