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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920

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Soergel, Hermann: Seelische Raumwerte
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Soergel, Hermann: Möbel im Raum
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0304

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INN EN-DEKORATION

LOTHAR WE1NZHE1MER. BÜCHERSCHRANK FÜR EIN HERRENZIMMER

Theater, eine Schwimmhalle, ebenso eine
Geschäftsstraße, ein Versammlungsplatz,
charakteristische, raumpsychologische Stim-
mungen erzeugen. Fenster, Türen, Spiegel,
Einbauten und dekorative Zutaten können
dabei die verschiedensten und wirksamsten
Einflüsse gewinnen. Von Wichtigkeit ist die
Deckfläche: es ist nicht gleichgültig, ob sie
flach oder gewölbt ist. . . hermann sörgel.
*

MÖBEL IM RAUM

ils Architektur im weitesten Sinne kann
. man sehr wohl solche Möbel bezeichnen,
die tektonisch zusammengefügt und zugleich
Raumhüllen für Gegenstände sind. Ein
Schrank z.B. besitzt alle Eigenschaften des
Tektonischen und ist als Raumhülle
für Gegenstände, die man hineinstellen und
herausnehmen kann, erdacht; ähnlich eine
Kommode, ein Bett, eine Standuhr, ein Ofen,
eine Truhe usw. Der Begriff »Architektur«
ist nicht unbedingt mit dem Unbeweglichen,
am Boden Haftenden identisch, sondern
kann sich ebenso auf das Bewegbare, Mobile,
das Möbel übertragen, — umsomehr, als
das Möbel nicht immer beweglich ist ... .
Jene Möbel, die bei den Raum-Unterteilungen
eines Zimmers ein raumbildenden Einfluß
haben, dabei einen eigenen Raumbehälter
darstellen und einen selbständigen Zweck
erfüllen, können demgemäß als architek-
tonische Gebilde im weitesten Sinne
angesprochen werden. . . . hefmann sörgei..

SEELISCHE RAUMWERTE

Wie ein Marsch-Lied oder ein die Arbeit begleitender
rhythmischer Gesang seelisch anspornt und regelt,
so vermögen Raum-Dimensionierungen nach Höhe,
Breite, Tiefe, die Linien, Farben, die Säulen, Pflaster,
die Fenster, Spiegel und ähnliches mehr die Bewe-
gungs-Zustände des Menschen in einem Räume see-
lisch-ästhetisch zu beeinflussen. Bei einem Gang oder
Korridor z. B. können die geringen Breiten- und Höhen-
dimensionen zu der Länge, entsprechende Beleuchtung etc.
förmlich vorwärts treiben. In einem Wohnzimmer da-
gegen wäre die Aufforderung zum fortgesetzten Gehen,
Schreiten nach einer bestimmten Richtung unangebracht.
Dieses Zimmer wird ein derartiges Verhältnis von Länge
und Breite verlangen, daß zwar ein kurzes Auf- und
Abgehen ermöglicht wird; die Höhe soll aber dabei so
groß sein, daß das Stabile des Wohnens und Verbleibens
dominiert. Ein Schlafzimmer wird durch seine Abmes-
sung hinwiederum den Eindruck des Ruhens, des Ge-
lagerten hervorrufen müssen. Unter diesem Gesichts-
punkt haben die Differenzstufen, Winkel und Eigenheiten
in alten Häusern oft eine wunderbare Stimmungsbedeu-
tung. Das Arbeitszimmer, der Empfangsraum, die
Küche, die Garderobe, der Wintergarten und der Garten-
wohnraum: sie alle haben bestimmte seelische Raum-
werte zu inkarnieren, und in gesteigertem Maße müssen
selbstverständlich auch größere Räume, wie z. B. ein

L.WEINZHEIMER-GROSSKÖNIGSDORF. KLEINER BÜCHERSCHRANK
 
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