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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Das Erzlager
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0018
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Das Erzlager
Der Rammeisberg liegt in etwa 2 km Entfer-
nung südöstlich neben der Altstadt von Goslar.
Das Erzlager befand sich in der unteren Hälfte
im Westabhang des Berges. Es bestand aus
dem Alten und dem Neuen Lager sowie einem
dazwischenliegenden kleinen Grauerzlager
(Abb. 3).
Die Entstehung der Lagerstätte reicht etwa
300 Millionen Jahre bis in das Devon zurück,
als sich am heutigen Nordrand des Harzes ein
Meeresbecken bildete, in dem sich infolge
magmatischer Vorgänge nacheinander zwei
flache Erzkörper ansammelten.7 Im Karbon vor
etwa 240 Millionen Jahren wurden diese bei-
den flachliegenden Erzlinsen im Zuge umfang-
reicher Faltungsvorgänge im mitteleuropäi-
schen Raum in ihre heutige Schräglage im
Rammeisberg gebracht.
Der Austritt des Alten Lagers an der Tagesober-
fläche (Ausbiß) erfolgte auf ca. 500 m Länge
im Bereich zwischen Maltermeisterturm und
Herzberger Teich. Auf einer Länge von ca.
400 m lag das Neue Lager mit einem Einfalls-
winkel von etwa 45° schräg in südlicher Rich-
tung im Berg. Die Stärke des linsenförmigen
Erzkörpers betrug im oberen Bereich etwa
15 m und im unteren etwa 30 m.
Das Neue Lager trat nicht nach über Tage aus.
Es lag etwa 30-90 m unter der Tagesoberflä-
che und besaß die Form zweier Scheiben, die
sich im unteren Bereich vereinten. Auch dieses
Lager lag mit einem Einfallswinkel von ca. 45°
im Berg. Während die Stärke des Neuen La-
gers im oberen Bereich nur etwa 10 m betrug,
nahm sie nach unten stark zu und erreichte bis
zu 50 m. Dieses Lager erstreckte sich bis auf
eineTiefe von etwa 450 m unter der Tagesober-
fläche. Zwischen dem Alten und dem Neuen
Lager befand sich ein kleiner, wirtschaftlich we-
niger bedeutender Grauerzkörper, der seinen
Namen nach dem Aussehen des Erzes trägt,
das aufgrund des höheren Schwerspatanteiles
grauer als das übrige Erz war.
Das besondere Kennzeichen des Rammels-
berger Erzes ist seine außerordentlich feine
Verwachsung. Aufgrund dieser ungewöhnli-
chen Feinkörnigkeit war bis in das 20. Jahrhun-
dert hinein eine Trennung des Rammeisberger
Erzes in seine Hauptbestandteile nicht mög-

lich, so daß es unaufbereitet, wie es im Berg
gewonnen wurde, in den Metallhütten ver-
schmolzen werden mußte. In Europa existiert
keine zweite Lagerstätte, deren Erze nach Mei-
nung der Fachwelt so innig verwachsen sind
wie die des Rammeisberges.
Der Metallreichtum des Roherzes war mit ca.
30% außerordentlich hoch. Der Erzkörper
setzte sich aus unterschiedlichen Erzarten zu-
sammen, wie Bleiglanz, Zinkblende, Kupfer-
kies, Schwefelkies und anderen, die im Durch-
schnittfolgenden Metallgehalt hatten: ca. 20 %
Zink, ca. 10% Blei, ca. 10% Eisen, ca. 1,5%
Kupfer und ca. 0,02 % Silber.
Trotz des mit ca. 0,02 % nur äußerst geringen
Silberanteils am geförderten Roherz, war im
Mittelalter das Hauptaugenmerk auf die Ge-
winnung gerade dieses Metalls gerichtet, da
es als Münzmetall benötigt wurde. Mit einem
Gramm pro Tonne war der Rammeisberg in
den letzten Betriebsjahrzehnten die einzige
Goldquelle Deutschlands.8 Neben den ge-
nannten war im Erz des Rammeisberges noch
eine Vielzahl weiterer Metalle vorhanden, wie
Wismut, Antimon, Quecksilber, Nickel, Kobalt
und andere. In der Frühzeit des Bergbaubetrie-
bes wurde neben dem Erz auch Vitriol gewon-
nen, das bei der Verdunstung saurer Gruben-
salze entstand.
Außer dem Reicherz enthielt der Rammeisberg
noch Armerz, sogenanntes Banderz, das zwar
die gleichen Mineralien wie das Reicherz ent-
hielt, allerdings einen um etwa zwei Drittel nied-
rigeren Metallgehalt aufwies.
Mit einem Gesamtinhalt von etwa 30 Millionen
Tonnen Erz war der Rammeisberg die größte
zusammenhängende Blei-, Zink- und Kupfer-
erz-Lagerstätte der Welt.

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