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Möller, Hans-Herbert [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

DOI issue:
Die Alte Kirche in Idensen
DOI article:
Pursche, Jürgen; Drescher, Gerhard; Emmenegger, Oskar; Möller, Roland: Maltechnische Befunde
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0087
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Modellierungen
Seinen eigentlichen Ausdruck findet der künstlerische Stilwil-
len des Idenser Meisters in der Ausführung der Modellierun-
gen. In diesem Zusammenhang sind zwei Modellierungssy-
steme bestimmend:
1. Es wird stufenweise durch Höhungen von dunkel nach hell
gearbeitet. Dies für Inkarnate und auch bei Gewändern,
z. B. am Mantelumschlag Christi in der Apsis mit Zinnober
über rotem Ocker;22
2. der helle Lokalton wird durch Aufsetzen grafisch wirkender
dunkler Pinselstrichlagen bzw. durch Strichbündel model-
liert.
Dieses Vorgehen läßt sich sehr gut an den unterschiedlich
starken Schattenstrichen weißer Gewänder oder an der Dar-
stellung der Haartrachten nachvollziehen (Abb. 32, 33).
Die Konturierung und Binnenzeichnung übernehmen teilweise
die Funktion der tiefsten Schatten. Gleichzeitig dienen sie der
letzten Ausformung anatomischer Einzelheiten, der deutlichen
Begrenzung von Gewandteilen sowie der Trennung von figürli-
chen Bildelementen zum Hintergrund.
Anhand gut erhaltener Bildausschnitte läßt sich in Idensen die
übliche strenge Malformel der Romanik dokumentieren, die
hier aber eine eigene Steigerung durch die persönliche Kalli-
graphie der Idenser Werkstatt erfahren hat.
Applikationen und Vergoldungen
Aufgenagelte Metallscheiben - man könnte sie sich feuerver-
goldet vorstellen - dienten als Nimbenaufsätze der Kalotten-
Figuren. Belege dafür sind die Nagellöcher und die darin be-
findlichen Reste der Nagelschäfte.


32 Petruskapelle, Nordwand, Gewand des Petrus. Blaue Strichla-
gen als Schattenmodellierung auf weißem Gewand.


33 Vierung, Taufszene. Rote Schattierung der Haartracht des Pe-
trus.

Auffallend ist die ockergelbe Ausmalung der Nimben der Assi-
stenzfiguren und Evangelistensymbole sowie die nicht voll-
ständige Ockeruntermalung mit weißen Lichthöhungen am
Kreuznimbus der Christus-Darstellung.
Für diesen Befund kann es verschiedene Gründe geben:
a) Gemalte Nimbengestaltung;
b) Entwurf für die geplante Metallapplikation oder
c) Grundierung für eine Blattgoldauflage.
In Abhängigkeit von der exponierten Lage erfolgte die Aus-
führung dann in Form der aufgenagelten Metallapplikation
(Abb. 34).


34 Apsis, Nimbus und Kopf Christi. Nagellöcher und Reste der
Nägelschäfte im Kreuznimbus.

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