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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920

DOI Artikel:
Vogdt, Adolf: Ein Landhaus in Neu-Babelsberg
DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Der Geisterkampf
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0198

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184

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT: LUDWIG MIES U. VON WALTHAUSEN

HAUS URBIG. GARTENFRONT MIT TERRASSE

EIN LANDHAUS IN NEU-BABELSBERG

Ruhig, wohlausgewogen und fest steht dieses Land-
haus in den Gärten von Neubabelsberg. Alles ist
gediegen in der Absicht und in der Ausführung. Kein
falscher Ton stört. Restlose Sachlichkeit, mit kundiger
Hand zum reinen Gesamteindruck gestaltet. Eine gute
Arbeit, gut vor allem, weil nirgends eitle Persönlich-
tuerei sich vordrängt.

*

So sind auch zur Erklärung und Erläuterung nicht
viel Worte vonnöten. Das etwas abfallende Gelände ist
zur Anlage von Terrassen ausgenutzt, die wieder Ge-
legenheit zu abwechslungsreichen Treppen und Mauern
gaben. Unter der oberen Terrasse und der anschließen-
den Halle ist geschickt ein Spiel- und Turnraum für die
Kinder eingebaut, wie man ihn nun schon in vielen Neu-
berliner Landhäusern findet. Auch hier fehlt nicht die
Nische für das Kasperltheater.

*

Der Grundriß ist denkbar einfach, und die aus ihm
sich ergebenden Hohlräume sind durch keine Künstelei
maskiert oder umgedichtet worden. Ja, die meisten
Wände deckt Weiß, das die Luftigkeit des Landhauses
unterstreicht und die Maße der kubischen Formen noch
reiner zur Wirkung bringt. Auch das Mobiliar ist von

äußerster Kargheit, und läßt so die großen Räume noch
weiter, reiner, luftiger erscheinen. Einzelheiten sind
dem Drang der Kriegsjahre anzurechnen, der Neu-Anfer-
tigung, oft auch bedächtige Auswahl aus dem Vollen
nicht gestattete.

Noch einmal: eine gute, normale Leistung, aber es
wäre falsch, den Architekten nun für alle Zeiten auf
diesen einen C-dur-Akkord festlegen zu wollen. Auch
ihn scheinen Zeit und Temperament in neue, kühnere
Bahn zu stoßen..................adolf vogdt.

£

DER GEISTER-KAMPF. Wie nach der Schlacht
auf den Katalaunischen Feldern die Seelen der Ge-
fallenen in den Lüften weiter stritten, so erhebt sich
jetzt in jedem Lande über den Schlachtfeldern ein Kampf-
getümmel der Geister um die neue Verteilung der Erde.
Es geht um die Entscheidung zwischen den Kräften der
Höhe und Tiefe. Es geht um das Edlere und Vollkom-
menere, das sich ernstlich unter uns durchringen will.
Denn hier wie überall ist der Streit das Anzeichen dafür,
daß eine höhere Gemeinsamkeit, eine umfassendere
Versöhnung in die Welt treten will. Große Einklänge sen-
den ihrer Verwirklichung die Zwietracht voraus, michel.
 
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