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teils wurden Schlüsse daraus gezogen, die gerade in
eine ganz andere Richtung als die denkmalpflegerisch-
historisch begründete führten: Eine Eintragung in das
Denkmalverzeichnis wurde abgelehnt, da man in der
Festlegung des Denkmalstatus für das Bückeberg-
Gelände eine Aufwertung des Nationalsozialismus
erblickte. Vielfach wurde die Befürchtung formuliert,
eine Denkmalausweisung könne den Bückeberg zu
einem Kult- und Aufmarschort von Neonazis wer-
den lassen. Diese Befürchtungen, die auch von
den damaligen Spitzen des Landkreises und der
Bezirksregierung Hannover geteilt wurden, erhiel-
ten Nahrung durch eine einzelne, tatsächlich rechts-
extremistisch motivierte Aktion, als in der Nacht zum
20. April, Adolf Hitlers Geburtstag, ein Blumenstrauß
niedergelegt wurde.12 So kam es nicht unerwartet,
dass die Absicht des Niedersächsischen Landesamtes
für Denkmalpflege, das Gelände in das Verzeichnis
der Baudenkmale einzutragen, auf anhaltenden
Widerstand stieß. Es bedurfte der Arbeit mehrerer
Jahre, bis in der Bevölkerung die gedankliche Ver-
bindung zwischen den erhaltenen Relikten des
Reichserntedankfestgeländes und der historischen
Bedeutung hergestellt werden konnte und alle
Bedenken, dass die Ausweisung als Denkmal etwa
einer Glorifizierung einer unseligen Vergangenheit
verstanden werden könnte, ausgeräumt waren.
Dabei half sicher auch wissenschaftliche Seriosität
und die hohe Wertschätzung, die eine von Bernhard
Gelderblom konzipierte und an verschiedenen Orten,
u.a. auch im Dokumentationszentrum Obersalzberg,
gezeigte Ausstellung erfuhr. Das Niedersächsische
Ministerium für Wissenschaft und Kultur veranstaltete
zusammen mit dem Niedersächsischen Landesamt für
Denkmalpflege zu dem Thema ein Kolloquium, dessen
Ergebnisse in einem Arbeitsheft publiziert13 und
schließlich in der Gemeinde vorgestellt wurden. Die
Eintragung des Geländes des Reichserntedankfestes
auf dem Bückeberg in das Verzeichnis der Baudenkmale
ist mittlerweile erfolgt. Eine Reserviertheit gegenüber
diesem Vorgang ist aber noch immer fühlbar. Pläne
für eine erklärende Beschilderung und Erschließung
werden auch jetzt noch teilweise abgelehnt und von
der Befürchtung begleitet, dies könne ein negatives
Licht auf den Ort und das Land werfen. Bezeichnend
und auch erschreckend war eine Resolution einer
10. Klasse, die sich gegen die Festschreibung der
Denkmaleigenschaft wandte und dies damit be-
gründete, dass die junge Generation ein Recht darauf
habe, nicht andauernd an diese Zeit erinnert zu
werden. Die Verlesung erfolgte bei der Vorstellung der
im Rahmen eines Arbeitsheftes vom Niedersächsischen
Landesamt für Denkmalspflege zu diesem Thema
erstellten Dokumentation, also zu einem Zeitpunkt,
6 Reste der Betonfundamente der Diplomatentribüne. Foto: Henning Haßmann, Niedersächsisches Landesamt für Denkmal-
pflege.
teils wurden Schlüsse daraus gezogen, die gerade in
eine ganz andere Richtung als die denkmalpflegerisch-
historisch begründete führten: Eine Eintragung in das
Denkmalverzeichnis wurde abgelehnt, da man in der
Festlegung des Denkmalstatus für das Bückeberg-
Gelände eine Aufwertung des Nationalsozialismus
erblickte. Vielfach wurde die Befürchtung formuliert,
eine Denkmalausweisung könne den Bückeberg zu
einem Kult- und Aufmarschort von Neonazis wer-
den lassen. Diese Befürchtungen, die auch von
den damaligen Spitzen des Landkreises und der
Bezirksregierung Hannover geteilt wurden, erhiel-
ten Nahrung durch eine einzelne, tatsächlich rechts-
extremistisch motivierte Aktion, als in der Nacht zum
20. April, Adolf Hitlers Geburtstag, ein Blumenstrauß
niedergelegt wurde.12 So kam es nicht unerwartet,
dass die Absicht des Niedersächsischen Landesamtes
für Denkmalpflege, das Gelände in das Verzeichnis
der Baudenkmale einzutragen, auf anhaltenden
Widerstand stieß. Es bedurfte der Arbeit mehrerer
Jahre, bis in der Bevölkerung die gedankliche Ver-
bindung zwischen den erhaltenen Relikten des
Reichserntedankfestgeländes und der historischen
Bedeutung hergestellt werden konnte und alle
Bedenken, dass die Ausweisung als Denkmal etwa
einer Glorifizierung einer unseligen Vergangenheit
verstanden werden könnte, ausgeräumt waren.
Dabei half sicher auch wissenschaftliche Seriosität
und die hohe Wertschätzung, die eine von Bernhard
Gelderblom konzipierte und an verschiedenen Orten,
u.a. auch im Dokumentationszentrum Obersalzberg,
gezeigte Ausstellung erfuhr. Das Niedersächsische
Ministerium für Wissenschaft und Kultur veranstaltete
zusammen mit dem Niedersächsischen Landesamt für
Denkmalpflege zu dem Thema ein Kolloquium, dessen
Ergebnisse in einem Arbeitsheft publiziert13 und
schließlich in der Gemeinde vorgestellt wurden. Die
Eintragung des Geländes des Reichserntedankfestes
auf dem Bückeberg in das Verzeichnis der Baudenkmale
ist mittlerweile erfolgt. Eine Reserviertheit gegenüber
diesem Vorgang ist aber noch immer fühlbar. Pläne
für eine erklärende Beschilderung und Erschließung
werden auch jetzt noch teilweise abgelehnt und von
der Befürchtung begleitet, dies könne ein negatives
Licht auf den Ort und das Land werfen. Bezeichnend
und auch erschreckend war eine Resolution einer
10. Klasse, die sich gegen die Festschreibung der
Denkmaleigenschaft wandte und dies damit be-
gründete, dass die junge Generation ein Recht darauf
habe, nicht andauernd an diese Zeit erinnert zu
werden. Die Verlesung erfolgte bei der Vorstellung der
im Rahmen eines Arbeitsheftes vom Niedersächsischen
Landesamt für Denkmalspflege zu diesem Thema
erstellten Dokumentation, also zu einem Zeitpunkt,
6 Reste der Betonfundamente der Diplomatentribüne. Foto: Henning Haßmann, Niedersächsisches Landesamt für Denkmal-
pflege.