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"Unter der GrasNarbe" <Veranstaltung, 2014, Hannover>; Schomann, Rainer [Hrsg.]; Schormann, Michael Heinrich [Hrsg.]; Wolschke-Bulmahn, Joachim [Hrsg.]; Winghart, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; VGH-Stiftung [Hrsg.]; Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur [Hrsg.]; Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Unter der GrasNarbe: Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema : Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Heft 45.2015

DOI Artikel:
Martin, Petra M.: Die Thingstätte auf dem Heiligenberg bei Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.51271#0199
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Petra M. Martin

Die Thingstätte auf dem Heiligenberg bei Heidelberg

Heidelberg im Nationalsozialismus
Für die Nationalsozialisten gab es viele Gründe, Heidel-
berg besonders wertzuschätzen. Heidelberg - das war
eine Mythen umwobene frühgeschichtliche Siedlungs-
stätte, die ehemalige kurpfälzische Residenz, die alte
Universitätsstadt und vor allem die „Stadt der deut-
schen Romantik". Gerade unter dem letztgenannten
Attribut war Heidelberg auch früh schon international
bekannt. Sie bot dem Dritten Reich damit eine ideale
Bühne für propagandistische Zwecke und drängte sich
als Ort nationalsozialistischer Selbst- und Machtdar-
stellung geradezu auf. Bereits 1926 und 1929 hatten
im Heidelberger Schlosshof Festspiele stattgefunden.
1934 revitalisierte man diese Freilichtaufführungen
und führte sie bis 1939 als Reichsfestspiele fort. Vor
allem ausländische Gäste sollten „nach Heidelberg
eingeladen werden, wo man ihnen beweisen wird,
dass noch niemals in Deutschland Kunst und Kultur
eine so eifrige und verständnisvolle Pflege erfahren
haben, wie im Dritten Reich".1 Dazu wurde ein Pro-
gramm mit Stücken deutscher Klassiker zusammenge-
stellt, von bekannten Regisseuren inszeniert und von
prominenten Schauspielern wie Heinrich George, Paul
Wagner, Josef Siebers und anderen aufgeführt, was
unweigerlich zum Erfolg führen musste.

Der 1928 ins Amt gewählte Oberbürgermeister der
Stadt Heidelberg, Carl Neinhaus, hatte es bereits 1930
mit einem Stadtrat zu tun, in dem die nationalsozialis-
tische Fraktion die größte war. Noch deutlicher fiel das
Ergebnis der Reichstagswahlen im März 1933 aus, die
zwar schon unter Druck und Manipulation standen,
bei denen die NSDAP in Heidelberg mit 45,9 % aller-
dings sogar um zwei Prozent über dem Reichsdurch-
schnitt lag (Abb. 1).2 Schnell wurden der Stadtrat und
die Stadtverwaltung dementsprechend umgebildet.
Bereits im Mai 1933 ernannte man Adolf Hitler zum
Ehrenbürger der Stadt. Eine biografische Beziehung
zu Heidelberg hatte Joseph Goebbels, der unter ande-
rem an der Universität Heidelberg studierte und hier in
Germanistik promoviert worden war.
1941 wurde die Stadt per Führererlass in den Kreis der
nationalsozialistischen „Neugestaltungsstädte" auf-
genommen, der eigentlich Gaustädten vorbehalten
war. Dem vorausgegangen war 1938/39 ein Wettbe-
werb für eine Stadterweiterung und übergreifende
Entwicklungsplanungen, für die Bürgermeister Carl
Neinhaus, unterstützt von Albert Speer, so renom-
mierte Architekten wie Paul Bonatz, Konstanty Gut-
schow und Hans Freese gewinnen konnte. Anlass
war die ungelöste Frage der Neuanlage des Bahnhofs


1 Die Hauptstraße in Heidelberg 1934. Bildarchiv Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 26 - Denkmalpflege.
 
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