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Auschwitz fanden seit den siebziger Jahren auf dem
jüdischen Friedhof zahlreiche Veranstaltungen statt,
die von einem breiten Spektrum gesellschaftlicher
Organisationen, darunter Gewerkschaften, Jugendor-
ganisationen der demokratischen Parteien und kirch-
lichen Gruppen getragen wurden. Veranstaltungsthe-
men waren sowohl die deutschen Verbrechen in der
Zeit des Nationalsozialismus als auch die aktuellen
Auseinandersetzungen mit rechtsextremer Ideologie
und Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland.
Seit dem Jahr 2000 hat sich in Nienburg als Ausdruck
demokratischer Erinnerungskultur ein „Arbeitskreis
Gedenken" etabliert, dem Vertreter der Kirchen, der
Stadt und verschiedener gesellschaftlicher Organisati-
onen angehören. Der jüdische Friedhof und die Reste
der ehemaligen Bethalle sind seither fest in die Erinne-
rungskultur Nienburgs integriert.
In Bad Pyrmont hatten sich kritische Bürger mit der
Geschichte der Juden in ihrer Stadt befasst und wa-
ren im Zuge der Recherchen auf die unter der Gras-
narbe des jüdischen Friedhofs liegenden Grabsteine
gestoßen. In Stade war die Lage ähnlich, auch dort
setzten engagierte Bürger die Stadtverwaltung unter
Legitimationsdruck und erreichten, dass die von der
Stadt 1938 mit den Grabsteinen entfernten Namen
der auf dem Friedhof begrabenen Juden wieder auf
drei Stelen an diesem Ort präsent sind. Diese in Stade
gefundene Form, die während der NS-Zeit vom Fried-
hof geraubten Namen wieder an den Ort des jüdi-
schen Totengedenkens zurückzubringen, kann nur als
Vorbild für andere Städte und Gemeinden bezeichnet
werden.
Abschließend muss noch hinzugefügt werden, dass
die Würde der jüdischen Friedhöfe und die Ruhe der
Verstorbenen auch nach dem Ende des NS-Regimes
immer wieder von Rechtsextremisten gestört wurden.
Die Neonazis wählten jüdische Friedhöfe, um an
diesen Orten öffentlich wirksam zu zeigen, dass
die Ideologie des Nationalsozialismus auch noch in
der Gegenwart existiert. Sie rissen Grabsteine aus
der Verankerung, zerschlugen sie und zerstörten
damit die auf ihnen festgehaltenen Inschriften. Sie
beschmierten Grabsteine und Friedhofsmauern als
Zeichen ihrer Gesinnung mit Hakenkreuzen. Diese
neuen Zerstörungen wurden denen hinzugefügt, die
die nationalsozialistische Herrschaft und der nach
1945 fortgesetzte Antisemitismus auf den jüdischen
Friedhöfen hinterlassen haben.
7 Schändung des jüdischen Friedhofs in Nienburg im Jahr 2000. Foto: „Die Harke", Nienburg.
Auschwitz fanden seit den siebziger Jahren auf dem
jüdischen Friedhof zahlreiche Veranstaltungen statt,
die von einem breiten Spektrum gesellschaftlicher
Organisationen, darunter Gewerkschaften, Jugendor-
ganisationen der demokratischen Parteien und kirch-
lichen Gruppen getragen wurden. Veranstaltungsthe-
men waren sowohl die deutschen Verbrechen in der
Zeit des Nationalsozialismus als auch die aktuellen
Auseinandersetzungen mit rechtsextremer Ideologie
und Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland.
Seit dem Jahr 2000 hat sich in Nienburg als Ausdruck
demokratischer Erinnerungskultur ein „Arbeitskreis
Gedenken" etabliert, dem Vertreter der Kirchen, der
Stadt und verschiedener gesellschaftlicher Organisati-
onen angehören. Der jüdische Friedhof und die Reste
der ehemaligen Bethalle sind seither fest in die Erinne-
rungskultur Nienburgs integriert.
In Bad Pyrmont hatten sich kritische Bürger mit der
Geschichte der Juden in ihrer Stadt befasst und wa-
ren im Zuge der Recherchen auf die unter der Gras-
narbe des jüdischen Friedhofs liegenden Grabsteine
gestoßen. In Stade war die Lage ähnlich, auch dort
setzten engagierte Bürger die Stadtverwaltung unter
Legitimationsdruck und erreichten, dass die von der
Stadt 1938 mit den Grabsteinen entfernten Namen
der auf dem Friedhof begrabenen Juden wieder auf
drei Stelen an diesem Ort präsent sind. Diese in Stade
gefundene Form, die während der NS-Zeit vom Fried-
hof geraubten Namen wieder an den Ort des jüdi-
schen Totengedenkens zurückzubringen, kann nur als
Vorbild für andere Städte und Gemeinden bezeichnet
werden.
Abschließend muss noch hinzugefügt werden, dass
die Würde der jüdischen Friedhöfe und die Ruhe der
Verstorbenen auch nach dem Ende des NS-Regimes
immer wieder von Rechtsextremisten gestört wurden.
Die Neonazis wählten jüdische Friedhöfe, um an
diesen Orten öffentlich wirksam zu zeigen, dass
die Ideologie des Nationalsozialismus auch noch in
der Gegenwart existiert. Sie rissen Grabsteine aus
der Verankerung, zerschlugen sie und zerstörten
damit die auf ihnen festgehaltenen Inschriften. Sie
beschmierten Grabsteine und Friedhofsmauern als
Zeichen ihrer Gesinnung mit Hakenkreuzen. Diese
neuen Zerstörungen wurden denen hinzugefügt, die
die nationalsozialistische Herrschaft und der nach
1945 fortgesetzte Antisemitismus auf den jüdischen
Friedhöfen hinterlassen haben.
7 Schändung des jüdischen Friedhofs in Nienburg im Jahr 2000. Foto: „Die Harke", Nienburg.