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Die Gartenkunst — 14.1912

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Wettbewerb, betreffend die Anlage einer Ringpromenade in Hamm, [1]
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Ammann, Gustav: Der Zoologische Garten: ein ungelöstes Problem
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0198

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190

DIE GARTENKUNST.

XIV, 12

wesentlichsten, hier schon angeregten Gesichtspunkte.
Über die Kosten gibt der Kostenanschlag, der mit
190000 Mark abschließt, hinreichend Aufschluß.

Zu diesem Entwurf berichtet das Preisrichter-
kollegium wie folgt:

Der Verfasser hat die ganze Ringanlage in ein-
heitlicher Weise behandelt. Das Motiv ist das eines
behaglichen Wiesengeländes, von Baumgruppen durch-
setzt und von gut und praktisch angelegten Wegen
durchzogen. Diese Art der Behandlung stimmt vor-
züglich zu der anspruchslosen malerischen Umgebung,
wie sie die angrenzenden Gärten und Gebäude bieten.
Bei der konsequenten Durchführung seines Gedankens
hat der Verfasser versäumt, dem neuen Amtsgericht
und Landratsamt den richtigen Platz an hervorragendem
Punkte anzuweisen.

Besser hätte der Verfasser diese Gebäude mit
dem in der Variante dargestellten Schulbau an dem
Platz der Heßlerstraße zu einer einheitlichen Gruppe
vereinigen können, wobei dann allerdings die Garten-
anlagen dieser Veränderung des Platzes hätten Rechnung
tragen müssen.

Der Vorschlag, das vorhandene Landratsamt am
Westentor durch eine Erweiterung mit vorgelagerter
Terrasse als Ergänzung in die Ringanlage auszubauen,
verdient Beachtung. Nicht haltbar ist dagegen der Vor-
schlag des Verfassers bezüglich des Bebauungsplanes
und der Geländeaufteilnng westlich von Westentor.

(Schluß folgt.)

Der Zoologische Garten — ein ungelöstes
Problem.

Von Q. Ammann, Gartenarchitekt, Zürich.

Anlass zu meinen Zeilen geben mir die bemerkens-
werten Anregungen von Gartenarchitekt R. Hoemann
im ersten Maiheft der Gartenkunst. Sie charakteri-
sieren in kurzen Zügen das, was ich in nachfolgenden
Zeilen etwas eingehender zu behandeln gedenke. Auch
Wilhelm Arntz kommt in der Juninummer auf das-
selbe Thema zu sprechen.

Die Vorposten haben also das Gefecht eingeleitet.
Es wird und muß zum Kampfe kommen, zu einem er-
bitterten Kampfe. Nachdem vereinzelte Vorkämpfer und
Pioniere angefangen haben, für den modernen Volks-
park, für den Friedhof eine Lanze zu brechen, wacht
eine ganze Anzahl tüchtiger Meister über das, was Ge-
stalt und Verwirklichung werden will. Nun ist ihrem
treuen Wächterdienste ein Gebiet entgangen, der
Zool. Garten. Vielerorts sind neue Tiergarten ent-
standen ohne einen Einspruch von unserer Seite. In
Berlin rüstet man von neuem, einen solchen Garten
zu schaffen — noch rührt sich niemand.

Zuerst die Frage nach dem Zwecke des Zool.
Gartens. Es wird ohne Zweifel ein wissenschaftlicher
sein. Zum Studium des Tieres ist der Garten da und
dieses Studium ist recht mannigfaltig. Wir sehen

das Tier in seiner Form, seinen Lebensgewohnheiten,
in seiner Umgebung. Durch Beschränkung des Platzes
gibt er die Möglichkeit, selbst sehr scheue Tiere von
nahe beobachten zu können. Was war natürlicher, als
die Tiere zuerst in Käfigen zu zeigen. Da kam ein
Erlöser, der versuchte, die trennende Schranke mög-
lichst zu verbergen: Hagenbeck. Man stand einer
Truppe von Löwen direkt gegenüber, nur ein Graben,
der sie vom Besucher trennte. Er türmte Berge auf,
wo Gems und Steinbock kletterten und sprangen.
Das war etwas tatsächlich Neues. Hagenbeck nahm
auch grosse Flächen, so eine kleine Wüste mit
Wüstensand und Wüstenvegetation, ca. 100 m lang;
und baute Felsen nach Gestaltungen der Wüste. Nun
kommt aber einer, der sein Auge wirft auf den Felsen
und auf den Berg und er findet die Zacken so merk-
würdig; und dann die Farbe, gerade wie angestrichen!
Preußischblau statt Dunst und Ferne, Smaragdgrün
statt Algen und Moos! Aha, hier steht der Sckwindel 1
Drahtnetze sind es, werden mit Zement und Kalk zu
Felsen gestaltet. Ein alpiner Weg, darüber einen
Steg, hoch oben eine Burg, unten ist die Wüste,
links die Eisberge, eine Affenmoschee, ein Elefanten-
tempel, kurz der reinste Hexenkessel. Hinaus! Ich
bin erstaunt. Seelöwen pfeifen mit der Mundhar-
monika. — Zweck: Wissenschaft — oder Spielerei ?
So Stellingen!

In Berlin war ein alter Baumbestand. Aber ein
Teich mit zackigen Felsen mußte da unbedingt sein,
sonst wäre es nicht natürlich! Also Zement ver-
strichen und zwischen Spitzbergen werden Buchen und
Eschen eingegossen. So in London, so in Brüssel, in
Düsseldorf, in Cöln usw. In St. Gallen macht der
Felsen den Alpen lächerliche Konkurrenz.

Genug des Spottes. Uns beleidigt diese Form,
diese Ungestalt. Der Zool. Garten sehnt sich nach
menschenwürdiger Gestaltung, seine Gelasse, Wasser-
becken, Käfige und Häuser nach einheitlicher, zweck-
mässiger, architektonischer Formgebung. Durch ruhige
Hintergründe, durch weite Flächen, durch regelmäßigen
Aufbau gewinnt doch der lebendige, bewegliche Körper
des Tieres. Es braucht einen Gegensatz; das Tier
aber bleibe die Hauptsache, die Theaterdekorationen
lenken den Blick nur ab. In großen architektonischen
Zügen, als Ganzes aufgefasst, mit Terrassen, Wasser-
becken und Kaskaden, im Zusammenhang mit der üb-
lichen Restaurationsanlage könnte der Garten geschaffen
werden, der den Zweck rein erfüllt und auch den
schönheitlichen Anforderungen, die wir nun einmal an
ein Menschenwerk stellen, vollauf genügt.

Wuchtige Betonwände, teils terrassiert, mit Brücken,
Treppen und Nischen oder vertiefte Arenen würden
dem Bären zugewiesen. (Ich erinnere an die glück-
liche Gestaltung des Bärengrabens in Bern.) In weit
überspannten Hallen würde Löwe und Tiger hausen,
in architektonisch vertieften Becken Seehund und Eis-
bär sich bummeln und auf abgestuften Pyramiden
Gems und Steinbock springen.
 
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