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Ein Speicher hatte die Maße 57 x 13 x 27 Meter und
fasste als Zellenspeicher 4.500 Tonnen Getreide, als
Bodenspeicher die Hälfte.35 In den Bodenspeichern
wurden neben Getreide und Mehl Nahrungsmittel
aller Art eingelagert. 1938 standen reichsweit Hee-
resverpflegungsämter mit einer Gesamtlagerkapazi-
tät von 500.000 Tonnen und Rauhfutterscheunen für
349.000 Tonnen zur Verfügung. Den Verpflegungs-
ämtern waren 64 Bäckereien angeschlossen.36 Wei-
tere 292 Speicher und 100 Raufutterscheunen sowie
23 Bäckereien waren noch im Bau begriffen.37 Die
genaue Zahl der Heeresverpflegungsämter konnte bis
heute nicht ermittelt werden.38 Allein in Niedersach-
sen sind elf bekannt.39 Angemerkt sei an dieser Stel-
le noch, dass für die Lagerung von Ausrüstung und
Gerät die Heeresbekleidungsämter, Heereszeugämter,
Depots und Sanitätsparks zuständig waren. Deren
Gesamtlagerfläche umfasste bei Kriegsbeginn rd. 2,5
Millionen Quadratmeter.40
Truppenübungsplätze
Für kleinere Gefechtsübungen der Einheiten kamen
die nahe den Kasernen gelegenen Standortübungs-
plätze in Bertacht, deren Größe je nach Truppen-
gattung unterschiedlich bemessen war. Für ein In-
fanteriebataillon waren 80 Hektar hinreichend, eine
Artillerieabteilung benötigte schon 100 Hektar, für ein
Kavallerieregiment wurden bis zu 220 Hektar veran-
schlagt und das Panzerregiment konnte auf maximal
400 Hektar üben.41
Sollten mehrere Einheiten das Gefecht aller Waf-
fen üben, oder die Artillerie den scharfen Schuss,
dann bedeutete dies den Marsch der Einheit auf ei-
nen Truppenübungsplatz. Davon lagen im heutigen
Niedersachsen sechs von unterschiedlicher Größe,
die, wie Munster, schon seit Kaisers Zeiten genutzt
wurden. Aber auch neue Truppenübungsplätze wur-
den angelegt, so beispielsweise Bergen im Landkreis
Celle. Dafür mussten 24 Dorfschaften weichen und
3.650 Einwohner wurden umgesiedelt. Bis 1942 ent-
stand ein Truppenübungsplatz von rd. 24.800 Hektar.
Auf dem Platz wurden zwei Truppenunterkünfte für
15.0000 Soldaten angelegt. Am Rand des Platzes, bei
der Ortschaft Belsen, entstand das Ostlager mit 100
Kasernenbauten, 50 Pferdestallungen und 40 Groß-
garagen. Ein ähnliches Westlager wurde bei Oerbke
eingerichtet. Der Truppenübungsplatz Munster war
mit rd. 17.600 Hektar etwas kleiner als Bergen. Die
übrigen vier Plätze hatten eine durchschnittliche Grö-
ße von 2.000 Hektar.
Neben den Truppenunterkünften und den technischen
Bereichen wurden bei der Anlage der Übungsplätze
auch Gebäude für die Freizeit der Soldaten vorgese-
hen. Auf großen Plätzen entstanden mehrere Unter-
richtsgebäude mit Wirtschaftsbetrieb und Nutzung als
Kino und Theater. Das Heeresbauamt Hannover I lie-
ferte mit dem Gebäude in Bergen den Mustertyp da-
für.42 Die Konzentration von vielen Truppenteilen auf
Übungsplätzen erforderte auch ein, gegenüber den
Heimatgarnisonen, besonders großes Offiziersheim,
wie das Beispiel Bergen zeigt.
