Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

"Unter der GrasNarbe" <Veranstaltung, 2014, Hannover>; Schomann, Rainer [Editor]; Schormann, Michael Heinrich [Editor]; Wolschke-Bulmahn, Joachim [Editor]; Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; VGH-Stiftung [Editor]; Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur [Editor]; Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Unter der GrasNarbe: Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema : Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Heft 45.2015

DOI article:
Dobratz, Tobias; Venturelli, Flavio: Horst-Wessel-Denkmäler in Niedersachsen - Gefallenenkult und Propaganda in der NS-Freiraumgestaltung
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51271#0191
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
187
Horst-Wessel-Denkmäler in Niedersachsen - Gefallenenkult und Propaganda in der NS-Freiraumgestaltung

Das Reichsehrendenkmal in Berlin Friedrichshain
Hier lässt sich die Hand von Joseph Goebbels spüren.
Durch Fotobände und sogar durch Stadtführer stellte
er den Beitrag der SA-Formationen im „Kampf um
Berlin" als Wegbereitung zur Machtergreifung dar.8
1934, lange bevor Albert Speer Hitlers Visionen für
das künftige „Germania" zu entwerfen begann, ver-
abschiedete Oberbürgermeister Lippert, ein Mann
Goebbels'9, Pläne für die Horst-Wessel-Stadt in Berlin.
Es handelte sich um die sogenannte „Sanierung"
des einst „roten" Arbeiterviertels Friedrichshain,
wo Wessel als NS-Aktivist tätig gewesen war und
den Tod gefunden hatte.10 Dieser Stadtteil wurde zu
einem Musterbeispiel der neuen politischen und so-
zialen Ordnung systematisch umgebaut, wie auch die
Fachpresse dokumentierte.11
Am Bülowplatz, dem wichtigsten Platzin Friedrichshain,
befand sich neben der 1914 vom jüdischen Architekten
Oskar Kauffmann erbauten Volksbühne auch das
Karl-Liebknecht-Haus. Hier hatte die Kommunistische
Partei Deutschlands ihren Zentralsitz. 1933 wurde es

von der SA angegriffen und zusammen mit dem Platz
nach Horst Wessel benannt.12 Binnen zwei Jahren
wurde auf den bisher brach liegenden Flächen des
Platzesein „Reichsehrendenkmal" erbaut.
Dabei wurden mehrere Elemente einer nationalistisch
geprägten Freiraumgestaltung eingesetzt:13
Auf beiden Seiten des Theatergebäudes wurde jeweils
ein „Ehrenhain" aus Linden angelegt.
Auf den Straßenseiten jedes Haines wurden zwei
Denkmäler erbaut. An der Westseite gedachte eine
Skulptur aus Bronze zweier von KPD-Mitgliedern
ermordeter Polizisten.14 Ihr östlicher Gegenpol war die
SA-Säule.15 Auf diesem Denkmal wurden Namen von
SA-Angehörigen eingraviert, die in den politischen
Auseinandersetzungen der Weimarer Zeit ums Leben
gekommen waren. Die damalige Presse nannte es
nach dem bekanntesten dieser Namen Horst-Wessel-
Denkmal.
Die dreieckige Fläche vor dem Theatereingang
wurde mit Granit gepflastert. Nach dem Raster, in
dem die Pflastersteine verlegt wurden, sollten sich
die Ehrenformationen der NS-Organisationen bei
offiziellen Zeremonien richten.

M. -1«5oo


6 Lageplan des Horst-Wessel-Platzes im Jahr 1935.
 
Annotationen