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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Geschichtlicher Abriß
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Auswirkungen des Bergbaus auf die Entwicklung der Stadt Goslar
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0013
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Unmittelbar neben der Aufbereitungsanlage
wurde 1937 der Rammeisbergschacht als
neuer Hauptförderschacht fertiggestellt.
Zur Aufbereitung von metallärmeren Erzen,
den sogenannten Banderzen, wurde in etwa
2 km Entfernung vom Rammeisberg und in
Sichtweite zur Altstadt 1954 eine neue, archi-
tektonisch qualitätvolle Erzaufbereitungsan-
lage am Bollrich fertiggestellt, die ebenfalls
nach dem Flotationsverfahren arbeitete.
Die Preußische Bergwerks- und Hütten Aktien-
gesellschaft wurde im Jahr 1959 durch Aus-
gabe von Volksaktien teilprivatisiert. Der Anteil
des ehemaligen Herzogtums Braunschweig,
der nach dem Zweiten Weltkrieg an die Nieder-
sachsen GmbH, eine Gesellschaft des neu ge-

gründeten Landes Niedersachsen, überge-
gangen war, wurde bis auf eine Restbeteili-
gung von 100.000 DM, die bei der Braun-
schweigischen Staatsbank verblieb, an die
Preussag Aktiengesellschaft verkauft.
Am 30. Juni 1988 mußte nach Erschöpfung
der Erzlagerstätte der Bergbaubetrieb am
Rammeisberg eingestellt werden.
Seit Beginn 1989 wird durch die am 18. Okto-
ber 1988 von der Stadt Goslar gegründete
Rammeisberger Bergbaumuseum Goslar
GmbH in den vom ehemaligen Bergbaubetrei-
ber schrittweise überlassenen Anlageteilen ein
Besucherbergwerk mit ergänzendem Berg-
werksmuseum eingerichtet.

Auswirkungen des Bergbaus auf die Entwicklung der Stadt Goslar

Die Geschichte der Stadt Goslar ist untrennbar
mit der Geschichte des Rammeisberges ver-
bunden. Ohne das Erzlager im Rammeisberg
hätte Goslar nicht seine große politische Be-
deutung als ein Machtzentrum im Heiligen Rö-
mischen Reich Deutscher Nation erreichen
können. Insbesondere der Silberreichtum des
Rammeisberges veranlaßte Kaiser Heinrich II.
zu Beginn des 11. Jahrhunderts, in Goslar eine
Pfalz anzulegen, welche die im Harzvorland lie-
gende Pfalz Werla ablöste. Die erste Reichsver-
sammlung in Goslar ist für das Jahr 1009 be-
legt. Unter dem ersten Salier Kaiser Konrad II.
wurde mit der Errichtung eines neuen und
noch heute im wesentlichen erhaltenen Kaiser-
hauses begonnen, das Uvo Hölscher als den
„unbestritten großartigsten Profanbau des
11. Jahrhunderts“4 bezeichnete (Abb. 10-12).
Die bedeutende Stellung, die Goslar im Reich
einnehmen sollte, wird auch an der ebenfalls
von Konrad II. auf dem Georgenberg neben
der Altstadt begonnenen Stiftskirche deutlich,
deren oktogonaler Grundriß nach dem Vorbild
der Pfalzkapelle Karls des Großen in Aachen
ausgeführt wurde. Teile der Grundmauern sind

heute noch erhalten. Von der ehemaligen,
durch Kaiser Heinrich III. gegründeten und
1050 geweihten Stiftskirche St. Simon und
Juda, dem sogenannten Dom, ist nach ihrem
Abbruch im Jahr 1819 allein die um 1160 errich-
tete sogenannte Domvorhalle unzerstört ge-
blieben (Abb. 13, 14).
In den folgenden zwei Jahrhunderten fanden
in Goslar mehr als 100 Reichstage statt, auf
denen nicht nur deutsche, sondern auch euro-
päische Politik betrieben wurde. Der Reichtum
des Erzlagers im Rammeisberg trug dabei we-
sentlich zur wirtschaftlichen Basis für die politi-
sche Macht der mittelalterlichen Herrscher bei.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kaiserpfalz
entwickelte sich Goslar zu einer bedeutenden
Stadt von beträchtlicher Größe (Abb. 19, 20),
die ebenfalls im Rammeisberger Bergbau ihre
wirtschaftliche Grundlage hatte. Insbesondere
durch den Handel mit den Silber-, Blei- und
Kupfervorkommen des Rammeisberges er-
langte die Stadt Goslar eine bedeutende Stel-
lung innerhalb der Hanse. Noch heute sicht-
bare Zeichen für den Wohlstand der Bürger

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