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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Auswirkungen des Bergbaus auf die Entwicklung der Stadt Goslar
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Auswirkungen des Bergbaus auf den Wohnhausbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0015
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Der Aufstieg Goslars von einem einfachen
Landstädtchen zur bedeutendsten Stadt der
gesamten Region ist auch in derfolgenden Zeit
eng mit dem Rammeisberg verbunden. Nach-
dem 1802 die Reichsfreiheit Goslars beendet
wurde und 1859, kurz vor Erschöpfung des
Alten, das Neue Lager entdeckt worden war,
konnte insbesondere ab 1866 unter preußi-
scher Leitung die Erzförderung nachhaltig ge-
steigert werden. Dies führte in den folgenden
Jahrzehnten wieder zu einer verstärkten Bau-
tätigkeit, welche die erste Erweiterung des
Stadtgebietes über die Grenzen des alten
Mauerringes zur Folge hatte.

Die Entwicklung Goslars von der bedeutenden
Metropole im mittelalterlichen Kaiserreich,
über die Zeit als mächtige Kaiserliche Freie
Reichsstadt, den daran anschließenden politi-
schen Niedergang unter der Herrschaft der
braunschweigischen Herzöge bis hin zum wirt-
schaftlichen Wiederaufstieg im 19. Jahrhun-
dert ist am noch heute erhaltenen Stadtbild ab-
lesbar. Wie ein Spiegel reflektiert es die letzten
1000 Jahre der Entwicklung des Rammelsber-
ges mit allen seinen Höhen und Tiefen.

Auswirkungen des Bergbaus auf den Wohnhausbau

Außer den Informationen, die das Bergwerk
selbst über technische Entwicklungen, die Ar-
beitsverhältnisse der Bergleute, über geologi-
sche und mineralogische Verhältnisse und an-
deres mehr vermittelt, werden durch die in der
Altstadt errichteten und mit dem Rammeis-
berg zusammenhängenden Bauten die vielfäl-
tigsten Informationen über das Leben der
Bergleute außerhalb ihrer Arbeitsstätte, über
allgemeine politische und wirtschaftliche Zu-
stände, über religiöse und rechtliche Verhält-
nisse, überdas Leben mit dem Bergbau mittel-
barverbundener Bevölkerungskreise und über
vieles andere mehr augenscheinlich übermit-
telt. So befindet sich noch heute neben den
vielen Bauten, die allein aufgrund der guten
wirtschaftlichen Lage der Stadt in Goslar er-
richtet werden konnten, eine Vielzahl von Ge-
bäuden, die unmittelbar für die Berg- und Hüt-
tenleute gebaut bzw. umgebaut oder aber von
diesen selbst für eigene Zwecke, z. B. als
Wohnhäuser, errichtet wurden.
Diese unmittelbaren Einflüsse des Rammeis-
berges auf das Baugeschehen Goslars sollen
hier nur andeutungsweise erwähnt werden.
Angefangen von den noch heute vollständig
erhaltenen spätmittelalterlichen Straßenzügen
im Frankenberger Viertel (Abb. 42,43) mit ihren
in Fachwerk gebauten Häusern für die ein-

fachen Bergleute (kennzeichnend die kleinen
Türen und die fehlenden Speicherböden) bis
hin zu den prächtigen Gebäuden der Berg-
und Hüttenbesitzer, wie dem Brusttuch mit sei-
nen aufwendigen figürlichen Schnitzereien auf
den Fachwerkhölzern 1526 durch den Berg-
werks- und Hüttenbesitzer Magister Johannes
Tilling errichtet (Abb. 44, 45), den Gebäuden
der bedeutenden Goslarer Familie von Schwie-
cheldt oder dem Wohnhaus des Montanen
Claus Schuttemester, in dessen Familienwap-
pen das Symbol der Bergleute, Schlägel und
Eisen, enthalten ist (Abb. 46).
Während von der ersten Kirche der Bergleute
im unmittelbar neben den Gruben gelegenen
und im Zusammenhang mit den kriegerischen
Auseinandersetzungen mit den Braunschwei-
ger Herzögen zerstörten Bergdorf, der ersten
Siedlung der Bergleute, nur noch die Grund-
mauern der Johanniskirche erhalten sind (Abb.
5,6), haben sich sowohl die Klauskapelle (Abb.
50-54) mit dem an die Kapelle anschließenden
ehemaligen Siechenhaus der Bergleute (Abb.
55) als auch die Pfarrkirche der Berg- und Hüt-
tenleute, die Frankenberger Kirche (Abb. 23,
24), vollständig erhalten. Goslarer Bürger, die
mit den Produkten des Rammeisberges ihren
Lebensunterhalt verdienten, wie der Glocken-
gießer Magnus Karsten (Abb. 48) oder der

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