Munitionsanstalten
Heeresmunitionshauptanstalten, Lufthauptmunitions-
anstalten und Marinesperrzeugämter, kurz Munas ge-
nannt, versorgten die Truppe mit allen erforderlichen
Munitionsarten. Die Brisanz der Thematik erforderte
entweder eine bombensichere Unterbringung, bei-
spielsweise in Kalibergwerken, oder aber eine auf-
gelockerte und getarnte Anlage unter Wald. So war
beispielsweise vorgeschrieben, dass der Abstand der
Gebäude untereinander 50 Meter43 betragen musste
und die Gebäude, wenn irgend möglich, aus Tarn-
gründen mit Erde überdeckt und bepflanzt werden
sollten. Auch war das Fällen von Bäumen beim Bau
weitestgehend zu vermeiden.44 Ein erhöhter Flächen-
bedarf war die Folge. Zur Einfriedung der rd. 575 Hek-
tar großen Muna Hambühren waren immerhin 8.500
Meter Maschendraht erforderlich.45 In Niedersachen
sind 49 derartige Anlage46 mit einem Gesamtflächen-
verbrauch von rd. 20.000 Hektar nachgewiesen.47
Die eigentlichen Produktionsstätten wurden als Ske-
lettbauten mit extrem leichten Wänden errichtet, im
Falle einer Explosion konnte so der Schaden an den
Gebäuden gering gehalten werden. Bei der Anlage
von Verwaltungsgebäuden und Unterkünften griff
man regionale Bauformen auf: Bauernhäuser in Bee-
tenbrück bei Walsrode oder einen Rundling im wend-
ländischen Neu-Tramm.
Kriegsmarine
Selbstverständlich verfügte auch die Kriegsmarine als
kleinste der drei Teilstreitkräfte der Wehrmacht über
eine eigene Bauverwaltung. Sie war Teil des Marine-
verwaltungsamtes, das wiederum dem Oberkomman-
do der Marine unterstand.48 Das Hauptinteresse der
Marine galt neben den schwimmenden Einheiten sol-
chen Anlagen, die zu deren Bau, Instandsetzung und
Versorgung dienten. An Land waren verhältnismäßig
wenig Kasernen, Schulen und Verwaltungsgebäude
nötig. „Die Bautätigkeit war im Grundsatz von Be-
scheidenheit und Sparsamkeit geprägt. Nach dem ei-
genen Selbstverständnis war die Marine stets bestrebt,
ihren wertvollen Altbaubesitz zu erhalten und ihn den
neuen Bedürfnissen sinnvoll einzugliedern,"49 wie es
Ein Speicher hatte die Maße 57 x 13 x 27 Meter und
fasste als Zellenspeicher 4.500 Tonnen Getreide, als
Bodenspeicher die Hälfte.35 In den Bodenspeichern
wurden neben Getreide und Mehl Nahrungsmittel
aller Art eingelagert. 1938 standen reichsweit Hee-
resverpflegungsämter mit einer Gesamtlagerkapazi-
tät von 500.000 Tonnen und Rauhfutterscheunen für
349.000 Tonnen zur Verfügung. Den Verpflegungs-
ämtern waren 64 Bäckereien angeschlossen.36 Wei-
tere 292 Speicher und 100 Raufutterscheunen sowie
23 Bäckereien waren noch im Bau begriffen.37 Die
genaue Zahl der Heeresverpflegungsämter konnte bis
heute nicht ermittelt werden.38 Allein in Niedersach-
sen sind elf bekannt.39 Angemerkt sei an dieser Stel-
le noch, dass für die Lagerung von Ausrüstung und
Gerät die Heeresbekleidungsämter, Heereszeugämter,
Depots und Sanitätsparks zuständig waren. Deren
Gesamtlagerfläche umfasste bei Kriegsbeginn rd. 2,5
Millionen Quadratmeter.40
Truppenübungsplätze
Für kleinere Gefechtsübungen der Einheiten kamen
die nahe den Kasernen gelegenen Standortübungs-
plätze in Bertacht, deren Größe je nach Truppen-
gattung unterschiedlich bemessen war. Für ein In-
fanteriebataillon waren 80 Hektar hinreichend, eine
Artillerieabteilung benötigte schon 100 Hektar, für ein
Kavallerieregiment wurden bis zu 220 Hektar veran-
schlagt und das Panzerregiment konnte auf maximal
400 Hektar üben.41
Sollten mehrere Einheiten das Gefecht aller Waf-
fen üben, oder die Artillerie den scharfen Schuss,
dann bedeutete dies den Marsch der Einheit auf ei-
nen Truppenübungsplatz. Davon lagen im heutigen
Niedersachsen sechs von unterschiedlicher Größe,
die, wie Munster, schon seit Kaisers Zeiten genutzt
wurden. Aber auch neue Truppenübungsplätze wur-
den angelegt, so beispielsweise Bergen im Landkreis
Celle. Dafür mussten 24 Dorfschaften weichen und
3.650 Einwohner wurden umgesiedelt. Bis 1942 ent-
stand ein Truppenübungsplatz von rd. 24.800 Hektar.
