beziehung älterer Gefügeteile vollständig ersetzt worden ist.
Der Grund für diese umfangreiche Umbaumaßnahme ist ver-
mutlich im Zusammenhang mit der nachträglichen Einwöl-
bung zu sehen, obgleich die ursprüngliche Gespärrekonstruk-
tion im Gefüge wohl nicht mehr nachweisbar ist und, davon
unabhängig betrachtet, die flachere Dachneigung allein eine
Erneuerung bzw. Erhöhung nicht zwingend erfordert hätte.
Zur Einwölbung
Als ein Indiz für eine nachträgliche Einwölbung des Langhau-
ses scheint ein Befund im Gewölbemauerwerk zu sprechen:
ca. 1,70 m unter der vorhandenen Mauerkrone wurde, ver-
deckt durch lose eingefüllten Dachziegelschutt, die Oberflä-
che der Gewölbezwickelausmauerung freigelegt. In diesem
Mauerwerk sind u. a. ganze und halbe Profilsteine vermauert,
die von Halbsäulen stammen, wie sie in den Gurtbogenvorla-
gen und auch im östlichen Gurtbogen (Langhaus/Chor) ver-
wendet sind. Einer dieser Backsteine weist an der Profilseite
einen flächigen, glatten Kalkmörtel auf, der eindeutig als Putz
aufgetragen ist; d. h. dieser Stein ist zuvor als Teil einer Halb-
säule, eines Gurtbogens o. ä. vermauert gewesen. Dieses
Bauteil ist dann wohl im Zusammenhang mit der Einwölbung
abgebrochen oder zumindest in der Höhe reduziert worden.
Darüber hinaus weist das Mauerwerk im Bereich dieser Such-
stelle oberhalb der unteren Gewölbepfeilervorlage Ausbruch-
spuren auf, die horizontal und vertikal geradlinig begrenzt sind.
Dieser Befund könnte ein Indiz für die ursprüngliche Höhe der
ehemaligen, vor der Einwölbung vorhanden gewesenen
Wandvorlage sein; andererseits könnte dieser Ausbruch auch
im Zusammenhang mit dem Einbau der Gurtbögen für das
Gewölbe stehen.
An den Innenseiten derTraufwände sind oberhalb der Gewöl-
beanschlüsse in Teilbereichen flächig erhaltene Kalkputzreste
vorhanden. Dabei ist auffällig, daß dieser Putz sich in der
Regel unterhalb der sich klar abzeichnenden Kontur (Roll-
schicht) des gewölbten Mauerkronenabschlusses befindet
und in Teilbereichen scheinbar an dieser Linie endet.
Im Zwickelbereich der Gewölbe ist ein leichter Versprung von
3 bis 5 cm im Wandmauerwerk vorhanden. Dieser scheinbar
horizontal ca. 1,30 m unterhalb der heutigen Mauerkrone ver-
laufende Absatz könnte als ein Indiz für den Anschluß einer
ehemals flachen Decke über dem Langhaus gewertet werden.
Alle Befunde sprechen für eine nachträgliche Einwölbung des
Langhauses und deuten darüber hinaus ansatzweise auf eine
ursprünglich flache Holzbalkendecke im Kirchenschiff hin.
Anmerkungen
1 H. Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfrie-
sischen Küstenraum, Aurich 1986, S. 63.
2 Im Vordergrund standen die Fragen nach der Zusammengehörig-
keit von Turm und Langhaus sowie nach der Ursprünglichkeit der
Einwölbung des Langhauses und des Turmes.
Wegen der wertvollen Wandmalereien des 13. Jahrhunderts in
Apsis und Langhaus wurde auf eine Untersuchung im Kirchenin-
neren vollständig verzichtet. Eine bauarchäologische Untersu-
chung der Fundamentbereiche, insbesondere am Übergang von
Langhaus zum Turm, hätte ebenfalls zur Bestätigung der Befunde
beigetragen, war jedoch in diesem Rahmen nicht möglich. Die
Untersuchung beschränkte sich daher auf den Bereich der Dach-
räume von Langhaus und Turm sowie die am Außenbau und im
Kircheninneren ohne mechanische Freilegung erkennbaren Zu-
sammenhänge.
Abbildungsnachweis
Verfasser.
Summary
The Ev.-ref. Church in Krummhörn-Eilsum is remarkable espe-
cially for its unusually structured fassade and its tower above
the choir.
It could be proved, that the semi circular apse within the
square tower has been build in solid brickwork and was part
of the original concept.
The vaulting of the staircase to the tower shows, that the
brickwork of the nave has been set without any connection
against the brickwork of the tower, which had been chopped
off before.
The conceptional connection between the outside of the
tower and the nave indicates a gradual realisation of the new
church, while part of an older church was still used for service.
There seems to be a direct connection to the existing vaulting
of the nave for the older part of the existing timber roof con-
struction (phase II). In every fourth axis there are braces to
be found. The etched numbering systems shows the braces
to be part of the original construction, which follows the actual
vaulting.
The brickwork of the tower shows the line of an older roof,
which was about 1,2 m lower on the outside walls and of a
smaller angle. Together with other findings and the according
structure of the fassade we suggest, that the longside of the
nave was rising to the middle, forming a shallow arch, the
roof following this line.
Especially formed bricks with remains of plaster, which were
found in the loose in-fill on top of the vaulting and pieces of
plaster on the inside walls of the nave above the vaulting,
show among other facts, that the church originally seems to
have had a flat wooden ceiling.
