sehen Vorhalle der ehern. Stiftskirche erhaltene
Kaiserthron, ein Bronzeguß des 11. Jh., von der
herausragenden politischen Bedeutung der
Stadt Goslar im Hochmittelalter.
Auch mit der spätmittelalterlichen Geschichte
der Stadt Goslar, die die älteste unter denjeni-
gen Städten Mitteleuropas ist, die in der Ge-
winnung von Metallerz ihre Entstehungsgrund-
lage hatten, ist die Geschichte des Rammeis-
berges untrennbar verbunden. Entstehung,
Entwicklung und Gestalt der Stadt wurden ur-
sächlich durch das zwischen 1450 und 1550
florierende Bergwerk beeinflußt. Hingewiesen
sei auf den großen erhaltenen Baubestand
Goslars, der in dieser Zeit entweder umgebaut
oder völlig neu errichtet wurde: die Stadtkir-
chen, die Stadtbefestigungsanlagen, das Rat-
haus mit erhaltener Innenausstattung (Huldi-
gungssaal), zahlreiche Gildehäuser und vor al-
lem die große Zahl an Bürgerhäusern mit
kunstvoll beschnitztem Fachwerk.
Die auf mittelalterlichem Grundriß entstan-
dene, geschlossen erhaltene, als Gesamt-
kunstwerk zu bezeichnende Altstadt wird be-
sonders durch den ungewöhnlich großen Be-
stand von ca. 1.500 Fachwerkgebäuden des
15. bis 19. Jh. geprägt, von denen allein ca.
170 Gebäude aus der Zeit vor 1550 stammen.
Dieser dichte Fachwerkbestand macht Goslar
zugleich zum repräsentativen Beispiel für die
norddeutsche Fachwerkbaukunst. Das reiz-
volle Stadtbild mit seinen engen Straßen wird
von den mächtigen zweitürmigen Westbauten
der romanischen Kirchen überragt. Neben die-
sen, der Kaiserpfalz, dem Rathaus sowie den
Stadtbefestigungsanlagen sind jedoch auch
die in anderen Städten nur selten erhaltenen
kleineren Bauten wie die Spitäler und die
große, bis in das 12. Jh. zurückreichende Zahl
mittelalterlicher Wohnhäuser aus Stein (Keme-
naten) von großer Bedeutung. Die noch weit-
gehend von Wall- und Grünanlagen umgebene
Altstadt Goslars zählt zu den bedeutendsten
geschlossen erhaltenen historischen Städten
Deutschlands.
Auf das künstlerische Schaffen des Hoch- und
Spätmittelalters hatte der Rammeisberg eben-
falls entscheidenden Einfluß. Ohne das Erz die-
ses Berges und ohne die dort vorhandenen
hüttentechnischen Kenntnisse hätte die roma-
nische Metallkunst Niedersachsens nicht ihre
beispiellose Blüte erreicht, die in den Hildeshei-
mer Großbronzen Bischof Bernwards ihren
absoluten Höhepunkt fand. Von den zahlrei-
chen in Goslar selbst erhaltenen Kunstwerken
seien nur die bedeutendsten erwähnt: der
bronzene Kaiserthron des 11. Jh., neben dem
Thron Karls des Großen in Aachen der einzige
erhaltene deutsche Kaiserthron überhaupt,
der bronzene Krodoaltar des 11. Jh., einer der
seltenen erhaltenen Metallaltäre der Romanik,
der Marktbrunnen derzeit um 1200, eines der
Hauptwerke unter den mittelalterlichen Groß-
bronzen, und die Goslarer Bergkanne von
1477, eine der wichtigsten profanen Gold-
schmiedearbeiten der deutschen Gotik.
Das bergmännische Sozialleistungswesen,
dessen Errungenschaften heute zum selbst-
verständlichen Rechtsgut im Bergbau gehö-
ren, hat seine Wurzeln am Rammeisberg. Das
dort bereits im Hochmittelaiter praktizierte und
in der Bergordnung des Goslarer Rates von
1538 festgeschriebene bergmännische Sozial-
leistungssystem, das durch den noch erhalte-
nen Seitenflügel des ehern. Hospitals der Berg-
leute von 1537 auch materiell dokumentiert
wird, war als ältestes System dieser Art Vorbild
für spätere bergmännische Sozialleistungs-
systeme in den Bergbaurevieren Mitteleuropas.
Zusammengefaßt liegen die Gründe für den
außergewöhnlichen universellen Wert des Erz-
bergwerkes Rammeisberg in seiner geschicht-
lichen Bedeutung für das mittelalterliche Kai-
serreich, in seinem Einfluß auf die ottonische
und romanische Metallkunst Niedersachsens,
in seiner ursächlichen Wirkung auf Entstehung,
Entwicklung und Gestalt der Stadt Goslar, als
heute einem der bedeutendsten erhaltenen
Beispiele deutscher mittelalterlicher Stadtbau-
kunst, in seiner Vorbildfunktion für das berg-
männische Sozialleistungswesen, in seiner
technologischen Beispielhaftigkeit für den eu-
ropäischen Metallerzbergbau, in seiner ar-
chäologischen Quellendichte und in seinem
ein Jahrtausend repräsentierenden, qualitativ
und quantitativ hochrangigen Bestand an
Bergbaudenkmälern.“1
8
Kaiserthron, ein Bronzeguß des 11. Jh., von der
herausragenden politischen Bedeutung der
Stadt Goslar im Hochmittelalter.