Auf dem Platz wurden zwei Truppenunterkünfte für
15.0000 Soldaten angelegt. Am Rand des Platzes, bei
der Ortschaft Belsen, entstand das Ostlager mit 100
Kasernenbauten, 50 Pferdestallungen und 40 Groß-
garagen. Ein ähnliches Westlager wurde bei Oerbke
eingerichtet. Der Truppenübungsplatz Munster war
mit rd. 17.600 Hektar etwas kleiner als Bergen. Die
übrigen vier Plätze hatten eine durchschnittliche Grö-
ße von 2.000 Hektar.
Neben den Truppenunterkünften und den technischen
Bereichen wurden bei der Anlage der Übungsplätze
auch Gebäude für die Freizeit der Soldaten vorgese-
hen. Auf großen Plätzen entstanden mehrere Unter-
richtsgebäude mit Wirtschaftsbetrieb und Nutzung als
Kino und Theater. Das Heeresbauamt Hannover I lie-
ferte mit dem Gebäude in Bergen den Mustertyp da-
für.42 Die Konzentration von vielen Truppenteilen auf
Übungsplätzen erforderte auch ein, gegenüber den
Heimatgarnisonen, besonders großes Offiziersheim,
wie das Beispiel Bergen zeigt.
Munitionsanstalten
Heeresmunitionshauptanstalten, Lufthauptmunitions-
anstalten und Marinesperrzeugämter, kurz Munas ge-
nannt, versorgten die Truppe mit allen erforderlichen
Munitionsarten. Die Brisanz der Thematik erforderte
entweder eine bombensichere Unterbringung, bei-
spielsweise in Kalibergwerken, oder aber eine auf-
gelockerte und getarnte Anlage unter Wald. So war
beispielsweise vorgeschrieben, dass der Abstand der
Gebäude untereinander 50 Meter43 betragen musste
und die Gebäude, wenn irgend möglich, aus Tarn-
gründen mit Erde überdeckt und bepflanzt werden
sollten. Auch war das Fällen von Bäumen beim Bau
weitestgehend zu vermeiden.44 Ein erhöhter Flächen-
bedarf war die Folge. Zur Einfriedung der rd. 575 Hek-
tar großen Muna Hambühren waren immerhin 8.500
Meter Maschendraht erforderlich.45 In Niedersachen
sind 49 derartige Anlage46 mit einem Gesamtflächen-
verbrauch von rd. 20.000 Hektar nachgewiesen.47
Die eigentlichen Produktionsstätten wurden als Ske-
lettbauten mit extrem leichten Wänden errichtet, im
Falle einer Explosion konnte so der Schaden an den
Gebäuden gering gehalten werden. Bei der Anlage
von Verwaltungsgebäuden und Unterkünften griff
man regionale Bauformen auf: Bauernhäuser in Bee-
tenbrück bei Walsrode oder einen Rundling im wend-
ländischen Neu-Tramm.
Kriegsmarine
Selbstverständlich verfügte auch die Kriegsmarine als
kleinste der drei Teilstreitkräfte der Wehrmacht über
eine eigene Bauverwaltung. Sie war Teil des Marine-
verwaltungsamtes, das wiederum dem Oberkomman-
do der Marine unterstand.48 Das Hauptinteresse der
Marine galt neben den schwimmenden Einheiten sol-
chen Anlagen, die zu deren Bau, Instandsetzung und
Versorgung dienten. An Land waren verhältnismäßig
wenig Kasernen, Schulen und Verwaltungsgebäude
nötig. „Die Bautätigkeit war im Grundsatz von Be-
scheidenheit und Sparsamkeit geprägt. Nach dem ei-
genen Selbstverständnis war die Marine stets bestrebt,
ihren wertvollen Altbaubesitz zu erhalten und ihn den
neuen Bedürfnissen sinnvoll einzugliedern,"49 wie es