Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Möller, Hans-Herbert [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

DOI issue:
Die Alte Kirche in Idensen
DOI article:
Pfeiffer, Marita: Architektur als Zitat - die Chorapsis
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0071
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

wells in den Achsen der Polygonecken angeordnet, nehmen
diese Säulen der halbrunden Apsis auf deren äußere polygo-
nale Gestalt Bezug. Da die Seitenlangen des äußeren Poly-
gons zum Chorscheitel hin zunehmen, erweitern sich dem-
entsprechend auch die Interkolumnien im Innern zur Apsis-
mitte hin.
Die Säulen ruhen auf Postamenten und sind mit Würfelkapitel-
len ausgestattet. Durch Rundbögen verbunden bilden sie eine
- gleichsam vor die Apsismauer gesetzte - fünfbogige Arka-
tur. Die Arkaden greifen jeweils in die Apsiskalotte ein und
bilden mit dieser eine scheinbar eigenständige, in die Chorap-
sis gestellte „Baldachinarchitektur”, die losgelöst von der um-
schließenden Apsismauer gedacht werden kann.4 Dieser Ein-
druck wird noch dadurch verstärkt, daß die Säulen, die die
Apsiskalotte tragen, als vollplastische Stützen ausgebildet
sind und nur mit ihren Kapitellen und Postamenten mit der
Apsismauer in Verbindung stehen. Die Differenzierung zwi-
schen einer „inneren” und einer „äußeren” Architektur wird
darüber hinaus auch im Bereich der drei mittleren Arkaden
über den Apsisfenstern sichtbar, deren Bögen konzentrisch
zu den vorgelagerten Arkadenbögen konstruiert sind. So wird
auch hier die Zweischichtigkeit der Apsisarchitektur hervorge-
hoben.
Um das Maß des Apsiseinzuges erweitert, vermittelt ein
schmales, tonnengewölbtes Chorjoch den Übergang zum
dreijochigen Langhaus. Da das Chorjoch auch diesem gegen-
über abgestuft und sein Tonnengewölbe in Radius und Stärke
den Gurtbögen des Langhauses angeglichen ist, fungiert es
- vom Langhaus aus betrachtet - als Gurtbogenarkade.
Die Gliederung der Apsis setzt sich im Chorjoch mit je einer
Arkade (Abb. 4) fort, die das Tonnengewölbe aufnimmt. Auch
hier greifen die Arkadenbögen in das Gewölbe ein. Zum Lang-
haus hin ruhen die Bögen - wie in der Apsis - auf Vollsäulen.
Da diese mit ihren Postamenten auf dem Fußbodenniveau
des Langhauses ansetzen, das gegenüber der Apsis um drei
Stufen erniedrigt ist, sind die Säulenschäfte verlängert. Be-
dingt durch die Funktion des Chorjoches als Gurtbogenar-
kade, liegen hier außerdem die Säulenkapitelle höher als in
der Apsis; die Kämpferhöhe entspricht der der Gurtbögen

des Langhauses. Während die Arkadenbögen des Chorjoches
zum Langhaus hin auf Vollsäulen ruhen, werden sie am Über-
gang zur eingezogenen Apsis von deren Mauervorsprüngen
getragen. Als Widerlager fungiert das Kämpfergesims der
westlichen Apsissäulen, das über diese Mauereinzüge hinaus-
geführt ist. Die Bögen der Chorjocharkaden werden jeweils
vom Apsisansatz angeschnitten bzw. überlagert. Dadurch
wird der Anschein erweckt, als seien die Arkaden an diesen
Stellen exakt um das Maß jener fehlenden vollplastischen
Stützen in die Apsismauer hineingeschoben (Abb. 5). Ein Blick


3 Inneres nach Osten.

69
 
Annotationen