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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: "Das Musikzimmer"
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Schumacher, Fritz: Bild und Raumkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0118

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INNEN-DEKORATION

erscheint ein unzulässiges Übermaß. Das Charakteristi-
sche für die überquellende Phantasiefülle des werdenden
Kunstgewerbes: — zuviel! . . . .

Die Aufgabe, einen Musikraum zu schaffen, der
unserer Zeitentspricht, wird die sein: demlnstrument
wieder ganz seine Zweckform zu geben und an seinem
Material nicht anders zu experimentieren, als indem man
seinem Bau die knappste und denkbar organischste Form
verleiht. Was den Raum selbst angeht, so werden die
Künstler in Deutschland Gelegenheit haben, ihn ähnlich
wie in der Biedermeierzeit, der Not und der Valuta ent-
sprechend einfach zu gestalten, ohne seiner Schönheit
und Würdigkeit irgendwie Abbruch zu tun. Wenn sich
dabei extrem-moderne Dekorationen vermeiden ließen, so
würde das für die Leute ein dankenswertes Bestreben
sein, die in ihren Räumen nicht nur Schönberg zu Ge-
hör bringen wollen, sondern auch ab und zu eine Beet-
hoven-Sonate oder eine Händel-Arie. Und damit können
wir wohl klar und deutlich das Grundgesetz aussprechen,
welches allein für das Musikzimmer als eines Zweck-
und Hintergrund-Raumes für die Musik und den
Künstler geltend sein muß: Es werde frei gehalten von
allzu modischen und allzu tendenziösen Ausgestaltungs-
ideen. Es bilde gewissermaßen den neutralen Boden, auf
dem sich Jung und Alt, modern und unmodern Empfin-
dende im ungestörten Genüsse der himmlischen Tonwelt
vereinigen können......kuno graf von Hardenberg.

BILD UND RAUMKUNST. Es ist das Charakteristi-
sche für die Entwicklung der »freien« Kunst des
letzten halben Jahrhunderts, daß sie das Verhältnis
zum Raum immer mehr aufgab, um das Gemälde als
Selbstzweck zur Blüte zu bringen. Diese freiwillige Los-
lösung hat zum unfreiwilligen Nicht-wiederfinden geführt.
Alle Beziehungen der »freien« Kunst zu einem ande-
ren Organismus, mag das nun ein Platz, eine Fassade,
ein Raum oder ein Gerät sein, sind immer mehr ver-
loren gegangen, und von selbst, gleichsam »nebenher«
sind sie nicht wiederzufinden. Es bedarf einer eigenen,
Raum und Rhythmus empfindenden Begabung, um einen
Zusammenklang zu meistern und doch frei zu bleiben;
diese Begabung ist durch einseitige Inzucht verkümmert,
und von beiden Seiten aus fühlen wir das heftige Be-
dürfnis nach ihrer Wiedererweckung. Das ganze
sehnende künstlerische Stammeln unserer jüngsten Zeit
ist ja nichts anderes als der Ruf, der über einen
durch unsere Kunsterziehung unnatürlich gezogenen

Grenzgraben herüberklingt..... fritz Schumacher.

£

FORMSCHÖPFUNG ist nicht Sache des Einzelnen,
sondern der Geschlechterreihen. Nicht Menschen-
werk, sondern Menschheitswerk, walter rathenau.

A

KUNST UND KÖNNEN. »Kunst kommt nicht vom
Können, sondern vom Müssen« .. Arnold schönberg.
 
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