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Möller, Hans-Herbert [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

DOI Heft:
Die Alte Kirche in Idensen
DOI Artikel:
Pfeiffer, Marita: Architektur als Zitat - die Chorapsis
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0076
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Bürgertums in Norddeutschland 1150-1650, Katalog der Landes-
ausstellung Niedersachsen in Braunschweig 1985, Stuttgart/Bad
Cannstadt 1985, Bd. 4, S. 350, Anm. 23.
Eine umgekehrte Vorgehensweise, d.h. die Übertragung eines
Gliederungssystems von einer eingeschossigen auf eine zweige-
schossige Architektur lag bereits dem Wandsystem des Speyerer
Mittelschiffes (Bau I) zugrunde; vgl. H. E. Kubach: Wandsysteme,
1965, (wie Anm. 13), S. 13f.
Ebenso ist der auf die Apsis und das angrenzende gewölbte
Chorjoch bezogene Teil des Umgangs dieser Raumeinheit zuzu-
rechnen, nicht zuletzt aufgrund der Weite der Säulenarkaden; vgl.
Rahtgens (wie Anm. 19), S. 166.
Dem Benediktinerinnenkloster St. Maria im Kapitol zu Köln ging
eine Kirchenstiftung der Plektrudis, der Gemahlin des merowingi-
schen Hausmeisters Pippin, im 7. Jahrhundert voraus. Unter we-
sentlichem Einfluß des Kölner Erzbischofs Bruno I. (953-965)
wurde an dieser Stelle ein Benediktinerinnenkloster eingerichtet
und ein Kirchenbau begonnen. Erst unter der Äbtissin Ida
(1015-1060), der Enkelin Kaiser Ottos II., entstand die noch heute
erhaltene Dreikonchenanlage von St. Maria im Kapitol.
Vgl. Rahtgens (wie Anm. 19), S. 108 u. 189; Krings versteht die
Seitenarme „als Räume des .Weges' - einerseits durchaus im
profanen Sinn der Zugangsmöglichkeit zum Kirchenraum, ande-
rerseits im liturgischen Sinn der Entfaltungsmöglichkeit für Prozes-
sionen”, ders. (wie Anm. 19), S. 356.
Im Unterschied etwa zu St. Quirin in Neuss oder Groß St. Martin
und St. Aposteln in Köln, wo auch die Seitenarme als Chöre
fungierten; vgl. Rahtgens (wie Anm. 19), S. 189; siehe auch Krings
(wie Anm. 19), S. 356.
Krings (wie Anm. 19), S. 355.
Rahtgens (wie Anm. 19), S. 193.
Vgl. A. Kulenkampff: St. Maria im Kapitol. Dreikonchenanlage und
Binnenchor der Stiftskirche im 17. und 18. Jahrhundert. In: Stadt-
spuren Köln, Bd. 1, 1984, (wie Anm. 16), S. 382; vgl. Aegidius
Gelenius 1645, S. 329 III. Zwei Reliquiensarkophage, bei denen
es sich möglicherweise um die bei Gelenius erwähnten handelt,
befinden sich heute u. a. im Umgang der Ostkonche. Da Rahtgens
(wie Anm. 19) diese Sarkophage nicht erwähnt, ist anzunehmen,
daß sie sich zeitweise an anderer Stelle befanden. (Die Deckel
zeigen Spuren, die auf eine ca. 15 cm tiefe Einmauerung schließen
lassen.) Daß die Sarkophage bereits in mittelalterlicher Zeit im
Chorumgang untergebracht waren ist denkbar, aber nicht gesi-
chert. Die Sarkophaginschriften, die auf die Reliquien der thebä-
ischen Märtyrer und der hll. Jungfrauen verweisen, stammen aus
dem 13. Jh. (Mit einer genaueren Datierung befaßt sich derzeit
dankenswerterweise Frau Dr. Neumüllers-Klauser, Inschriften-
kommission der Akademie der Wissenschaften in Heidelberg.)
Eine Datierung der Sarkophage ist noch vozunehmen.
Dies geht aus der ältesten erhaltenen, zwischen 1183-1190 ent-
standenen liturgischen Handschrift von St. Maria im Kapitol hervor,
die wiederum auf eine bis in die Mitte des 10. Jahrhunderts zurück-
reichende Vorlage bezogen werden muß; vgl. F. W. Oediger: St.
Maria im Kapitol und Remiremont. Bemerkungen zu einem Kollek-
tar des 12. Jhs. In: Jahrbuch d. köln. Geschichtsvereins 36-37,
1962, S. 76; siehe auch E. Hlawitschka: Zu den klösterlichen
Anfängen von St. Maria im Kapitol. In: Rhein. Vjsbll. 31, 1966/67,
S. 4.
Folglich nicht erst seit der Erwähnung eines Altares im Jahre 1290;
vgl. Keussen: Topographie Köln, I, a, 45. Im Jahre 1308 wird ein
Altar „s. virginum apud sepulchrum b. Plectrudis” und 1382 ein
Altar „s. 11 000 virginum iuxta chorum” erwähnt; vgl. Keussen:
Topographie Köln, la, 45 u. 46. Zum letzteren Altar vgl. Rahtgens
(wie Anm. 19), S. 194f., Anm. 7.
Vgl. Fiedeler: Das Dorf Idensen und dessen Pfarrkirche. In: Zeit-
schrift des historischen Vereins Niedersachsen, 2. Doppelheft
1856, S. 93-95; weitere Nachweise für das Patrozinium der 11 000