Auch mit der spätmittelalterlichen Geschichte
der Stadt Goslar, die die älteste unter denjeni-
gen Städten Mitteleuropas ist, die in der Ge-
winnung von Metallerz ihre Entstehungsgrund-
lage hatten, ist die Geschichte des Rammeis-
berges untrennbar verbunden. Entstehung,
Entwicklung und Gestalt der Stadt wurden ur-
sächlich durch das zwischen 1450 und 1550
florierende Bergwerk beeinflußt. Hingewiesen
sei auf den großen erhaltenen Baubestand
Goslars, der in dieser Zeit entweder umgebaut
oder völlig neu errichtet wurde: die Stadtkir-
chen, die Stadtbefestigungsanlagen, das Rat-
haus mit erhaltener Innenausstattung (Huldi-
gungssaal), zahlreiche Gildehäuser und vor al-
lem die große Zahl an Bürgerhäusern mit
kunstvoll beschnitztem Fachwerk.
Die auf mittelalterlichem Grundriß entstan-
dene, geschlossen erhaltene, als Gesamt-
kunstwerk zu bezeichnende Altstadt wird be-
sonders durch den ungewöhnlich großen Be-
stand von ca. 1.500 Fachwerkgebäuden des
15. bis 19. Jh. geprägt, von denen allein ca.
170 Gebäude aus der Zeit vor 1550 stammen.
Dieser dichte Fachwerkbestand macht Goslar
zugleich zum repräsentativen Beispiel für die
norddeutsche Fachwerkbaukunst. Das reiz-
volle Stadtbild mit seinen engen Straßen wird
von den mächtigen zweitürmigen Westbauten
der romanischen Kirchen überragt. Neben die-
sen, der Kaiserpfalz, dem Rathaus sowie den
Stadtbefestigungsanlagen sind jedoch auch
die in anderen Städten nur selten erhaltenen
kleineren Bauten wie die Spitäler und die
große, bis in das 12. Jh. zurückreichende Zahl
mittelalterlicher Wohnhäuser aus Stein (Keme-
naten) von großer Bedeutung. Die noch weit-
gehend von Wall- und Grünanlagen umgebene
Altstadt Goslars zählt zu den bedeutendsten
geschlossen erhaltenen historischen Städten
Deutschlands.
Auf das künstlerische Schaffen des Hoch- und
Spätmittelalters hatte der Rammeisberg eben-
falls entscheidenden Einfluß. Ohne das Erz die-
ses Berges und ohne die dort vorhandenen
hüttentechnischen Kenntnisse hätte die roma-
nische Metallkunst Niedersachsens nicht ihre
beispiellose Blüte erreicht, die in den Hildeshei-
mer Großbronzen Bischof Bernwards ihren
absoluten Höhepunkt fand. Von den zahlrei-
chen in Goslar selbst erhaltenen Kunstwerken
seien nur die bedeutendsten erwähnt: der
bronzene Kaiserthron des 11. Jh., neben dem
Thron Karls des Großen in Aachen der einzige
erhaltene deutsche Kaiserthron überhaupt,
der bronzene Krodoaltar des 11. Jh., einer der
seltenen erhaltenen Metallaltäre der Romanik,
der Marktbrunnen derzeit um 1200, eines der
Hauptwerke unter den mittelalterlichen Groß-
bronzen, und die Goslarer Bergkanne von
1477, eine der wichtigsten profanen Gold-
schmiedearbeiten der deutschen Gotik.
Das bergmännische Sozialleistungswesen,
dessen Errungenschaften heute zum selbst-
verständlichen Rechtsgut im Bergbau gehö-
ren, hat seine Wurzeln am Rammeisberg. Das
dort bereits im Hochmittelaiter praktizierte und
in der Bergordnung des Goslarer Rates von
1538 festgeschriebene bergmännische Sozial-
leistungssystem, das durch den noch erhalte-
nen Seitenflügel des ehern. Hospitals der Berg-
leute von 1537 auch materiell dokumentiert
wird, war als ältestes System dieser Art Vorbild
für spätere bergmännische Sozialleistungs-
systeme in den Bergbaurevieren Mitteleuropas.
Zusammengefaßt liegen die Gründe für den
außergewöhnlichen universellen Wert des Erz-
bergwerkes Rammeisberg in seiner geschicht-
lichen Bedeutung für das mittelalterliche Kai-
serreich, in seinem Einfluß auf die ottonische
und romanische Metallkunst Niedersachsens,
in seiner ursächlichen Wirkung auf Entstehung,
Entwicklung und Gestalt der Stadt Goslar, als
heute einem der bedeutendsten erhaltenen
Beispiele deutscher mittelalterlicher Stadtbau-
kunst, in seiner Vorbildfunktion für das berg-
männische Sozialleistungswesen, in seiner
technologischen Beispielhaftigkeit für den eu-
ropäischen Metallerzbergbau, in seiner ar-
chäologischen Quellendichte und in seinem
ein Jahrtausend repräsentierenden, qualitativ
und quantitativ hochrangigen Bestand an
Bergbaudenkmälern.“1
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