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Der Schreiber, dessen Feder die Heidin entflossen ist, zeichnet
sich durch höchst sorgfältige und gefällige Schrift aus und erstrebt in
der Wiedergabe der einzelnen Laute und Formen eine gewisse Nor-
malisierung. Sein Dialekt ist bairisch, er schreibt ei für i (daneben
ai für ei), av, au für ü (wie für ou), eu, et) für iv. Die Diphthonge
ie und uo präsentieren sich zumeist auch dem Auge als solche, näm-
lich in der Schreibung ie; ue, ve, woneben seltener i; u, v zu finden
ist. Umgekehrt steht nach bair. Manier Diphthong für Monophthong
in siech (sihe), Merze; chuertzweile, puerch.

Umlaut: Jüngerer Umlaut des a ist wiedergegeben durch es, in
lasterleich, äffet, der von ä durch <e und e. Als Umlaut von u er-
scheinen sämtliche für uo angegebene Schreibungen, als solcher von uo
tritt ve auf, soweit man darin noch den Ausdruck eines Umlautes
sehen will. Umlaut von o ist unbezeichnet, von 6 durch oe wieder-
gegeben. Die durchgehende Tendenz des Schreibers bei der Bezeich-
nung des Umlautes ist, nicht den Raum über der Zeile in Anspruch
zu nehmen. Dieser ist für zahlreiche Abbreviaturen reserviert, unter
denen außer den gewöhnlichen auch seltenere, wie ent'wen (entrimven)
spach (sprach) vorkommen.

Auslautendes e fehlt sehr häufig.

Das mhd. Je ist an jeder Stelle des Wortes regelmäßig durch die
Affrieata ch wiedergegeben, wobei die drei Ausnahmen prulce und rukhe
(zweimal) eine vortreffliche Disziplin verraten. Der anlautende Labial
ist p außer in dem Praefix be-, der auslautende gleichfalls zumeist
p; eine Ausnahme rechtfertigt am ehesten die Stellung des frag-
lichen Wortes vor vokalischem Anlaut des folgenden. Dentale Media
erscheint nur sekundär auslautend, d. h. wenn der Schreiber eine
willkürliche oder metrisch bedingte Abstoßung eines ursprünglich im
Auslaut stehenden e vorgenommen hat.

p, die Pommersfelder Hs. Nr. 2798 der gräflich Schön -
bornschen Bibliothek, Papier, Klein-Quarto, XIV. Jh.
Genauere Beschreibung bei Bartsch, Mitteldeutsche Ge-
dichte (S, Vff.)i worin die Heidin nach dieser Hs. heraus-
gegeben ist. Das Gredicht umfaßt Bl. 16r—35r der Hs-

Der Dialekt der Hs. ist thüringisch. Den Nachweis liefere ich
anstatt aus Schreibungen vielmehr aus Umarbeitungen, die bairische
dialektische Reime des Gedichtes bei seiner Uebertragung in den Dialekt
der Hs. erfahren haben. Hierüber s. p. 22 ff.

w, die Wiener Hs. Nr. 2885, Klein-Folio, Papier, aus
dem Jahre 1393, laut subscriptio :
 
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