Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920

DOI article:
Bunsen, Marie von: Stil-Schönheit der Klein-Wohnung
DOI article:
Kraft, Leonhard: Vom Umbauen, [2]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0391

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
INNEN-DEKORATION

377

der Vergangenheit, wird man fast immer Äußerungen
selbstgefälligen Bedauerns seitens der Mitbesucher hören.
Sie vergleichen die Größenverhältnisse dieser Zimmer
und ihrer anspruchsvoll wirkenden Mietkasernen und
belächeln die »Bedürfnislosigkeit« jener Zeit. So etwa
im Tiefurter Schlößchen, in dem von Schiller bewohnten
Wolzogen'schen Haus in Bauerbach, im Eisenacher Bach-
Haus, im Neusässer Rückert-Haus. Da wird die Qualität
der Gebäude und der Einrichtung vollständig übersehen,
da beachtet niemand die Gediegenheit der kleinen Türen,
der schlichten Klinken, des anspruchslosen Treppenhauses
mit dem reizvollen Geländer der gewundenen Treppe, jene
einfachen aber überaus reizvollen handbedr uck t enTapet en,
jene vorzüglich gearbeiteten Möbel! Manches, das uns eine
Notwendigkeit ist, das auf das Leichteste eingefügt werden
könnte, fehlt. Wie wohltuend aber, wie vornehm diese
schlichten Häuser wirken, scheinen wenige zu empfinden!

Diese Größen-Verhältnisse der Vergangenheit ließen
sich auch auf unsere unumgänglichen Mietkasernen vor-
teilhaft übertragen. Beträchtliche Ersparnisse sowohl der
Einrichtung wie der Bedienung ergeben sich dann von
selber, leichter und sicherer läßt sich das Maßgebende
erzielen — die Qualität in der Ausstattung wie der

Instandhaltung: das Merkmal einfach gesunder Kultur!
Viel hat man in den letzten Jahren über eine geläuterte
Geselligkeit geredet, unmerklich verhilft der kleinere
Raum zu besseren Gewohnheiten, zu intimerer Bewirtung.
Diese erfreulichen Gefolgschaften der Raum-Beschränkung
geschehen ohne Einbuße an Schönheit, Gesundheit, Vor-
nehmheit, wenn man den Stil erfaßt. Mögen die Vielen,
die sich von nun an beschränken müssen, einsehen:
Raumfülle ist nicht unbedingt erforderlich, harmoni-
sche Zweckmäßigkeit, geschmackvolle Gediegenheit

werde angestrebt!.............marie von bunsen.

ä

VOM UMBAUEN. (schlW.) Bleibt das Alte dabei noch
als alt erkennbar, so wird es in dem neuen Rahmen
sogar leicht zu einer interessanten Note werden können.
Das Umbauen und Umgestalten, vor allem auch der
Inneneinrichtung, ist, so gesehen, ein schwieriges aber
lohnendes Ding, auf alle Fälle eine Sache, die nur der
Künstler, nicht der Handwerker meistern kann. Zum
Können muß hier schöpferisches Gestalten und liebe-
vollstes Aufsuchen vorhandener, oft verborgener Schön-
heitswerte treten. Gelingt das, mag der Umbau im Großen
wie im Kleinen begrüßt werden. . . dr. Leonhard kraft.

entwurf:
heal & son-
london

schreibschrank und sessel im klein-wohnhaus. natur-eichenholz
 
Annotationen