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17 Gedenkstein an Ludendorffs, Hilligenloh, verborgen hinter Rhododendron, 2014. Foto: Joachim Wolschke-Bulmahn.
Anlagen werden Findlinge als Grab- und Gedenk-
steine verwendet. Die germanischen Geburts- und
Todesrunen ersetzen die christlichen Zeichen für
Geburt und Tod.
Die Ahnenstätten zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Im Rahmen der fachlichen Diskussion um Geschichte
und Orte „unter der GrasNarbe" ist ein Blick in die
Gegenwart von besonderem Interesse. Wie gehen
die für die Anlagen Verantwortlichen heute auf die
historischen Zusammenhänge, in denen die Anlagen
zu sehen sind, ein? Wurden ggfs. besondere Strategien
der Vergangenheitsbewältigung entwickelt? Das soll
abschließend am Beispiel der Ahnenstätten Hilligenloh
und Seelenfeld kurz thematisiert werden.
Im Eingangsbereich zur Ahnenstätte Hilligenloh weist
seit einigen Jahren ein Text auf einer Informationstafel
auf die Geschichte der Anlage hin und rechtfertigt,
warum der Gedenkstein für das Ehepaar Ludendorff
zum Beispiel nicht entfernt wurde. Es wird mit dem
Text eine Unabhängigkeit vom „nationalsozialistischen
Ungeist" suggeriert. Auch wird eine politische Be-
tätigung des Vereins „Ahnenstätte Hilligenloh e.V."
verneint. Besucher werden willkommen geheißen und
Informationen über den Verein werden angeboten. Als
Ansprechpartner werden Vorsitzender, Schriftführerin
und „Stättenwart" mit Namen und Adressen aufge-
führt. Es heißt auf der Tafel unter anderem:
„Liebe Besucher
Diese Ahnenstätte ist heute Ruhestätte für Men-
schen, die ein freies, an keine kirchliche Kon-
fession gebundenes, Begräbnis suchen.
Sie ist 1932 von Privatpersonen begründet wor-
den, die der in den zwanziger Jahren weit ver-
breiteten .völkischen Bewegung' angehörten und
sich der .Gotterkenntnis' Mathilde Ludendorffs
verbunden fühlten. [...]
Der Verein .Ahnenstätte' war aber bei aller Zeit-
gebundenheit unabhängig von dem nationalso-
zialistischen Ungeist. So ist die Einrichtung der
Ahnenstätte zeitweise durch nationalsozialistische
Behörden verboten und behindert worden. [...]
Die Gedenksteine für das Ehepaar Ludendorff,
Zeichen und Symbole auf Grabsteinen werden
als zeitgeschichtliche Zeugnisse angesehen.
Sie sollen in keiner Weise zu rassistischen oder
antisemitischen Gedanken auffordern, sondern an
eine schwierige und wichtige Geschichtsepoche
erinnern und das Vergessen verhindern".37
Der Gedenkstein an Mathilde und Erich Ludendorff,
der in den 1990er Jahren noch frei im Eingangsbereich
17 Gedenkstein an Ludendorffs, Hilligenloh, verborgen hinter Rhododendron, 2014. Foto: Joachim Wolschke-Bulmahn.
Anlagen werden Findlinge als Grab- und Gedenk-
steine verwendet. Die germanischen Geburts- und
Todesrunen ersetzen die christlichen Zeichen für
Geburt und Tod.
Die Ahnenstätten zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Im Rahmen der fachlichen Diskussion um Geschichte
und Orte „unter der GrasNarbe" ist ein Blick in die
Gegenwart von besonderem Interesse. Wie gehen
die für die Anlagen Verantwortlichen heute auf die
historischen Zusammenhänge, in denen die Anlagen
zu sehen sind, ein? Wurden ggfs. besondere Strategien
der Vergangenheitsbewältigung entwickelt? Das soll
abschließend am Beispiel der Ahnenstätten Hilligenloh
und Seelenfeld kurz thematisiert werden.
Im Eingangsbereich zur Ahnenstätte Hilligenloh weist
seit einigen Jahren ein Text auf einer Informationstafel
auf die Geschichte der Anlage hin und rechtfertigt,
warum der Gedenkstein für das Ehepaar Ludendorff
zum Beispiel nicht entfernt wurde. Es wird mit dem
Text eine Unabhängigkeit vom „nationalsozialistischen
Ungeist" suggeriert. Auch wird eine politische Be-
tätigung des Vereins „Ahnenstätte Hilligenloh e.V."
verneint. Besucher werden willkommen geheißen und
Informationen über den Verein werden angeboten. Als
Ansprechpartner werden Vorsitzender, Schriftführerin
und „Stättenwart" mit Namen und Adressen aufge-
führt. Es heißt auf der Tafel unter anderem:
„Liebe Besucher
Diese Ahnenstätte ist heute Ruhestätte für Men-
schen, die ein freies, an keine kirchliche Kon-
fession gebundenes, Begräbnis suchen.
Sie ist 1932 von Privatpersonen begründet wor-
den, die der in den zwanziger Jahren weit ver-
breiteten .völkischen Bewegung' angehörten und
sich der .Gotterkenntnis' Mathilde Ludendorffs
verbunden fühlten. [...]
Der Verein .Ahnenstätte' war aber bei aller Zeit-
gebundenheit unabhängig von dem nationalso-
zialistischen Ungeist. So ist die Einrichtung der
Ahnenstätte zeitweise durch nationalsozialistische
Behörden verboten und behindert worden. [...]
Die Gedenksteine für das Ehepaar Ludendorff,
Zeichen und Symbole auf Grabsteinen werden
als zeitgeschichtliche Zeugnisse angesehen.
Sie sollen in keiner Weise zu rassistischen oder
antisemitischen Gedanken auffordern, sondern an
eine schwierige und wichtige Geschichtsepoche
erinnern und das Vergessen verhindern".37
Der Gedenkstein an Mathilde und Erich Ludendorff,
der in den 1990er Jahren noch frei im Eingangsbereich