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Rainer Schomann
Freilichtbühnen, Thing- und Weihestätten in Niedersachsen
als denkmalpflegerisches Thema
Es kann sicherlich nicht behauptet werden, dass
Freilichtbühnen, Thing- und Weihestätten aus der Zeit
der nationalsozialistischen Diktatur bis heute in Nieder-
sachsen kein Thema denkmalpflegerischen Interesses
gewesen wären. Es drängt sich allerdings der Eindruck
auf, dass die Beschäftigung mit derartigen Objekten
eher vom Zufall bestimmt war, als dass sie auf der
Grundlage systematischer Auseinandersetzung er-
folgte. Im Überblick gesehen, muss dennoch eine
beachtliche Aufmerksamkeit festgestellt werden,1 die
diesen Objekten im Laufe derzeit von Seiten staatlicher
Institutionen, wissenschaftlicher Einrichtungen, aber
auch privater Interessenten gewidmet wurde. Die-
ser Form des Interesses steht jedoch die Art des
Umgangs mit dem einzelnen Objekt gegenüber, die
eher vom Wunsch nach Verdrängen und Vergessen
geprägt war und wohl noch ist. Der Umgang, auch
der denkmalpflegerische, mit Freilichtbühnen, Thing-
und Weihestätten des nationalsozialistischen Un-
rechtsregimes in Niedersachsen scheint insofern die
allgemeine gesellschaftliche Haltung gegenüber der
Auseinandersetzung mit dieser Zeit und ihren Aus-
wirkungen widerzuspiegeln. Diese Objekte sind daher
deutlich stärker dem Verfall bzw. der Veränderung
überlassen, als es für andere Bau- oder Objekttypen
zu beobachten ist. Letztendlich müsste aber spekuliert
werden, ob geschichtlicher Ursprung, labile Bauweise
oder gesellschaftliches Desinteresse als Ursache für
diese Entwicklung gesehen werden kann.
Freilichtbühnen, Thing- und Weihestätte
in Niedersachsen
Möglicherweise aufgrund der Größe des Landes,
möglicherweise aber auch wegen der frühen Eta-
blierung der Nationalsozialistischen Deutschen Ar-
beiterpartei (NSDAP) innerhalb der Region des heu-
tigen Landes Niedersachsen2 sind zahlreiche Orte
zu finden, an denen Stätten zur Beweihräucherung
nationalsozialistischen Gedankenguts, vor allem aber
zur Selbstdarstellung des Systems entstanden. Wie so
3 Stein mit Inschrift „Oberharzer Waldbühne 1936" im Zugangsbereich der Freilichtbühne in Clausthal-Zellerfeld, 2014.
Foto: Rainer Schomann, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege.
Rainer Schomann
Freilichtbühnen, Thing- und Weihestätten in Niedersachsen
als denkmalpflegerisches Thema
Es kann sicherlich nicht behauptet werden, dass
Freilichtbühnen, Thing- und Weihestätten aus der Zeit
der nationalsozialistischen Diktatur bis heute in Nieder-
sachsen kein Thema denkmalpflegerischen Interesses
gewesen wären. Es drängt sich allerdings der Eindruck
auf, dass die Beschäftigung mit derartigen Objekten
eher vom Zufall bestimmt war, als dass sie auf der
Grundlage systematischer Auseinandersetzung er-
folgte. Im Überblick gesehen, muss dennoch eine
beachtliche Aufmerksamkeit festgestellt werden,1 die
diesen Objekten im Laufe derzeit von Seiten staatlicher
Institutionen, wissenschaftlicher Einrichtungen, aber
auch privater Interessenten gewidmet wurde. Die-
ser Form des Interesses steht jedoch die Art des
Umgangs mit dem einzelnen Objekt gegenüber, die
eher vom Wunsch nach Verdrängen und Vergessen
geprägt war und wohl noch ist. Der Umgang, auch
der denkmalpflegerische, mit Freilichtbühnen, Thing-
und Weihestätten des nationalsozialistischen Un-
rechtsregimes in Niedersachsen scheint insofern die
allgemeine gesellschaftliche Haltung gegenüber der
Auseinandersetzung mit dieser Zeit und ihren Aus-
wirkungen widerzuspiegeln. Diese Objekte sind daher
deutlich stärker dem Verfall bzw. der Veränderung
überlassen, als es für andere Bau- oder Objekttypen
zu beobachten ist. Letztendlich müsste aber spekuliert
werden, ob geschichtlicher Ursprung, labile Bauweise
oder gesellschaftliches Desinteresse als Ursache für
diese Entwicklung gesehen werden kann.
Freilichtbühnen, Thing- und Weihestätte
in Niedersachsen
Möglicherweise aufgrund der Größe des Landes,
möglicherweise aber auch wegen der frühen Eta-
blierung der Nationalsozialistischen Deutschen Ar-
beiterpartei (NSDAP) innerhalb der Region des heu-
tigen Landes Niedersachsen2 sind zahlreiche Orte
zu finden, an denen Stätten zur Beweihräucherung
nationalsozialistischen Gedankenguts, vor allem aber
zur Selbstdarstellung des Systems entstanden. Wie so
3 Stein mit Inschrift „Oberharzer Waldbühne 1936" im Zugangsbereich der Freilichtbühne in Clausthal-Zellerfeld, 2014.
Foto: Rainer Schomann, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege.