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2 Modell des ersten Entwurfs von Hermann Alker für die Thingstätte 1934. Stadtarchiv Heidelberg, Nr. 79032030a.
Heiligenberges neben der Klosterkirche St. Michael zu
errichten und deswegen die bestehende Waldschen-
ke abzubrechen. Dazu fertigte Hermann Alker 1934
einen ersten Entwurf und ein Modell an, bei welchem
dem eigentlichen Thingplatz ein Tanzring vorgelagert
war (Abb. 2). Angesichts der topografischen Situa-
tion auf dem Bergrücken verabschiedete man sich
allerdings von diesem Lösungsansatz und rückte die
Thingstätte etwas nach Norden, was gleichzeitig den
Erhalt der Gaststätte ermöglichte. Eine Ansichtsskizze
vom Juli 1934 zeigt die Anlage, wie sie dann auch
realisiert wurde, allerdings mit einem hier noch in die
Hauptachse gestellten Verstärker- und Beleuchtungs-
turm.12 Ein undatierter Lageplan gibt die Thingstätte
ebenfalls mit dem nicht ausgeführten Tanzring wie-
der; detailliert sind darin außerdem die geplanten Au-
ßenanlagen und Wegezuführungen dargestellt.13
Mit den vorbereitenden Arbeiten, insbesondere der
Rodung des Waldes unterhalb des Michaelklosters,
wurde im Frühjahr 1934 begonnen und bereits im
Mai verkündete die „Volksgemeinschaft": „Die letz-
te Eiche ist gefällt".14 Am 30. Mai 1934 erfolgte
die groß inszenierte Grundsteinlegung15 durch den
Reichsstatthalter Robert Wagner und Oberbürger-
meister Carl Neinhaus. Schon bald zeigte sich jedoch,
dass die anfänglich auf zwei Monate ausgelegte Bau-
zeit nicht einzuhalten war. Trotz geologischer Vor-
untersuchungen hatte man den Abtrag des unter
der Erde anstehenden Felsens falsch eingeschätzt.
Aufwendig musste das Gestein in mehr als 32.000
Sprengungen gelockert werden. Insgesamt waren
bis zur Einweihung rund 5.000 m3 Erdaushub und
17.5000 m3 Felsausbruch bewegt worden (Abb. 3).
Die rund 11.000 m3 gebrochenen Sandsteine verwen-
dete man zum Bau der Treppen, Sitzränge und für
das Bühnengebäude.16 Der anfallende Abraum wurde
zur nahe liegenden Waldschenke verbracht und dort
so angeschüttet, dass man einen Parkplatz und eine
Aussichtsplattform erhielt. Die dennoch rasche Fertig-
stellung innerhalb von zwei Jahren war nur dadurch
möglich, dass anfangs 450 Männer und gegen Ende
bis zu 1.200 Arbeiter des freiwilligen Arbeitsdienstes
sowie 60 Facharbeiter der Stadt Heidelberg an der
Baustelle eingesetzt waren. In manchmal zwei oder
drei Schichten wurde Tag und Nacht gearbeitet.17 Die
Gesamtkosten für die Anlage beliefen sich schließlich
auf rund 599.000 Reichsmark, wovon den größten
Anteil die Stadt Heidelberg selbst aufbringen muss-
te; das Reich übernahm lediglich ca. 40.000 Mark.18
2 Modell des ersten Entwurfs von Hermann Alker für die Thingstätte 1934. Stadtarchiv Heidelberg, Nr. 79032030a.
Heiligenberges neben der Klosterkirche St. Michael zu
errichten und deswegen die bestehende Waldschen-
ke abzubrechen. Dazu fertigte Hermann Alker 1934
einen ersten Entwurf und ein Modell an, bei welchem
dem eigentlichen Thingplatz ein Tanzring vorgelagert
war (Abb. 2). Angesichts der topografischen Situa-
tion auf dem Bergrücken verabschiedete man sich
allerdings von diesem Lösungsansatz und rückte die
Thingstätte etwas nach Norden, was gleichzeitig den
Erhalt der Gaststätte ermöglichte. Eine Ansichtsskizze
vom Juli 1934 zeigt die Anlage, wie sie dann auch
realisiert wurde, allerdings mit einem hier noch in die
Hauptachse gestellten Verstärker- und Beleuchtungs-
turm.12 Ein undatierter Lageplan gibt die Thingstätte
ebenfalls mit dem nicht ausgeführten Tanzring wie-
der; detailliert sind darin außerdem die geplanten Au-
ßenanlagen und Wegezuführungen dargestellt.13
Mit den vorbereitenden Arbeiten, insbesondere der
Rodung des Waldes unterhalb des Michaelklosters,
wurde im Frühjahr 1934 begonnen und bereits im
Mai verkündete die „Volksgemeinschaft": „Die letz-
te Eiche ist gefällt".14 Am 30. Mai 1934 erfolgte
die groß inszenierte Grundsteinlegung15 durch den
Reichsstatthalter Robert Wagner und Oberbürger-
meister Carl Neinhaus. Schon bald zeigte sich jedoch,
dass die anfänglich auf zwei Monate ausgelegte Bau-
zeit nicht einzuhalten war. Trotz geologischer Vor-
untersuchungen hatte man den Abtrag des unter
der Erde anstehenden Felsens falsch eingeschätzt.
Aufwendig musste das Gestein in mehr als 32.000
Sprengungen gelockert werden. Insgesamt waren
bis zur Einweihung rund 5.000 m3 Erdaushub und
17.5000 m3 Felsausbruch bewegt worden (Abb. 3).
Die rund 11.000 m3 gebrochenen Sandsteine verwen-
dete man zum Bau der Treppen, Sitzränge und für
das Bühnengebäude.16 Der anfallende Abraum wurde
zur nahe liegenden Waldschenke verbracht und dort
so angeschüttet, dass man einen Parkplatz und eine
Aussichtsplattform erhielt. Die dennoch rasche Fertig-
stellung innerhalb von zwei Jahren war nur dadurch
möglich, dass anfangs 450 Männer und gegen Ende
bis zu 1.200 Arbeiter des freiwilligen Arbeitsdienstes
sowie 60 Facharbeiter der Stadt Heidelberg an der
Baustelle eingesetzt waren. In manchmal zwei oder
drei Schichten wurde Tag und Nacht gearbeitet.17 Die
Gesamtkosten für die Anlage beliefen sich schließlich
auf rund 599.000 Reichsmark, wovon den größten
Anteil die Stadt Heidelberg selbst aufbringen muss-
te; das Reich übernahm lediglich ca. 40.000 Mark.18