Jungfrauen in Idensen in Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts,
ebenda, Anhang 3, 6, 8, 9, 11; siehe auch Ehmke (wie Anm. 1),
S. 4f.
37 Vgl. Ehmke (wie Anm. 1), S. 5.
38 Vgl. Ehmke (wie Anm. 1), S. 36.
39 Vgl. F G. Zehnder: Sankt Ursula, Legende-Verehrung-Bilderwelt,
Köln 1985, S. 9. Auch die Inschriften der oben erwähnten, in St.
Maria im Kapitol befindlichen Sarkophage nennen die Reliquien
derThebäer zusammen mit den Reliquien der hll. Jungfrauen.
40 Vgl. Ehmke (wie Anm. 1) S. 31-33.
41 Ehmke vermutet hier die Darstellung von Bischöfen mit lokaler
Bedeutung im Bistum Minden oder im Erzbistum Köln, vgl. Ehmke
(wie Anm. 1), S. 36. Möglicherweise handelt es sich bei einem
der Bischöfe um den Kölner Erzbischof Gero (969-976); ihm war
nämlich die erste Passio Ursulae gewidmet, vgl. W. Levison: Das
Werden der Ursula-Legende. In: Bonner Jahrbücher 132, 1927,
S. 59.
42 Möglicherweise erhielt Sigward die Jungfrauenreliquien im Februar
1129, als er sich als Ratgeber im Gefolge König Lothars III. von
Süpplingenburg in Köln aufhielt.
43 Vgl. M. Zender/ J. Fellenberg gen. Reinold: Reliquientranslationen
zwischen 600 und 1200. In: Atlas für Kirchengeschichte in Ge-
schichte und Gegenwart, Freiburg i. Br. 1970, S. 28. Neben Hel-
marshausen ist in der sächsischen Region noch Volkerode als
Empfänger von Jungfrauenreliquien im Jahre 1173 erwähnt; vgl.
ebenda. Siehe auch die bei Zehnder (vgl. Anm. 42) angeführten
Translationen der Reliquien der 11 000 Jungfrauen; vgl. ebenda
S. 83-94.
44 Auf die Frage, warum Sigward sich auf St. Maria im Kapitol als
Verehrungsstätte der kölnischen Jungfrauen bezog, und nicht,
was naheliegender gewesen wäre, auf die St. Ursulakirche in Köln,
kann hier nicht näher eingegangen werden. Es sei nur soviel
gesagt, daß sich die St. Ursulakirche zur Zeit der Errichtung der
Kirche in Idensen im Neubau befand, der vermutlich noch nicht
so weit fortgeschritten war, daß er für Idensen hätte vorbildlich
sein können. Von dem Westbau der St. Ursulakirche, mit dem
möglicherweise der Neubau begann und der in einer Urkunde
von 1135 erstmals belegt ist (zur Datierung und der Frage des
Baubeginns im Westen vgl. zuletzt K. Künstler: St. Ursula. Der
Kirchenbau des 12. Jahrhunderts und seine Ausgestaltung bis
zum Zweiten Weltkrieg. In: Stadtspuren Köln, (wie Anm. 16), Bd.
1,1984, S. 523.) wurde aber wahrscheinlich das in derTurmkapelle
in Idensen befindliche „moderne KölnerVierpaßfenster“ übernom-
men (vgl. H. J. Böker, unveröffentlichtes Manuskript 1987).

Abbildungsnachweis
1, 4, 5, 9 Leonard Helten, Marburg; 2, 3 Institut für Denkmalpflege
(Silke Beck, Tobias Trapp); 6 aus: Fischer, F: Die „Alte Kirche” in
Idensen, Niedersachsen, 38, März 1933; 7, 8 aus: Rahtgens, H.: St.
Maria im Kapitol zu Köln, Düsseldorf 1913, S. 120 und 121.

Summary
The subject of the investigation presented here is the apse
architecture of the church in Idensen which was built by Bi-
shop Sigward of Minden between 1120 and 1129. We have
shown that the scheme of the apse arcade is not in the salic
tradition, having instead freestanding colums in the style of
the arcade in the sanctuary of the church of St. Maria im
Kapitol in Cologne. The formal connection to this Cologne
church has its historical origins in significance of the church
of St. Maria im Kapitol as a traditional place of honour of the
11000 virgins, the Cologne martyrs to whom the church in
Idensen had been dedicated.
 
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