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"Unter der GrasNarbe" <Veranstaltung, 2014, Hannover>; Schomann, Rainer [Hrsg.]; Schormann, Michael Heinrich [Hrsg.]; Wolschke-Bulmahn, Joachim [Hrsg.]; Winghart, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; VGH-Stiftung [Hrsg.]; Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur [Hrsg.]; Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Unter der GrasNarbe: Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema : Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Heft 45.2015

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Dobratz, Tobias; Venturelli, Flavio: Horst-Wessel-Denkmäler in Niedersachsen - Gefallenenkult und Propaganda in der NS-Freiraumgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.51271#0189
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185

Tobias Dobratz / Flavio VenturelIi
Horst-Wessel-Denkmäler in Niedersachsen -
Gefallenenkult und Propaganda in der NS-Freiraumgestaltung

Horst-Wessel-Kult und
Horst-Wessel-Denkmäler im Dritten Reich
Der Kult um den 1930 ermordeten SA-Angehörigen
Horst Wessel gehört zu den markantesten Aspekten
der NS-Propaganda im Dritten Reich.1 Seine Person
wurde in Schulbüchern und in den Medien zelebriert.
Nach ihm wurden im ganzen deutschen Reich Straßen,
Schulen und weitere Orte benannt. „Horst-Wessel-
Denkmäler" mit den entsprechenden Freiraum- und
Platzgestaltungen muss es in zahlreichen Städten und
an exponierten Orten [...] gegeben haben", merkt
hierzu Joachim Wolschke-Bulmahn an.2
In der Regel wurden für die Errichtung von Horst-
Wessel-Denkmälern Themen und Typologien über-
nommen, die schon lange vor der NS-Machtergreifung
in Deutschland mit nationalistischen Inhalten auf-
geladen waren. Einzelbäume „einheimischer Art",
„Ehrenhaine" nach Willy Langes Vorstellungen,
Findlinge und Säulen aus Naturstein waren insbe-
sondere nach dem Ersten Weltkrieg zum Anden-
ken der Gefallenen sehr verbreitet.3 In den turbu-
lenten Jahren der Weimarer Republik wurde es zum
Verhaltensmuster verschiedener politischer Grup-
pierungen, ihre verstorbenen Anführer und Mit-
glieder ebenfalls als Gefallene zu feiern.4 Nach einem
solchen Muster handelte auch Goebbels, der Wessel
als einen „im Kampf für Deutschland" gefallenen
Krieger darstellte und damit die „Denkmalkultur", die
sich um den Bielefelder SA-Angehörigen entwickelte,
beeinflusste.5
Doch wie viele Horst-Wessel-Denkmäler wurden im
Dritten Reich tatsächlich errichtet? Und aus welchen
Gründen? Die Betrachtung der recherchierten Quellen
lässt einige Tendenzen vermuten.6 An Orten, die zum
Aufbau des biografischen Mythos Horst Wessels
grundlegend waren, verdichteten sich die für ihn er-
richteten Denkmäler. Als solche Gebiete sind der Ge-
burtsort Bielefeld7 und die Region seiner Vorfahren
im südlichen Niedersachsen zu erwähnen. Es lässt
sich behaupten, dass Horst-Wessel-Denkmäler in ein
Netzwerk von Orten eingebunden waren, die aus
der Perspektive der NS-Propaganda eine symbolische
Bedeutung besaßen. Teil eines solchen Ortsnetzwerkes
war selbstverständlich die damalige Reichshauptstadt
Berlin.


2 Schallplatte als Beispiel des Horst-Wessel-Kults in den
Medien des „Dritten Reichs".


3 Beispiele von Horst-Wessel-Denkmalen in zeitgenössi-
schen Ansichten.
 
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