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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Vielschichtige Erhaltungsaktivitäten
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Denkmalpflegerisches Erhaltungskonzept
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0041
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stanz normalerweise ausschließlich Sekundär-
quellen (Archivalien, Fotos, Literatur) zur Verfü-
gung stehen.
Am Rammeisberg wurde aufgrund dieser Er-
kenntnis rechtzeitig vor der Stillegung des
Bergbaubetriebes als denkmalpflegerische
Dokumentationsmaßnahme ein Tonfilm über
den noch laufenden Bergwerksbetrieb herge-
stellt. In Abstimmung mit dem Institut für Denk-
malpflege erstellte das Deutsche Bergbaumu-
seum Bochum einen Szenenkatalog, der
sämtliche untertägigen und übertägigen Ar-
beitsvorgänge sowie deren soziale Umfelder
beinhaltete. Ein Filmteam, das mit den Verhält-

nissen in einem Bergwerk vertraut war und das
vor allem in der Aufnahme untertägiger Arbeits-
prozesse große Erfahrungen mitbrachte,
stellte in mehrwöchiger Arbeit vor Ort Filmroh-
material mit einer Lauflänge von ca. acht Stun-
den her. Diese wissenschaftliche Dokumenta-
tion bewahrt in anschaulicher Weise nachfol-
genden Generationen das Wissen über nahezu
alle Betriebsabläufe im Erzbergwerk Ram-
melsberg aus der Zeit unmittelbar vor seiner
Stillegung. Zusätzlich bietet dieses Film-
material die Möglichkeit, unter museums-
didaktischen Gesichtspunkten thematisch un-
terschiedliche, publikumsorientierte Filme her-
zustellen.

Denkmalpflegerisches Erhaltungskonzept

Nach den jahrelangen, kontrovers geführten
Erhaltungsdiskussionen, bei denen die positi-
ven, für eine Erhaltung plädierenden Beiträge
in Presse, Rundfunk und Fernsehen eine nicht
unbedeutende Rolle gespielt haben, beschloß
der Rat der Stadt Goslar am 7. Juni 1988, also
in buchstäblich letzter Minute, den Rammeis-
berg zu erhalten und dort ein Schaubergwerk
einzurichten. Für dieses Schaubergwerk sollte
auf der Grundlage vorliegender konzeptioneller
Ansätze ein Gesamtkonzept erarbeitet wer-
den: Damit war der erste Auftrag von der durch
die Stadt Goslar ins Leben gerufenen Ram-
meisberger Bergbaumuseum Goslar GmbH
an die künftige Museumsleitung formuliert.
Grundlage dieses aufzustellenden Gesamt-
konzeptes war das im folgenden wiedergege-
bene denkmalpflegerische Erhaltungskon-
zept, das vor der Schließung des Erzbergwer-
kes im Frühjahr 1988 vom Institut für Denkmal-
pflege erarbeitet und in die Erhaltungsdiskus-
sionen des Rates der Stadt Goslar eingebracht
worden war. Wesentliche Aufgabe dieses Kon-
zeptes, das sich nur auf den modernen Berg-
bau und nicht auf den in seinem Bestand kaum
gefährdeten mittelalterlichen und nachmittel-
alterlichen Bergbau bezog, ist es gewesen, die
Möglichkeiten und Chancen, die in der Erhal-

tung der Gesamtanlage des Rammeisberges
liegen, ausführlich darzulegen und die denk-
maldidaktischen Vermittlungsmöglichkeiten
der komplexen unter- und übertägigen Be-
triebsabläufe anschaulich darzustellen. Dieses
war zwingend erforderlich, da, wie für die mei-
sten „Normalbürger“, auch für viele der Ent-
scheidungsträger bis zu diesem Zeitpunkt die
in laufendem Betrieb befindlichen über- und
untertägigen Bergwerksanlagen eine fremde,
unerreichbare und deshalb unbegreifbare Welt
gewesen waren. Ferner war deutlich zu ma-
chen, daß es bei der Erhaltung des Rammeis-
berges nicht nur um einzelne Gebäude der
Übertageanlagen gehen konnte, um in diesen
ein herkömmliches Bergbaumuseum einzu-
richten, das folglich auch anderswo seinen
Standort hätte haben können. Zum umfassen-
den prozessualen und architektonischen Ver-
ständnis dieses sich als betriebliche und archi-
tektonische Einheit darstellenden Bergwerkes
mußte die Erhaltung der Gesamtanlage als
zwingend gelten. Es konnte also nur um die
sogenannte „Große Lösung“ gehen.
Da es kaum möglich war, den Rammeisberg
einer anderen artfremden gewerblichen oder
sonstigen Nutzung zuzuführen, ohne ihn als
Dokument des Bergbaues zu zerstören, war

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