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Joachim Wolschke-Bulmahn
„Ahnenstätten"-eine besondere Kategorie von Friedhöfen in Norddeutschland.
Ideologische Zusammenhänge und Fragen des Denkmalschutzes
In meinem Beitrag diskutiere ich am Beispiel von drei
Friedhöfen, so genannten Ahnenstätten, wie spe-
zifische Vorstellungen über Natur und Nation, die im
späten 18. und 19. Jahrhundert unter bestimmten
gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen entwi-
ckelt wurden, im frühen 20. Jahrhundert und vor
allem in der Zeit des Nationalsozialismus unter ver-
änderten Rahmenbedingungen in Konzeptionen einer
deutschtümelnden naturnahen Landschaftsgestaltung
umgesetzt wurden und welche Rolle Findlinge da-
bei spielten. Wie zu zeigen sein wird, konnten spe-
zifische Vorstellungen über einen Zusammenhang
von Natur, idealen Landschaften und Menschen im
20. Jahrhundert der Vermittlung reaktionärer und
rassistischer Ideen dienen.
Die Ahnenstätten Conneforde, Hilligenloh (auch Ah-
nenstätte Hude genannt) und Seelenfeld liegen in
Norddeutschland (Abb. 1, 2, 3). Es sind Friedhöfe,
von denen insbesondere die ersten beiden in ganz
besonderen ideologischen und gesellschaftlichen Zu-
sammenhängen entstanden sind. Angelegt wurden sie
vom Tannenbergbund und der Deutschvolkgemeinde,
einer Organisation, die enge Verbindung zum Tan-
nenbergbund hatte, der von Erich Ludendorff, einem
bekannten General des Ersten Weltkriegs, gegründet
wurde.
Die Anlagen hatten hohe symbolische Bedeutung
- und scheinen diese auch heute noch zu haben.
Die Beantwortung der Frage, wie diese Freiräume
durch ihre spezifische Landschaftsgestaltung diese
symbolische Bedeutung manifestieren konnten und
wie ihre Ausgestaltung half, bestimmte Vorstellungen
über,Rasse', Nation, Natur und deutsche Geschichte
ihren Nutzern und Nutzerinnen zu vermitteln, ist
ein wesentliches Ziel dieses Beitrags. Zunächst wird
dabei das Entstehen spezifischer Vorstellungen
über den Zusammenhang zwischen Natur und Ger-
manentum erörtert, die im Verlauf des 19. Jahr-
hunderts entstanden und die sich deutlich in land-
schaftsgestalterischen Maßnahmen des frühen 20.
Jahrhunderts widerspiegeln. Anschließend werden
die wichtigsten Charakteristika der Anlagen in Bezug
auf ihre Gestaltung diskutiert. Abschließen werden
den Beitrag Anmerkungen zu aktuellen Strategien
der Betreiber der Ahnenstätten in Bezug auf eine
Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.
3 Inschrift am Eingangstor zur Ahnenstätte Conneforde, 2014. Foto: Joachim Wolschke-Bulmahn.
Joachim Wolschke-Bulmahn
„Ahnenstätten"-eine besondere Kategorie von Friedhöfen in Norddeutschland.
Ideologische Zusammenhänge und Fragen des Denkmalschutzes
In meinem Beitrag diskutiere ich am Beispiel von drei
Friedhöfen, so genannten Ahnenstätten, wie spe-
zifische Vorstellungen über Natur und Nation, die im
späten 18. und 19. Jahrhundert unter bestimmten
gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen entwi-
ckelt wurden, im frühen 20. Jahrhundert und vor
allem in der Zeit des Nationalsozialismus unter ver-
änderten Rahmenbedingungen in Konzeptionen einer
deutschtümelnden naturnahen Landschaftsgestaltung
umgesetzt wurden und welche Rolle Findlinge da-
bei spielten. Wie zu zeigen sein wird, konnten spe-
zifische Vorstellungen über einen Zusammenhang
von Natur, idealen Landschaften und Menschen im
20. Jahrhundert der Vermittlung reaktionärer und
rassistischer Ideen dienen.
Die Ahnenstätten Conneforde, Hilligenloh (auch Ah-
nenstätte Hude genannt) und Seelenfeld liegen in
Norddeutschland (Abb. 1, 2, 3). Es sind Friedhöfe,
von denen insbesondere die ersten beiden in ganz
besonderen ideologischen und gesellschaftlichen Zu-
sammenhängen entstanden sind. Angelegt wurden sie
vom Tannenbergbund und der Deutschvolkgemeinde,
einer Organisation, die enge Verbindung zum Tan-
nenbergbund hatte, der von Erich Ludendorff, einem
bekannten General des Ersten Weltkriegs, gegründet
wurde.
Die Anlagen hatten hohe symbolische Bedeutung
- und scheinen diese auch heute noch zu haben.
Die Beantwortung der Frage, wie diese Freiräume
durch ihre spezifische Landschaftsgestaltung diese
symbolische Bedeutung manifestieren konnten und
wie ihre Ausgestaltung half, bestimmte Vorstellungen
über,Rasse', Nation, Natur und deutsche Geschichte
ihren Nutzern und Nutzerinnen zu vermitteln, ist
ein wesentliches Ziel dieses Beitrags. Zunächst wird
dabei das Entstehen spezifischer Vorstellungen
über den Zusammenhang zwischen Natur und Ger-
manentum erörtert, die im Verlauf des 19. Jahr-
hunderts entstanden und die sich deutlich in land-
schaftsgestalterischen Maßnahmen des frühen 20.
Jahrhunderts widerspiegeln. Anschließend werden
die wichtigsten Charakteristika der Anlagen in Bezug
auf ihre Gestaltung diskutiert. Abschließen werden
den Beitrag Anmerkungen zu aktuellen Strategien
der Betreiber der Ahnenstätten in Bezug auf eine
Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.
3 Inschrift am Eingangstor zur Ahnenstätte Conneforde, 2014. Foto: Joachim Wolschke-Bulmahn.