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"Unter der GrasNarbe" <Veranstaltung, 2014, Hannover>; Schomann, Rainer [Editor]; Schormann, Michael Heinrich [Editor]; Wolschke-Bulmahn, Joachim [Editor]; Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; VGH-Stiftung [Editor]; Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur [Editor]; Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Unter der GrasNarbe: Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema : Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Heft 45.2015

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Franz, Birgit: Erhalt „bequemer" und „unbequemer" Objekte des Nationalsozialismus: auch eine Frage der Vermittlung?
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https://doi.org/10.11588/diglit.51271#0243
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Erhalt „bequemer" und „unbequemer" Objekte des Nationalsozialismus - auch eine Frage der Vermittlung?

10 Vermittlung durch Kunst: hier Pia Lanzingers Kunstprojekt „Verhängnisvolle Rahmen" mit dem Herzstück der Installation,
der Text-Bild-Projektion „Eine atemberaubende Kulisse" am 29.10.2012. Foto: Birgit Franz/Georg Maybaum.


Ausstellungsbaus und auch das auf dem Obersalzberg
2005 eröffnete Luxushotel InterContinental Berchtes-
gaden Resort (InterConti) - die in den Medien geführ-
te rege Debatte um dieses Resort mit Golfplatz, erbaut
auf dem als „Göring-Hügel" bekannten Hang, mag
Manchem noch in Erinnerung sein.
So stellte beispielsweise der .Spiegel Online'68 kurz
vor der Eröffnung die Hoffnung von Rabbi Andreas
Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des
Terrors, auf viele Hotelgäste, die das Dokumentati-
onszentrum besuchen, den Reaktionen Michel Fried-
mans, einst Vize-Präsident des Zentralrats der Juden,
gegenüber, für den der Bau eine geschmacklose
Enthistorisierung des Ortes bedeutet. Aus eigenen
Erfahrungen ist zu berichten, dass zahlreiche Besu-
chergruppen während ihrer Spurensuche (Abb. 9) in
der Landschaft den Bau des InterConti mit Blick auf
Untersberg, Watzmann und Kehlsteinhaus umrunden.
Für die meisten bleibt es wohl eher ein Blick aus inne-
rer Ferne, die Erinnerung an andere Zeiten bleibt ver-
mutlich diffus. Angesichts dieser Kollisionen vermag
der Obersalzberg als heutiger Lern- und Erinnerungs-
ort noch nicht zu überzeugen - oder gerade dadurch?
In ihrer Buchpublikation „Nachbar Hitler. Führerkult
und Heimatzerstörung am Obersalzberg'' setzen sich

Ulrich Chaussy und Christoph Püschner sowohl mit
der landespolitisch in den Nachkriegsjahrzehnten ge-
wünschten Enthistorisierung auseinander als auch mit
den kritischen Kommentierungen zum Bau des Luxus-
hotels und kommen zu vermittelnden (!) Schlüssen.69
Die Kollisionen auf dem Obersalzberg verknüpft Pia
Lanzinger in ihrem Kunstprojekt „Verhängnisvolle
Rahmen "(Abb. 10), wahrgenommen in der Ausstel-
lung in Rolandseck „Belvedere-Warum ist Landschaft
schön?"70 Farbfotografien, Video, Text-Bild-Projekti-
on, Textrahmen und Wandmalerei sind die Ausdrucks-
formate ihrer seit 2005 laufenden Untersuchungen
zu Blickkonditionierungen und Bildproduktion rund
um Hitlers Berghof. Die These von Lucius Burckhardt
„Landschaft ist ein Konstrukt. [... Sie entsteht] in un-
seren Köpfen" stellt sich auch in dieser Arbeit dar.
Blick, Bild, Raum, Landschaft und Zeiten werden im
Herzstück ihrer Installation „ Eine atemberaubende Ku-
lisse" hinter dem allseits bekannten Panoramafenster
des Berghofs verstrickt. Die mit scheinbar unerschüt-
terlichem Gleichmut ablaufende Choreografie der
über 40 Sequenzen dieser Text-Bild-Projektion spiegelt
mittels Abbildern und Zitaten71 aus Vergangenheit
und Gegenwart die symbolische Aufladung der Land-
schaft wider, u.a.: „Wellnesstraum im Badeschaum:
Verführerische Alternative ist die Bade-Suite des ,The
 
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