Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0387
DOI article:
Lang: Das bemalte Kabinett
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0387
1NNEN-DEKORATION
373
GERHARD U. LOTTE SCHM1DT-KLOPSCH - BERLIN KLEINER EMPFANOSRAUM. SOFA U. KL. TEETISCH
DAS BEMALTE m
KABINETT
Vor kurzem wurde
hier dasPioblem
des »bemalten« Mö-
bels angeschnitten.
Das Durchschnitts -
gehirn klebt bei dem
Begriff: »bemaltes
Möbel« an der Vor-
stellung alter Bauern-
kunst. Hilde Jesser-
Wien aber stellt hier
eine neue Lösung
zur Diskussion: Ein
selbständiges farbiges
System, nicht im
Einklang mit den kon-
struktiven Elemen-
ten des Möbels, über-
ranktdieKastenfläche.
Wenn die Stoff bezüge
der Sofas, der Vor-
hänge , die Tapeten
solche Gebilde bieten,
warum nicht auch
Ähnliches auf den
großen leeren Flächen
der Möbel, die zur-
zeit doch nicht mit
Material-Qualität wir-
ken können? Sosehen
wir hier: stark beweg-
H1LDE JESSER. WIENER WERKSTATTE-WIEN. BEMALTER KASTEN
tes Bandwerk, Türme
und Tiere, Menschen,
Blätter und Blumen in
strenger Bildebene
gebunden auf glatter
Kastenfläche, ein köst-
liches Kunstwerk.
Keine Bauernkunst,
keine aufgewärmte
Volkskunst, kein lau-
warmes Kunstgewer-
be , sondern frisch
und selbständig emp-
funden und völ-
lig gekonnt! Da-
rum voll Leben,Wär-
me und Reiz! Man
sieht: es geht alles.
Dies hier ist nur
eine Lösung, zahl-
lose andere, von
ganz anderem Stand-
punkt aus ange-
griffen, sind denk-
bar und möglich.
Dem Künstler — und
der mutigen Künst-
lerin — ist kein Ding
unmöglich! Er allein
schafft im Chaos wie-
der den singenden
Kosmos, läßt wieder
Blumen blühen, lang.
373
GERHARD U. LOTTE SCHM1DT-KLOPSCH - BERLIN KLEINER EMPFANOSRAUM. SOFA U. KL. TEETISCH
DAS BEMALTE m
KABINETT
Vor kurzem wurde
hier dasPioblem
des »bemalten« Mö-
bels angeschnitten.
Das Durchschnitts -
gehirn klebt bei dem
Begriff: »bemaltes
Möbel« an der Vor-
stellung alter Bauern-
kunst. Hilde Jesser-
Wien aber stellt hier
eine neue Lösung
zur Diskussion: Ein
selbständiges farbiges
System, nicht im
Einklang mit den kon-
struktiven Elemen-
ten des Möbels, über-
ranktdieKastenfläche.
Wenn die Stoff bezüge
der Sofas, der Vor-
hänge , die Tapeten
solche Gebilde bieten,
warum nicht auch
Ähnliches auf den
großen leeren Flächen
der Möbel, die zur-
zeit doch nicht mit
Material-Qualität wir-
ken können? Sosehen
wir hier: stark beweg-
H1LDE JESSER. WIENER WERKSTATTE-WIEN. BEMALTER KASTEN
tes Bandwerk, Türme
und Tiere, Menschen,
Blätter und Blumen in
strenger Bildebene
gebunden auf glatter
Kastenfläche, ein köst-
liches Kunstwerk.
Keine Bauernkunst,
keine aufgewärmte
Volkskunst, kein lau-
warmes Kunstgewer-
be , sondern frisch
und selbständig emp-
funden und völ-
lig gekonnt! Da-
rum voll Leben,Wär-
me und Reiz! Man
sieht: es geht alles.
Dies hier ist nur
eine Lösung, zahl-
lose andere, von
ganz anderem Stand-
punkt aus ange-
griffen, sind denk-
bar und möglich.
Dem Künstler — und
der mutigen Künst-
lerin — ist kein Ding
unmöglich! Er allein
schafft im Chaos wie-
der den singenden
Kosmos, läßt wieder
Blumen blühen, lang.