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Unter der GrasNarbe
Die Gewächshäuser
Neben dem nahezu vollständig erhaltenen Bestand an
ehemaligen Verwaltungs- und Laborgebäuden, der
heute überwiegend Sozialwohnungen beherbergt,
wurden die Bauten der gärtnerischen Flächen in der
Nachkriegszeit dezimiert bzw. durch fehlende Nutzung
und mangelhaftem Unterhalt stark in Mitleidenschaft
gezogen. Die beiden heute noch vorhandenen großen
Glashäuser waren als Satteldachhäuser konzipiert. Die
in Stahlkonstruktion ausgeführten Häuser wurden
von der Firma Mehlhorn aus Sachsen, die auf Ge-
wächshausbau und Heizanlagen spezialisiert war,
geliefert. Der Reichsverband des deutschen Gartenbaus
hatte zur Unterstützung des Vorhabens Planvorlagen,
Berechnungen und auch bereits die Genehmigung von
Typenhäusern für die verschiedenen Nutzungen zur
Verfügung gestellt. Die Häuser wiesen einen hohen
Standard in Herstellungsqualität und Ausstattung auf.
Vorgefertigte und teilweise vormontierte Metallprofile
ermöglichten den schnellen und präzisen Aufbau vor
Ort, der von August bis Oktober 1939 dauerte. Für die
Tragkonstruktion der Verglasung wurde konsequent
Holz als Sparren- und Firstholz genutzt. Damit
wurde eine weitgehende thermische Trennung der
Metallkonstruktion von der Außenhaut erreicht. Die
Verwendung von amerikanischem Redwood (Sequoia
sempervirens) war eine patentierte Spezialität der
Herstellerfirma.
Die mit Pflanztischen und durchlaufenden Hänge-
gestellen ausgestatteten Glashäuser hatten ihren
Zugang von den Giebelseiten. Das nördliche Drittel
der Grundfläche war durch eine Trennwand abgeteilt.
So war eine Untergliederung in verschiedene Tempe-
raturzonen (Warm- und Kalthaus) möglich. Die
innenliegenden Wasserbecken wurden mittels durch-
geführter Heizrohre temperiert. Die Bewässerung
der Pflanzen erfolgte mit Gießkannen. Zu dieser Zeit
nicht üblich war die aufwändige Einrichtung eines
mechanischen Sonnenschutzes. Dieser bestand aus
Holzleisten auf Metallketten, die am First aufgerollt
waren. Die Bedienung mit Handkurbeln erfolgte
von außen, getrennt für jede Seite und die beiden
Hausteile. Die beiden schmaleren Drei-Meter-Häuser
wurden im Anschluss ebenfalls durch die Firma
Mehlhorn in einem ähnlichem System erstellt und
dienten überwiegend dem Gemüseanbau. Der heu-
tige Zustand der Gewächshäuser ist äußerst desolat,
es besteht teilweise Einsturzgefahr, in Teilen sind sie
bereits abgebrochen worden (Abb. 9)5.
Die Frühbeetanlagen
Die heute 67 erhaltenen Frühbeetkästen des Unter-
suchungsgebietes befinden sich östlich des Mittel-
weges der Gesamtanlage im Vorfeld der Kopf-
bauten orthogonal zwischen den historischen
Gewächshäusern. Sämtliche Frühbeetkästen be-
9 Östliches großes Gewächshaus („Haus 4"), 19. Januar 2014. Foto: Helmut Wiegel.
Unter der GrasNarbe
Die Gewächshäuser
Neben dem nahezu vollständig erhaltenen Bestand an
ehemaligen Verwaltungs- und Laborgebäuden, der
heute überwiegend Sozialwohnungen beherbergt,
wurden die Bauten der gärtnerischen Flächen in der
Nachkriegszeit dezimiert bzw. durch fehlende Nutzung
und mangelhaftem Unterhalt stark in Mitleidenschaft
gezogen. Die beiden heute noch vorhandenen großen
Glashäuser waren als Satteldachhäuser konzipiert. Die
in Stahlkonstruktion ausgeführten Häuser wurden
von der Firma Mehlhorn aus Sachsen, die auf Ge-
wächshausbau und Heizanlagen spezialisiert war,
geliefert. Der Reichsverband des deutschen Gartenbaus
hatte zur Unterstützung des Vorhabens Planvorlagen,
Berechnungen und auch bereits die Genehmigung von
Typenhäusern für die verschiedenen Nutzungen zur
Verfügung gestellt. Die Häuser wiesen einen hohen
Standard in Herstellungsqualität und Ausstattung auf.
Vorgefertigte und teilweise vormontierte Metallprofile
ermöglichten den schnellen und präzisen Aufbau vor
Ort, der von August bis Oktober 1939 dauerte. Für die
Tragkonstruktion der Verglasung wurde konsequent
Holz als Sparren- und Firstholz genutzt. Damit
wurde eine weitgehende thermische Trennung der
Metallkonstruktion von der Außenhaut erreicht. Die
Verwendung von amerikanischem Redwood (Sequoia
sempervirens) war eine patentierte Spezialität der
Herstellerfirma.
Die mit Pflanztischen und durchlaufenden Hänge-
gestellen ausgestatteten Glashäuser hatten ihren
Zugang von den Giebelseiten. Das nördliche Drittel
der Grundfläche war durch eine Trennwand abgeteilt.
So war eine Untergliederung in verschiedene Tempe-
raturzonen (Warm- und Kalthaus) möglich. Die
innenliegenden Wasserbecken wurden mittels durch-
geführter Heizrohre temperiert. Die Bewässerung
der Pflanzen erfolgte mit Gießkannen. Zu dieser Zeit
nicht üblich war die aufwändige Einrichtung eines
mechanischen Sonnenschutzes. Dieser bestand aus
Holzleisten auf Metallketten, die am First aufgerollt
waren. Die Bedienung mit Handkurbeln erfolgte
von außen, getrennt für jede Seite und die beiden
Hausteile. Die beiden schmaleren Drei-Meter-Häuser
wurden im Anschluss ebenfalls durch die Firma
Mehlhorn in einem ähnlichem System erstellt und
dienten überwiegend dem Gemüseanbau. Der heu-
tige Zustand der Gewächshäuser ist äußerst desolat,
es besteht teilweise Einsturzgefahr, in Teilen sind sie
bereits abgebrochen worden (Abb. 9)5.
Die Frühbeetanlagen
Die heute 67 erhaltenen Frühbeetkästen des Unter-
suchungsgebietes befinden sich östlich des Mittel-
weges der Gesamtanlage im Vorfeld der Kopf-
bauten orthogonal zwischen den historischen
Gewächshäusern. Sämtliche Frühbeetkästen be-
9 Östliches großes Gewächshaus („Haus 4"), 19. Januar 2014. Foto: Helmut Wiegel.