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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

DOI Artikel:
Pechmann, Günther von: Ausstellung 1925 Bayerisches Kunsthandwerk
DOI Artikel:
Fischer, J. L.: Glaspalast 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0129
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täuschen, daß künstlerische Werte durch die hand-
werkliche Bearbeitung des Werkstoffes bedingt wer-
den. Die Beschränkung der Ausstellung auf das hand-
gearbeitete Einzelstüdt gab ihr jene Einheit, die

über aller Verschiedenartigkeit der Mitarbeiter und
Leistungen von der großen Mehrzahl der Besucher
der Ausstellung als wohltuend und erfreulich emp-
funden wurde. Dr. G, v, Pechmann.

GLAS PALAST 1925.

Der Zusammenhang zwischen der eigentlichen Be-
Stimmung des Glaspalastes und dem regelmäßig mit
der Ausstellung verknüpften Münchener Kunstgewerbe
ist, rein äußerlich betrachtet, nur ein loser. Was das
Kunstgewerbe mit der Malerei verbindet, ist der Zeit«
geist, der in allem gleichmäßig zum Ausdruck kommt.
Mag sidi irgend eine Gilde der Kunst noch so zimft-
mäßig abschließen — der
Geist dessen, was ein Zeit»
alter bewegt, dringt selbst
durch die didestenMauern.
Man muß sich erst an einer
großen Zahl von Bildern
sättigen, ehe man zu der
stark entrückten Klause ge-
langt, in der alle Jahre der
Kunstgewerbeverein seine
Mitglieder zusammenruft,
um dem allgemeinen Be-
dürfnis nach chronistischer
Erkenntnis Rechnung zu
tragen. Ein Jahr ist kurz,
wenn es sich um Erkennt«
nisse und Fortschritte, um
Entwiddung handeln soll
und könnte man sprunghaft
von einem Jahr zum andern
einen neuen Stil genau
so datieren wie ein neues
Menschendasein, so käme
bei jenen das Mißtrauen
der Überraschung gleich,
die tiefer in jene Zusam-
menhänge zu schauen ge-
wohnt sind. Es ist mehr
so, daß sich jeweils ein
neuer Jahresring zu den
vorausgehenden fügt,Blatt
um 'Blatt in der Chronik
stabilen Werdens sich wen»
det, nur mit dem Unter-
schied, daß neben den alten MAUDER

Bäumen des gesicherten Waldbestandes selbstverständ»
lieh neue Generationen sich aufforsten,wie auch dieEnt-
Wicklung der Publikumsbildung nur Schritt für Schritt
vor sich geht. Immerhin vermag der sorgfältige Beob-
achter oder gar der Kritiker mit einiger Zuverlässigkeit
festzustellen, daß sich außer dem neuen Jahresring an
jedem einzelnen Baume eine Veränderung vollzieht.

Das ist das einzig Gemein-
same, aber auch Entscheid
dende, das die kunstge-
werbliche Jahressdiau mit
der an Zahl weit überwies
genden Ausstellung von
Gemälden im Glaspalast
gemein hat, was die Jahres-
schau selbst denen gegen*
über rechtfertigt, die die
äußere Einrichtung als gar
zu anhangsmäßig, fast als
Verkümmerung, beklagen.
Kaum ein Dutzend Vitri-
nen in wenig bedeutenden
Räumen, kaum wesentlich
mehr als in der durchgehen»
den Ladens;chau in den
Vereinsräumen — wer
möchte darin das Außer-
ordentliche eines künst-
lerischen Ereignisses er-
blichen? Wir sind über-
zeugt — und das ist das
einzige, aber wirklich sehr
Bedauerliche —, daß die
Jahresschau im Glaspalast
nur einen Teil des kunst-
gewerblichen Schaffens der
im Münchener Kunstge-
werbeverein zusammen-
geschlossenen Kräfte dar-
stellt. Jeder, der mit seinen
bestenWerken ohne zwin-
Zierglas genden Grund zurüd<hält,

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