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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Die Denkmale des Bergbaus
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Einordnung der Übertageanlagen in das Werk der Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0033
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gäbe der Stützen. Die Höhe des Gerüstes von
der Rasenhängebank bis zur Seilscheiben-
achse beträgt genau 20 m (Abb. 115, 116).
Da beide Schächte, der Richtschacht und der
Rammeisbergschacht, bis zuletzt voll funk-
tionsfähig in den Betriebsablauf des erzför-
dernden Bergwerkes integriert waren, haben
sich auch die Ausstattungen dieser Schächte
vollständig im Originalzustand erhalten (Abb.
133-144).

Winkler-Wetterschacht
In östlicher Richtung, etwa 50 m vom Malter-
meisterturm entfernt liegend, wurde 1906 der
bereits seit langem bestehende Winkler-
Schacht mit einer neuen Fördereinrichtung,
bestehend aus eisernem Fördergerüst sowie
Schachthalle und Maschinenhaus aus Well-
blech, ausgestattet. Zwei Jahre später wurde
dieser Schacht als Hauptwetterschacht des
Rammeisberges ausgebaut, um die bislang
uneinheitlich geregelte Bewetterung (Versor-
gung mit Frischluft) der Grube zu vereinheit-
lichen und zu effektivieren. Außer zur Bewette-
rung diente die kleine Schachtanlage auch zur
Nebenförderung und zum Materialtransport.
Zu Beginn des Jahres 1936 wurden anstelle
der abgerissenen alten neue Tagesanlagen am

Winkler-Wetterschacht eingerichtet. Die Pla-
nung der neuen Schachthalle sowie des neuen
Fördermaschinengebäudes lag wie bei den
übrigen neuen Tagesanlagen des Rammeis-
berges in den Händen der Architekten Schupp
und Kremmer. Entsprechend dem gestalteri-
schen Konzept der neuen Tagesanlagen der
Grube wurden die eingeschossigen Gebäude
mit Rammeisberger Bruchsteinen verkleidet.
Das breitgelagerte Schachtgebäude wurde
von zwei quadratischen, vierachsigen, mit
Walmdächern versehenen Seitenrisaliten ein-
gefaßt. Diesem gegenüber, exakt auf die Mitte
des Schachtgebäudes ausgerichtet, wurde
das quadratische Fördermaschinenhaus an-
geordnet, das ebenfalls mit einem Walmdach
versehen wurde. Die Fensteröffnungen wurden
durch weiße Sprossenfenster gegliedert. Das
1906 errichtete und 1935 fast vollständig er-
neuerte eiserne Fördergerüst ist heute nicht
mehr erhalten.
Obwohl der Winkler-Wetterschacht etwa 350 m
von den Tagesanlagen der Hangaufbereitung
entfernt liegt, müssen seine Tagesanlagen in
unmittelbarem Zusammenhang mit diesen ge-
sehen werden. In gestalterischer Hinsicht fügen
sich die Bauten des Winkler-Wetterschachtes
in das von den Architekten Schupp und Krem-
mer für den Rammeisberg entwickelte Ge-
samtkonzept nahtlos ein (Abb. 93, 94).

Einordnung der Übertageanlagen in das Werk der Architekten

Prof. Dr.-Ing. E. h. Fritz Schupp (1896-1974)
plante in den Jahren zwischen 1920 und 1974
69 Industrieanlagen, und zwar u.a. die Zink-
hütte in Harlingerode (ab 1940), Stahlwerk
(1957-1959) und Stranggießanlage (1967—
1968), beide in Duisburg-Ruhrort, das Kraft-
werk Horst in Gelsenkirchen-Horst (1937-
1942) und die Zentralkokerei Zollverein in
Essen-Katernberg (1957-1962). 33 dieser An-
lagen konzipierte Fritz Schupp zusammen mit
seinem Sozius Martin Kremmer (1894-1945).
Aufgrund des frühen Todes von Kremmer muß

das Werk von Fritz Schupp in zwei Abschnitte
geteilt werden: In die Zeit der Bürogemein-
schaft mit Martin Kremmer (bis 1945) und die
anschließende Zeit bis 1974. In der gemeinsa-
men Schaffensphase errichteten Schupp und
Kremmer zusammen 22 Bergwerke, und zwar
u.a. die Zeche Graf Moltke in Gladbeck
(1920-1955), die Zechen Zollverein 4/11 und
12 in Essen-Katernberg (beide 1927-1932), die
Zeche Bonifacius in Essen-Kray (1929-
1954) und die Zeche Minister Stein und Har-
denberg in Dortmund-Eving (1937). Nach 1945

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