Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0067
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Schumacher, Fritz: Vom Ornament
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INNEN-DEKORATION
55
I ■
architekt bruno schneidereit
gestickte bettdecke im schlafzimmer
VOM ORNAMENT. Das Entstehen des Ornamen-
tes aus einer abstrakten Formenwelt hat man
lange verkannt. Man sah vielmehr im Ornament den
Versuch, Formen der Natur nachbildend in seine Gewalt
zu bekommen und zum Schmuck zu verwenden. Im
Gegensatz dazu beginnen wir zu erkennen, — und das
ist grundlegend für unsere ganze Auffassung baulicher
Dekoration, — daß aller Ornamenttrieb von abstrakten
Formen ausgeht, also, ganz ähnlich wie die Architektur
selbst, ein Versuch ist, abseits von der Naturerscheinung
den inneren Wirkungskräften des menschlichen We-
sens Ausdruck zu verleihen: das Gefühl für geometrische
1920. I.-II. «.
Beziehungen, für Proportion und Rhythmus, auf dem sich
das aufbaut, was wir »Mensch« nennen, sucht nach einer
sinnlichen Verwirklichung. — Dies ergibt zunächst auf
einfachster Grundlage eine völlige Einheit des stilistischen
Wesens der bauenden und dekorierenden Kunst. Aber
ebenso wie in der Architektur allmählich das Kräftespiel
organischen Lebens zu erwachen beginnt, beginnt auch
das Ornament sich langsam organisch zu beleben.
Unvermerkt beginnen die Elemente der Natur sich ins
Ornament einzuschleichen, und es bleibt dabei auf die
Dauer nicht bei dem Motiv der Pflanze, tierische und
menschliche Motive gesellen sich dazu... f. Schumacher.
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I ■
architekt bruno schneidereit
gestickte bettdecke im schlafzimmer
VOM ORNAMENT. Das Entstehen des Ornamen-
tes aus einer abstrakten Formenwelt hat man
lange verkannt. Man sah vielmehr im Ornament den
Versuch, Formen der Natur nachbildend in seine Gewalt
zu bekommen und zum Schmuck zu verwenden. Im
Gegensatz dazu beginnen wir zu erkennen, — und das
ist grundlegend für unsere ganze Auffassung baulicher
Dekoration, — daß aller Ornamenttrieb von abstrakten
Formen ausgeht, also, ganz ähnlich wie die Architektur
selbst, ein Versuch ist, abseits von der Naturerscheinung
den inneren Wirkungskräften des menschlichen We-
sens Ausdruck zu verleihen: das Gefühl für geometrische
1920. I.-II. «.
Beziehungen, für Proportion und Rhythmus, auf dem sich
das aufbaut, was wir »Mensch« nennen, sucht nach einer
sinnlichen Verwirklichung. — Dies ergibt zunächst auf
einfachster Grundlage eine völlige Einheit des stilistischen
Wesens der bauenden und dekorierenden Kunst. Aber
ebenso wie in der Architektur allmählich das Kräftespiel
organischen Lebens zu erwachen beginnt, beginnt auch
das Ornament sich langsam organisch zu beleben.
Unvermerkt beginnen die Elemente der Natur sich ins
Ornament einzuschleichen, und es bleibt dabei auf die
Dauer nicht bei dem Motiv der Pflanze, tierische und
menschliche Motive gesellen sich dazu... f. Schumacher.