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"Unter der GrasNarbe" <Veranstaltung, 2014, Hannover>; Schomann, Rainer [Editor]; Schormann, Michael Heinrich [Editor]; Wolschke-Bulmahn, Joachim [Editor]; Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; VGH-Stiftung [Editor]; Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur [Editor]; Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Unter der GrasNarbe: Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema : Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Heft 45.2015

DOI article:
Schomann, Rainer: Freilichtbühnen, Thing- und Weihestätten in Niedersachsen als denkmalpflegerisches Thema
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51271#0163
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7 Die Evangelisch-lutherische Kirche Niedersachsens errichtete 1964 innerhalb der Gesamtanlage Sachsenhain eine Kapelle
für die Nutzung durch die Bildungs- und Begegnungsstätte der so genannten Evangelischen Jugend, 2014.
Foto: Rainer Schomann, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege.


Denkmalschutzbehörde des Landes Niedersachsen
schließen lässt. In ganz sachlicher Form analysiert der
Berichterstatter mit seinem Schreiben die historischen
Zusammenhänge, geht auf den Zustand der Anlage
ein, konstatiert auch seine weitgehend unveränderte
Form und kommt zu folgendem Schluss:
„ Die Anlage des Hains mit den Findlingen ist,
wie sich aus Vorstehendem ergibt, ein Mahnmal
des 3. Reiches an einen geschichtlichen Vorgang,
dessen Stattfinde in der überlieferten Form und
an dieser Stelle in Halsmühlen wissenschaftlich
nicht als gesichert gelten kann. Hier wäre
eine eingehende wissenschaftliche Prüfung
erforderlich. Nach derzeitigem Wissensstand
und heutigem denkmalpflegerischem Selbstver-
ständnis halte ich eine Denkmaleigenschaft des
Sachsenhains nicht für gegeben."16
Erstaunlicherweise reflektiert der Gutachter in kei-
ner Weise die Bedeutung des Bauwerks als Gegen-
stand nationalsozialistischer Selbstdarstellung, son-
dern diskutiert lediglich den Wahrheitsgehalt des
angeblichen geschichtlichen Bezugs. Dabei handelt
es sich nicht um größte Naivität, sondern wohl um
ein symptomatisches Ausblenden des eigentlichen
historischen Zusammenhangs. Bis heute hat die-
se Positionierung ihre Wirkung, obwohl sich die
Auffassungen grundlegend geändert haben. Ohne
Zweifel bietet der „Sachsenhain" heute wie damals
alle Voraussetzungen für eine Bewertung als Kul-

turdenkmal auf der Basis des Niedersächsischen
Denkmalschutzgesetzes, doch bedarf es nicht nur
aus rechtlichen Gründen der Erklärung, warum heute
andere Bedeutungsschwerpunkte gesetzt werden.
Der „Sachsenhain" entstand in den Jahren 1934
bis 1936 als eine Propagandastätte, an der altger-
manischen Mythen und insbesondere dem Kampf des
Sachsenherzogs Widukind gegen den Frankenkönig
Karl, dem späteren Kaiser Karl den Großen, gehuldigt
werden sollte. Dabei wurde ein geschichtliches
Ereignis aufgegriffen, in dessen Verlauf 4500 Sachsen
erschlagen worden sein sollen und an dessen Ende
die schmähliche Unterwerfung Widukinds stand.
Das Projekt wurde insbesondere von Reichsführer SS
Heinrich Himmler, Reichsleiter Alfred Rosenberg, dem
Chefideologen der NSDAP, sowie Reichsbauernführer
Walter Darree unterstützt. Sie waren noch während
der Bauphase nach Verden gekommen und hatten
anlässlich der Eröffnung im Rahmen einer Feier der
Mitsommerwende am 21. Juni 1935 Ansprachen
gehalten. In einem zeitgenössischen Bericht wurde
explizit auf die Rede Hugenbergs verwiesen, der
die Erfüllung des Kampfes des Sachsenherzogs
Widukind durch Adolf Hitler hervorhob und damit
die antichristliche Haltung der nationalsozialistischen
Bewegung in den Mittelpunkt rückte. In derselben
Quelle heißt es weiter:
„4500 Findlinge aus allen deutschen Gauen
sollen hier bis zur endgültigen Fertigstellung
 
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