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Der Grund für diese umfangreiche Umbaumaßnahme ist ver-
mutlich im Zusammenhang mit der nachträglichen Einwöl-
bung zu sehen, obgleich die ursprüngliche Gespärrekonstruk-
tion im Gefüge wohl nicht mehr nachweisbar ist und, davon
unabhängig betrachtet, die flachere Dachneigung allein eine
Erneuerung bzw. Erhöhung nicht zwingend erfordert hätte.
Zur Einwölbung
Als ein Indiz für eine nachträgliche Einwölbung des Langhau-
ses scheint ein Befund im Gewölbemauerwerk zu sprechen:
ca. 1,70 m unter der vorhandenen Mauerkrone wurde, ver-
deckt durch lose eingefüllten Dachziegelschutt, die Oberflä-
che der Gewölbezwickelausmauerung freigelegt. In diesem
Mauerwerk sind u. a. ganze und halbe Profilsteine vermauert,
die von Halbsäulen stammen, wie sie in den Gurtbogenvorla-
gen und auch im östlichen Gurtbogen (Langhaus/Chor) ver-
wendet sind. Einer dieser Backsteine weist an der Profilseite
einen flächigen, glatten Kalkmörtel auf, der eindeutig als Putz
aufgetragen ist; d. h. dieser Stein ist zuvor als Teil einer Halb-
säule, eines Gurtbogens o. ä. vermauert gewesen. Dieses
Bauteil ist dann wohl im Zusammenhang mit der Einwölbung
abgebrochen oder zumindest in der Höhe reduziert worden.
Darüber hinaus weist das Mauerwerk im Bereich dieser Such-
stelle oberhalb der unteren Gewölbepfeilervorlage Ausbruch-
spuren auf, die horizontal und vertikal geradlinig begrenzt sind.
Dieser Befund könnte ein Indiz für die ursprüngliche Höhe der
ehemaligen, vor der Einwölbung vorhanden gewesenen
Wandvorlage sein; andererseits könnte dieser Ausbruch auch
im Zusammenhang mit dem Einbau der Gurtbögen für das
Gewölbe stehen.
An den Innenseiten derTraufwände sind oberhalb der Gewöl-
beanschlüsse in Teilbereichen flächig erhaltene Kalkputzreste
vorhanden. Dabei ist auffällig, daß dieser Putz sich in der
Regel unterhalb der sich klar abzeichnenden Kontur (Roll-
schicht) des gewölbten Mauerkronenabschlusses befindet
und in Teilbereichen scheinbar an dieser Linie endet.
Im Zwickelbereich der Gewölbe ist ein leichter Versprung von
3 bis 5 cm im Wandmauerwerk vorhanden. Dieser scheinbar
horizontal ca. 1,30 m unterhalb der heutigen Mauerkrone ver-
laufende Absatz könnte als ein Indiz für den Anschluß einer
ehemals flachen Decke über dem Langhaus gewertet werden.
Alle Befunde sprechen für eine nachträgliche Einwölbung des
Langhauses und deuten darüber hinaus ansatzweise auf eine
ursprünglich flache Holzbalkendecke im Kirchenschiff hin.
Anmerkungen
1 H. Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfrie-
sischen Küstenraum, Aurich 1986, S. 63.
2 Im Vordergrund standen die Fragen nach der Zusammengehörig-
keit von Turm und Langhaus sowie nach der Ursprünglichkeit der
Einwölbung des Langhauses und des Turmes.
Wegen der wertvollen Wandmalereien des 13. Jahrhunderts in
Apsis und Langhaus wurde auf eine Untersuchung im Kirchenin-
neren vollständig verzichtet. Eine bauarchäologische Untersu-
chung der Fundamentbereiche, insbesondere am Übergang von
Langhaus zum Turm, hätte ebenfalls zur Bestätigung der Befunde
beigetragen, war jedoch in diesem Rahmen nicht möglich. Die
Untersuchung beschränkte sich daher auf den Bereich der Dach-
räume von Langhaus und Turm sowie die am Außenbau und im
Kircheninneren ohne mechanische Freilegung erkennbaren Zu-
sammenhänge.
Abbildungsnachweis
Verfasser.
Summary
The Ev.-ref. Church in Krummhörn-Eilsum is remarkable espe-
cially for its unusually structured fassade and its tower above
the choir.
It could be proved, that the semi circular apse within the
square tower has been build in solid brickwork and was part
of the original concept.
The vaulting of the staircase to the tower shows, that the
brickwork of the nave has been set without any connection
against the brickwork of the tower, which had been chopped
off before.
The conceptional connection between the outside of the
tower and the nave indicates a gradual realisation of the new
church, while part of an older church was still used for service.
There seems to be a direct connection to the existing vaulting
of the nave for the older part of the existing timber roof con-
struction (phase II). In every fourth axis there are braces to
be found. The etched numbering systems shows the braces
to be part of the original construction, which follows the actual
vaulting.
The brickwork of the tower shows the line of an older roof,
which was about 1,2 m lower on the outside walls and of a
smaller angle. Together with other findings and the according
structure of the fassade we suggest, that the longside of the
nave was rising to the middle, forming a shallow arch, the
roof following this line.
Especially formed bricks with remains of plaster, which were
found in the loose in-fill on top of the vaulting and pieces of
plaster on the inside walls of the nave above the vaulting,
show among other facts, that the church originally seems to
have had a flat wooden ceiling.
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