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iter der GrasNarbe
6a Ehemalige ,Ehrenhalle' auf dem Turmbau des .Hauses der Wissenschaft' in Braunschweig, heute .Ristorante La cupola'.
Buchau-Archiv von Prof. Dr. Joachim Ganzert.
6b Ehemalige ,Bernhard-Rust-Hochschule für Lehrerbildung'
in Braunschweig, entworfen von Emil Herzig, 1935, heute
.Technische Universität Braunschweig, Haus der Wissen-
schaft'. Buchau-Archiv von Prof. Dr. Joachim Ganzert.
allem Dagewesenen gebrochen hatte und eine völlig
andere Religion einzuführen versuchte, bezauberte
das deutsche Publikum im Berlin des Jahres 1913, als
die Amarna-Ausstellung im Ägyptischen Museum ge-
zeigt wurde. Und im gleichen Jahr ließ man sich aber
genauso auch vom Tango-Fieber mitreißen, das da-
mals ein besonders .heidnisch-religiöses' Zeitgefühl zu
befriedigen schien.2 Nicht umsonst komponierte auch
Igor Strawinsky sein orgiastisch entfesseltes ,Le sacre
du printemps' im Jahre 1913. Und das sind nur weni-
ge Hinweise auf ein .verheißungsgläubiges' Fieber, auf
eine Empfänglichkeit für fundamentalistische tabula
rasa - das Signal für den Ersten Weltkrieg ertönt 1913
- auch hinsichtlich religiöser Inhalte und Kultformen,
bei der man - Strawinskys Kompositionstitel umstel-
lend - geradezu von einem .printemps du sacre' im
20. Jahrhundert sprechen könnte.
Auf dieser Suche nach dem .ganz Anderen', nach .Ur-
sprünglichem' war auch die Faszination an Prähistori-
schem intensiv verbreitet. Die Künstler zu Beginn des
20. Jahrhunderts strömten wie Pilger in prähistorische
Museen, um sich Anregungen für ihre (angeblich)
.neuen' Formungen zu suchen, weil man im Authen-
tisch-Einfachen sein Heil zu finden glaubte.
Was nimmt es Wunder, wenn ein solches Interesse
auch vom Nationalsozialismus aufgegriffen und z. B.
in Buchau instrumentalisiert wurde!? Beim Aufneh-
men solcher Bezüge handelte es sich jedoch ganz
iter der GrasNarbe
6a Ehemalige ,Ehrenhalle' auf dem Turmbau des .Hauses der Wissenschaft' in Braunschweig, heute .Ristorante La cupola'.
Buchau-Archiv von Prof. Dr. Joachim Ganzert.
6b Ehemalige ,Bernhard-Rust-Hochschule für Lehrerbildung'
in Braunschweig, entworfen von Emil Herzig, 1935, heute
.Technische Universität Braunschweig, Haus der Wissen-
schaft'. Buchau-Archiv von Prof. Dr. Joachim Ganzert.
allem Dagewesenen gebrochen hatte und eine völlig
andere Religion einzuführen versuchte, bezauberte
das deutsche Publikum im Berlin des Jahres 1913, als
die Amarna-Ausstellung im Ägyptischen Museum ge-
zeigt wurde. Und im gleichen Jahr ließ man sich aber
genauso auch vom Tango-Fieber mitreißen, das da-
mals ein besonders .heidnisch-religiöses' Zeitgefühl zu
befriedigen schien.2 Nicht umsonst komponierte auch
Igor Strawinsky sein orgiastisch entfesseltes ,Le sacre
du printemps' im Jahre 1913. Und das sind nur weni-
ge Hinweise auf ein .verheißungsgläubiges' Fieber, auf
eine Empfänglichkeit für fundamentalistische tabula
rasa - das Signal für den Ersten Weltkrieg ertönt 1913
- auch hinsichtlich religiöser Inhalte und Kultformen,
bei der man - Strawinskys Kompositionstitel umstel-
lend - geradezu von einem .printemps du sacre' im
20. Jahrhundert sprechen könnte.
Auf dieser Suche nach dem .ganz Anderen', nach .Ur-
sprünglichem' war auch die Faszination an Prähistori-
schem intensiv verbreitet. Die Künstler zu Beginn des
20. Jahrhunderts strömten wie Pilger in prähistorische
Museen, um sich Anregungen für ihre (angeblich)
.neuen' Formungen zu suchen, weil man im Authen-
tisch-Einfachen sein Heil zu finden glaubte.
Was nimmt es Wunder, wenn ein solches Interesse
auch vom Nationalsozialismus aufgegriffen und z. B.
in Buchau instrumentalisiert wurde!? Beim Aufneh-
men solcher Bezüge handelte es sich jedoch ganz