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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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N. Z.: Zur Frage des Reichs-Ehrenmals
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0023
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ZUR FRAGE DES REICHS-EHRENMALS.

In Presse und Öffentlichkeit war in den letzten Mo-
naten verschiedentlich von dem Vorhaben die Rede,
zum Gedenken unserer Gefallenen und als äußer»
liehen Mittelpunkt vaterländischer Festlichkeiten ein
Ehrenmal von gesamtdeutscher Bedeutung zu er-
richten. Die wirtschaftlichen Bedenken, die dagegen
erhoben worden sind, die verschiedenen politischen
Anschauungen zu diesem Problem, die mehrfach er*
örterten künstlerischen Schwierigkeiten und die Gren-
zen der architektonischen Möglichkeiten, die dabei zu
Tage kamen, haben die Aufgabe von den verschie»
densten Seiten beleuchtet, ohne daß man vorerst der
Lösung erkennbar näher gekommen wäre. Zunächst
war davon die Rede, auf dem Bellevue=Platz in Berlin
ein Denkmal zu setzen, es hieß, daß drei Künstler be-
reits mit der Ausführung beauftragt seien. Das wurde
bestimmt in Abrede gestellt. Der B.D A. nahm diese
Erörterungen zum Anlaß, um einen Ideenaustausch
in Architektenkreisen zu veranstalten und in seiner
Zeitschrift, der „Baugilde", zu veröffentlichen. Ge-
rüchtweise verlautete dabei, Poelzig habe als Lösung
die Errichtung einer Sportbahn auf dem Loreleyfelsen
vorgeschlagen. Eine Bestätigung fehlt, wir bringen
diesen Vorschlag neben anderen: de Fries empfiehlt,
die Frage der Bebauung des Ulmer Münsterplatzes
im Sinne eines dauernden Ehrenmals zu lösen. Er
und andere gehen von der Grundlage aus, daß Berlin
keinesfalls für das Ehrenmal in Frage komme. Taut
erachtet gegenüber der ungeheueren Größe des Ge-
dankens, dem das Denkmal dienen soll, jede Form
nur als Phrase. Auch hiebei wird ihm von verschie»
denen Seiten zugestimmt. Statt jedes Erinnerungs»
Zeichens schlägt er vor, Siedelungen zu bauen. An-
dere wie Hugo Koch und W. Lange sind unbedingt
für eine Verbindung mit der Natur. Letzterer erinnert
an den früheren Gedanken, jedem Gefallenen eine
Eiche zu pflanzen, tritt aber doch für eine Gedenk»
halle ein, die gut in die Landschaft eingefügt werden
müsse. M. Frantz ist für Anlage eines Er' ->lungs»
parks in Größe von 10000 ha, oder für Bau von
Wohnhäusern, Pensionen, Heilanstalten, Ehrenwoh«
nungen für Kriegsbeschädigte. Auch Katzleb vertritt
die Idee, ein Feriendorf für Krieger, Witwen und

Waisen als Erinnerungszeichen erstehen zu lassen.
Dagegen tritt Eheloff unbedingt dagegen auf, einen
Zweckbau irgend welcher Art zu errichten, nur ein
eigentliches Denkmal ohne Nutzzweck könne der Auf»
gäbe gerecht werden. Als Standort wird Goslar ge-
nannt. Kurt Martern, der die Finanzfrage voranstellt,
kommt auf einen Ehrenhof an der Südseite des Kölner
Domes. Auch Lange»Dresden äußert sich dahin, daß
eine Gebrauchssache keine Ehrung sein könne, im
übrigen sei die Erörterung verfrüht, erst kommende
Generationen, die mehr Abstand von den Ereignissen
hätten, könnten den Gedanken voll erfassen und in
Form bringen. Der B.D.A. richtete am 25. November
vorigen Jahres ein Gesuch an den Reichspräsidenten,
es solle ein Ideenwettbewerb unter allen deutschen
Künstlern ausgeschrieben werden.

Inzwischen ist wieder die Nachricht aufgetaucht,
daß an der Bergstraße ein Kolossaldenkmal für den
gedachten Zweck erstehen soll.

Zur Ergänzung dieses Überblicks über die bis»
herigen Anregungen bringen wir folgenden Gedanken
von Knappe: Es soll in allen deutschen Städten und
Dörfern, die sich beteiligen wollen, eine ganz gleich
gestaltete einfachePorphyrplatte an bevorzugter Stelle
so angebracht werden, daß die Darüberschreitenden
stets an unsere Helden erinnert werden.

Hier soll keine Kritik an den aufgeführten Vor»
Schlägen geübt werden. Dagegen ist zu dem Grund»
gedanken und. Zweck des Ehrenmals einiges zu sagen:
Geht man von der Größe der Aufgabe aus, so muß
zugegeben werden, daß ein Ereignis wie der Welt»
krieg nur durch ein Erinnerungsmal dokumentiert
werden kann, dessen Bestand auf Jahrhunderte hinaus
gesichert wird. Von allem Ideellen abgesehen ist ein
Zweckbau viel mehr der Gefahr ausgesetzt, der Spe»
kulation anheimzufallen, äußerlich unansehnlich, pro»
faniert zu werden, jedenfalls die Erinnerungsaufgabe
abzustreifen. Bei der raschen Veränderung unserer
Großstädte bleibt zu bedenken, ob Denkmale nicht
lokaler Bedeutung dort noch eine Aufstellung finden
sollen, nachdem für die notdürftigste Würde der Um»
gebung immer schwerer Gewähr zu schaffen ist. Zwedc»

Kunst und Handwerk. Jahrg. 1925. 2. Heft

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